In einem „Research Letter“ im JAMA Network berichtet eine britische Forschergruppe über die Evaluation von Risikofaktoren für den Tod an Covid-19 nach bzw. trotz erhaltener mRNA-Booster-Impfung. Als mit Abstand stärkster Risikofaktor wurde das Alter identifiziert.
Die Gruppe verwendete Daten aus dem „Office for National Statistics Public Health Data Asset“, einem Datensatz auf Bevölkerungsebene der Volkszählungsdaten (2011) mit elektronischen Patientenakten kombiniert und rund 80% der Bevölkerung Englands abdeckt. Die Studienpopulation umfasste in England lebende Personen im Alter von 18-100 Jahren, die beide Dosen ihres Grundimmunisierungsplans abgeschlossen und ihre mRNA-Auffrischimpfung mindestens 14 Tage vor dem 31. Dezember 2021 erhalten hatten. Der Studienfokus lag auf der Zeit bis zum Tod im Zusammenhang mit COVID-19 im Zeitraum zwischen 1.1.2022 und dem 16.3.2022.
In der Kohorte von 19.473.570 Personen (45,2%; mittleres [SD]-Alter 60,8 [16] Jahre; 92,0% weiße Personen) kam es zu 4.781 (0,02%) Todesfälle bei den Geboosterten im Zusammenhang mit COVID-19 und 58.020 (0,3%) Todesfällen aus anderen Gründen. Das mediane Alter der an COVID-19 Verstorbenen betrug 85 (78-99) Jahre (Mittelwert 83,3 Jahre). Die statistische Analyse machte deutlich, dass das Alter das wichtigste Merkmal im Zusammenhang mit dem Risiko eines COVID-19-Todes nach der Auffrischimpfung war (Beispiel: Hazard Ratio 31,3; 95%-Konfidenzintervall 26,1-37,6, bei einer 80-jährigen im Vergleich zu einer 50-jährigen Person). Frauen hatten ein geringeres Risiko als Männer (HR 0,52; 95%-KI: 0,49-0,55). Ein weiterer Risikofaktor mit erhöhtem Sterberisiko durch COVID-19 war das Leben in einem Pflegeheim oder in einem sozioökonomisch benachteiligten Gebiet. Keine wesentlichen statistischen Zusammenhänge zeigten sich zwischen COVID-19-Sterberisiko und der ethnischen Zugehörigkeit (mit Ausnahme von Personen mit indischem Hintergrund, die im Vergleich zu weißen Personen ein leicht erhöhtes Risiko hatten).
In Hinsicht auf das erhöhte Sterberisiko nach der Boosterimpfung stand unter den Komorbiditäten neben anderen schwere kombinierte Immundefekte (HR 6,17), hämatologische Erkrankungen, Multiple Sklerose, pulmonaler Hochdruck, Lungenfibrose, Down-Syndrom und Demenz (HR jeweils über 3) als bedeutende Risikofaktoren im Vordergrund. Die auf diese Weise identifizierten Subpopulationen, die nach Erhalt der Auffrischungsimpfung während der Omicron-Welle weiterhin einem erhöhten Risiko eines COVID-19-bedingten Sterberisikos ausgesetzt sind, so schreiben die Autoren, sollten prioritär als Kandidaten für COVID-19-Therapeutika und weitere Auffrischungsimpfungen betrachtet werden.
Nafilyan V et al.; JAMA Netw Open. 2022 Sep 1;5(9):e2233446 (DOI 10.1001/jamanetworkopen.2022.33446).