Die postpartale Depression (PPD) ist eine häufige depressive Erkrankung mit Beginn innerhalb von vier Wochen nach der Entbindung bei 10–15% der Mütter. Die Behandlung umfasst Psychotherapie und medikamentöse Therapie, wozu jeweils nur wenige kontrollierte Studien existieren. Eine jetzt vorgelegte Studie hat die antidepressiven Wirkungen des selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmers Sertralin mit denen des phytotherapeutischen Safran-Wirkstoffs Crocin bei Frauen mit leichter bis mittelschwerer PPD verglichen [1].
Die Patientinnen in den beiden Behandlungsgruppen erhielten drei Monate lang täglich entweder Crocin (15 mg) oder Sertralin (50 mg). Die Schwere ihrer Erkrankung wurde mittels Beck-Depressions-Inventar (BDI-II, Selbstbeurteilungsfragebogen zum Schweregrad depressiver Symptomatik) und Beck-Angst-Inventar (BAI, Selbstbeurteilungsfragebogen zum Schweregrad von Angststörungen) zu Beginn und zum Ende des Behandlungszeitraums beurteilt (> Depressionen). Insgesamt waren 64 Patientinnen in die Studie eingeschlossen.
Nach drei Monaten sank der Mittelwert des BDI-II-Scores in der Crocin-Gruppe von 20,75 auf 4,93 (p=0,0001) und in der Sertralin-Gruppe von 21,06 auf 2,37 (p=0,0001). Der Mittelwert des BAI-Scores in der Crocin-Gruppe verringerte sich nach drei Monaten von 13,75 auf 4,06 (p=0,0001) und in der Sertralin-Gruppe von 12,9 auf 2,71 (p=0,0001). Signifikante Unterschiede zwischen den beiden Behandlungsarmen zeigten sich nicht (p=0,5). Im Studienzeitraum wurden in keiner der beiden Gruppen schwerwiegende Nebenwirkungen registriert.
Aus Sicht der Autoren der Universität Maschad (Persien) zeigen die Ergebnisse dieser klinischen Studie, dass Crocin (15 mg täglich) bei der Behandlung der PPD nützlich sein könnte. Zudem wäre der Pflanzenwirkstoff wegen seiner im Vergleich zu herkömmlichen Antidepressiva geringeren Nebenwirkungen bei PPD häufiger einsetzbar, sofern größere klinische Studien die vorgelegten Untersuchungsergebnisse bestätigen.
Hintergrund: Das Carotinoid Crocin kommt in Crocus-(Iridaceae-) und Gardenia-(Rubiaceae-)Arten vor und ist mit seiner charakteristisch rötlich-gelblichen bzw. gelöst gold-orangenen Farbe das färbende Prinzip von Safran (Crocus sativus, Gehalt 24–27%). Crocin ist in der EU nicht als Lebensmittelfarbstoff, Würzmittel oder Arzneimittel zugelassen (lediglich homöopathisch aufbereiteter Crocus sativus wird in verschiedenen Kombinationsmitteln vertrieben).
1) Kolahdooz G et al., Int Clin Psychopharmacol 2023 Jan 1; 38: 9–15, DOI: 10.1097/YIC.0000000000000426, Epub 2022 Nov 10