Das Thema Schwangerschaftsabbrüche sorgt besonders in den letzten Tagen mit Blick auf die Rechtsprechung in verschiedenen Staaten für ambivalente Gefühle. Aktuelle Daten des Statistischen Bundesamtes bescheinigen Deutschland im europäischen Vergleich einen niedrigen Anteil.
Der Status quo der Aborte in Deutschland: 2021 wurden 94.596 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet. Sowohl die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche als auch die Abbruchraten bezogen auf die Anzahl der Frauen und der Lebendgeborenen haben seit 2001 abgenommen. 95,8% der Schwangerschaftsabbrüche erfolgten nach der sogenannten Beratungsregelung. Mehr als die Hälfte der Schwangerschaftsabbrüche (52,1%) wurden mittels Vakuumaspiration durchgeführt, 11,4% durch eine Kürettage, 32,3% medikamentös mit dem Wirkstoff Mifepriston. Dabei gibt es bei der eingesetzten Methode starke regionale Unterschiede.
Die jetzt im Journal of Health Monitoring, einer Publikationsreihe der Gesundheitsberichterstattung (GBE) des Bundes am Robert Koch-Institut (RKI), erschienene Report führt weiter aus, dass die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche 2021 43,0 Abbrüchen je 10.000 Frauen entspricht. Um das Verhältnis zwischen abgebrochenen und ausgetragenen Schwangerschaften zu beschreiben, wird auch die Zahl der Abbrüche je 1.000 Lebendgeborene angegeben. Diese beträgt für das Jahr 2020 128,5 Abbrüche je 1.000 Lebendgeborene. Die Anzahl der Abbrüche und die Abbruchquote je 10.000 Frauen sind bei den unter 18-Jährigen sehr gering, während die Abbruchquote bezogen auf 1.000 Lebendgeborene hoch ist. Das heißt, dass unter 18-Jährige selten schwanger werden, im Falle einer Schwangerschaft diese aber mit hoher Wahrscheinlichkeit abbrechen. Bei den 40-jährigen und älteren Frauen sind sowohl die Anzahl der Abbrüche und die Abbruchquote je 10.000 Frauen als auch die Abbruchquote bezogen auf 1.000 Lebendgeborene eher gering. Das bedeutet, dass Frauen ab 40 Jahren selten schwanger werden und, im Falle einer Schwangerschaft, diese eher auch austragen.
Seit der Jahrtausendwende sinkt die Zahl der gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland, von 134.964 im Jahr 2001 auf 94.596 im Jahr 2021. Dies entspricht einem Rückgang von etwa 30%. Gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche 2021 um 5,4% zurückgegangen. Die Zahl der Abbrüche im ebenfalls von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 war lediglich um 0,9% zurückgegangen. Auch die Abbruchraten von Frauen im gebärfähigen Alter (15-49 Jahre) sinken, von etwa 68 Abbrüchen je 10.000 Frauen im Jahr 2001 auf rund 56 Abbrüche je 10.000 Frauen 2021. Parallel dazu ist auch die Abbruchrate bezogen auf die Lebendgeborenen rückläufig. Das bedeutet, dass in den letzten 20 Jahren die Schwangerschaftsabbrüche stärker abgenommen haben als die Lebendgeburten.
Die Autorinnen der Publikation betonen, dass für Frauen in der Diskussion um ungewollte Schwangerschaften die Frage nach Selbstbestimmung eine zentrale Rolle spielt. Selbstbestimmung erfordert, wie auch der erste Frauengesundheitsbericht von 2001 fordert, „zum einen eine Verbesserung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen für das Leben mit Kindern und zum anderen den Zugang zu möglichst wenig körperlich und psychisch belastenden, sicheren und frauenfreundlichen Abbruchmöglichkeiten, wenn eine Frau sich für einen Abbruch entscheidet“. Neben guter Sexualaufklärung und guten Gesundheitsinformationen kann auch ein niedrigschwelliger Zugang zu sicheren Verhütungsmitteln dazu beitragen, die Anzahl ungewollter Schwangerschaften und damit einhergehend die Anzahl von Schwangerschaftsabbrüchen weiter zu reduzieren.
Prütz F et al.; JHealthMonit 2022 Jun 29;7(2):42-50.