Opioide spielen insbesondere bei tumorbedingten Schmerzen eine zentrale Rolle im Schmerzmanagement. Aufgrund pharmakologischer Vorteile in der Verträglichkeit ist Hydromorphon gemäß der kürzlich aktualisierten Praxisleitlinie Präferenzsubstanz der Deutschen Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) [1]. Als besonders effektiv erwiesen sich 24-Stunden-Hydromorphon-Präparate mit verzögerter Wirkstofffreisetzung.
„Daten des DGS-PraxisRegisters Schmerz haben gezeigt, dass Hydromorphon unter den oralen lang wirkenden Opioiden Morphin und Oxycodon in der Wirksamkeit den anderen gegenüber deutlich überlegen ist“, erklärte DGS-Vizepräsident PD Dr. med. Michael A. Überall (Nürnberg). Nur jeder fünfte Patient reagierte auf Morphin und jeder dritte Patient auf Oxycodon mit einer zufriedenstellenden Schmerzlinderung. Positivere Ergebnisse erzielten Hydromorphon-Präparate – hier war etwa jede zweite Behandlung erfolgreich. Hydromorphon-Präparate in einer 24-Stunden- Galenik schnitten mit einer Responderrate von 66 % sogar noch besser ab [2].
„24-Stunden-Hydromorphon-Präparate mit verzögerter Wirkstofffreisetzung sind konventionellen Präparaten mit verzögerter Wirkstofffreisetzung überlegen – und ihre Verwendung ist mit einer deutlich geringeren Rate von End-of-Dose-Failure sowie Durchbruchschmerz verbunden“, erklärte Überall. Bei auf Morphin eingestellten Patienten wurden 31,4 % End-of-Dose-Failure beobachtet, bei Oxycodon 26,2 % und bei Hydromorphon-Standard 21,9 %, wohingegen bei Hydromorphon-24-Stunden-Präparaten ein End-of-Dose-Failure von lediglich 7,4 % beobachtet wurde [2].
Hydromorphon-24-Stunden-Präparate sichern bessere Lebensqualität
„Nicht nur die gewählte Substanz, sondern auch die Qualität der Galenik sollte in die Therapieentscheidung einfließen“, sagte DGS-Präsident Prof. Dr. med. Johannes Horlemann (Kevelaer). Dabei sichere die 24-Stunden-Gabe eine bessere Lebensqualität als die Mehrfachgabe über den Tag. Zu den Vorteilen der lang wirksamen Opioid-Freisetzung gehören unter anderem eine verbesserte Compliance durch die Verringerung der Einnahmefrequenz, eine größere Wirkstabilität durch Vermeidung großer Fluktuationen der Plasmaspiegel ‒ vor allem bei mittleren und hohen Dosen ‒ sowie auch ein langfristig stabiler Steady State. Aufgrund pharmakologischer Vorteile in der Verträglichkeit hat sich Hydromorphon als Präferenzsubstanz bei Tumorschmerz etabliert und wird weiterhin durch die Praxisleitlinie der DGS ausdrücklich für die Behandlung von Tumorschmerzen empfohlen [1].
1 PraxisLeitlinie Tumorschmerz V3.0 (2022). Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie (DGS) e. V. https://dgs-praxisleitlinien.de/tumorschmerz/
2 Überall MA et al., Schmerzmedizin 2018; 34: 64‒73