Es gibt eine neue Version der PRISCUS-Liste. Die Liste, die potentiell inadäquate Medikationen (PIM) für ältere Patienten beinhaltet, wurde um 177 Wirkstoffe auf den doppelten Umfang erweitert.
Die PRISCUS-Liste war die erste PIM-Liste, die 2010 zur Verbesserung der Therapiesicherheit für den deutschen Arzneimittelmarkt konzipiert wurde und Eingang in die Praxis fand. Seither ging die Verordnung dieser problematischen Wirkstoffe deutlich zurück: Während 2009 noch 24% der deutschen Patienten ab 65 Jahren mindestens ein PIM pro Jahr erhielten, waren es 2019 nur noch 14,5%. Nun ist die Liste aktualisiert worden. Die neue Priscus-Liste 2.0 ist mit 177 Wirkstoffen fast doppelt so umfangreich wie die erste Liste. Die Pharmakologin Prof. Dr. Petra Thürmann von der Universität Witten/Herdecke stellte sie gemeinsam mit Fachleuten aus Wittten/Herdecke, Göttingen, Wien und Salzburg Anfang Januar 2023 im Deutschen Ärzteblatt vor.
Zur Erarbeitung der Priscus-Liste 2.0 bewerteten Experten aus der klinischen Praxis und Forschung in einem Delphi-Verfahren in drei Runden, ob ausgewählte Wirkstoffe PIMs für Ältere sind. Dafür wurde den Teilnehmenden eine Literatursammlung zur Verfügung gestellt, die unter anderem eigens für das Projekt erstellte systematische Reviews enthielt. 59 Personen nahmen am Delphi-Verfahren teil und trugen auch zur Beschreibung von Hinweisen und therapeutischen Alternativen bei. Insgesamt wurden 187 Wirkstoffe als PIM bewertet, 133 Wirkstoffe sind im Vergleich zur originalen PRISCUS-Liste neu hinzugekommen, darunter auch einige orale Antidiabetika, alle selektiven COX-2-Hemmer und mittellangwirksame Benzodiazepine wie Oxazepam.
Vorsicht auch bei bei Magenschutz
Für weitere Wirkstoffe, wie zum Beispiel Protonenpumpenhemmer (PPI) wurde eine Therapiedauer von über acht Wochen für bedenklich gehalten, ebenso wie Ibuprofen höher dosiert als 1 200 mg/d und für länger als eine Woche ohne PPI. Auch Risperidon länger als sechs Wochen verordnet gilt als PIM. Die nun deutlich umfangreichere PRISCUS-Liste 2.0 muss jetzt, so betonen die Autoren, in epidemiologischen und prospektiven Studien validiert und ihre Praxistauglichkeit im Alltag überprüft werden.
Der Beitrag umfasst die Informationen als tabellarische Listen (am besten als Powerpoint-Präsentation downloadb0ar), z. B. die „PRISCUS-Liste 2.0, Kurzversion“ und ergänzende Übersichten über alle erstellten und identifizierten systematischen Reviews, über alle als PIM bewertete Wirkstoffe (Ergänzung zur tabellarischen Kurzversion) mit der Anzahl der Bewertungen, Mittelwert und Konfidenzintervall, über als Nicht-PIM bewertete Wirkstoffe sowie über nicht eindeutig bewertete Wirkstoffe.
Mann NK et al.: Dtsch Arztebl Int. 2023;120:3-10 (DOI: 10.3238/arztebl.m2022.0377).