Die Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist mit einem erhöhten Risiko für negative gesundheitliche Folgen einschließlich vorzeitigem Tod verbunden. Unklar ist jedoch, ob eine ADHS-Pharmakotherapie z. B. mit Stimulantien das Sterberisiko beeinflusst. Die jetzt vorgelegten Untersuchungsergebnisse einer großen schwedischen Studie zeigen, dass eine medikamentöse Therapie von ADHS mit einem signifikant verringerten Sterberisiko bei Personen mit diagnostizierter ADHS verbunden ist.
In einer landesweiten Kohortenstudie in Schweden unter Anwendung des „Target Trial Emulation Frameworks“ identifizierte das Forscherteam Personen im Alter von 6-64 Jahren mit einer ADHS-Diagnose im Zeitraum 2007-2018 und ohne vorherige Behandlung mit ADHS-Medikamenten vor der Diagnose. Die Nachbeobachtung begann mit der ADHS-Diagnose und dauerte bis zum Tod, der Auswanderung, 2 Jahre nach der ADHS-Diagnose oder dem 31. Dezember 2020, je nachdem, was zuerst eintrat. Als „Exposition“ wurde die Einleitung einer ADHS-Medikation innerhalb von 3 Monaten nach der Diagnose definiert. Untersuchte Zielgrößen waren die Gesamtmortalität innerhalb von 2 Jahren nach der ADHS-Diagnose sowie die Mortalität aus natürlichen (z. B. infolge körperlicher Erkrankungen) und unnatürlichen Gründen (z. B. durch unbeabsichtigte Verletzungen, Selbstmord oder versehentliche Intoxikationen).
Von 148 578 Personen mit ADHS (41,3 % Frauen) begannen 84 204 (56,7 %) mit der medikamentösen Behandlung von ADHS. Das mittlere Alter bei der Diagnose betrug 17,4 Jahre. Das 2-Jahres-Mortalitätsrisiko war in der Gruppe mit medikamentöser Behandlung (39,1 pro 10 000 Personen) deutlich niedriger als in der Gruppe ohne eine solche Therapie (48,1 pro 10 000 Personen), mit einem Risikounterschied von -8,9 pro 10 000 Personen. Dabei war der Beginn einer ADHS-Medikation signifikant mit einer niedrigeren Gesamtmortalität (Hazard Ratio [HR] 0,79) und reduzierten Mortalität durch unnatürliche Ursachen (2-Jahres-Mortalitätsrisiko 25,9 pro 10.000 Personen vs. 33,3 pro 10 000 Personen; Risikodifferenz -7,4 pro 10.000 Personen; HR 0,75) assoziiert, nicht jedoch mit signifikanten Mortalitätsunterschieden durch natürliche Ursachen.
Li L et al.: ADHD Pharmacotherapy and Mortality in Individuals With ADHD. JAMA. 2024 Mar 12;331(10):850-860 (DOI 10.1001/jama.2024.0851).