Hautpflege als integraler Bestandteil der palliativ ausgerichteten Versorgung von Sterbenden verbessert die Qualität des zu Ende gehenden Lebens und Sterbens für den gepflegten Menschen und seine liebenden Angehörigen. Es gibt jedoch ein Paradox in Bezug auf die Hautpflege am Lebensende, so der Pflegewissenschaftler Ray Samuriwo (Cardiff/UK) in einem engagierten Editorial in „Palliative Medicine“, die aktuell ein herausforderndes und komplexes Thema ist. So gelten einerseits die meisten Dekubitus-Druckgeschwüre bei entsprechender Pflege als vorbeugbar oder vermeidbar, sodass ihr Auftreten als nachteilig für die Patientensicherheit bzw. als Ausdruck einer schlechten Versorgung verstanden wird. Andere Experten verstehen das Hautversagen am Ende des Lebens (z.B. das Kennedy-Ulkus) jedoch als unaufhaltsamen Teil des Sterbeprozesses mancher Patienten, dem nicht vorgebeugt werden könne. Diese Unvermeidlichkeit sei jedoch zu bestreiten, so Samuriwo, da dadurch ‒ wenn auch unbeabsichtigt ‒ falsche Narrative entstehen könnten. Zum Beispiel, dass medizinisches Fachpersonal mit Erfahrung in der Palliativmedizin, und besonders hoher Pflegekompetenz zur Erhaltung der Hautintegrität von Sterbenden, überflüssig sei und eingespart werden könne. Natürlich fordert Samuriwo weitere Forschungen und bessere theoretische Grundlagen, die dann eine Versorgungskultur fördern können, bei der auch die Hautpflege am Lebensende ‒ nach seiner Ansicht einer der bedeutendsten Abschnitte im Leben von Menschen ‒ zum gedeihlichen Wohlbefinden sterbender Menschen und ihrer Angehörigen sowie der Menschen, die die Pflege leisten, beiträgt.
Samuriwo R et al., Palliat Med 2021 Jun; 35(6): 986‒987, DOI 10.1177/02692163211019192, PMID: 34092139