Patienten mit Divertikelerkrankungen haben eine signifikant erhöhte Gesamtkrebsinzidenz, bei der neben dem Kolon vor allem Leber, Pankreas und Lunge betroffen sein können. Das ist das Ergebnis einer Studie einer internationalen Forschergruppe.
Die Forscher führten eine populationsbasierte, gematchte Kohortenstudie mit Verknüpfung landesweiter Register mit der schwedischen ESPRESSO-Histopathologie-Kohorte durch. Dabei wurden 75.704 Patienten mit der Diagnose Divertikulose und kolorektaler Histopathologie sowie 313.480 Referenzpersonen aus der Allgemeinbevölkerung eingeschlossen, die nach Alter, Geschlecht, Kalenderjahr und Landkreis übereinstimmten. Mittels Cox-Proportional-Hazards-Modellierung wurden die multivariabel angepassten Hazard Ratios (HRs) für Assoziationen zwischen Divertikelkrankheit und Gesamtonkologische Ereignisse und spezifischen Krebsarten analysiert.
Über eine mittlere Nachbeobachtungszeit von sechs Jahren konnten 12.846 neu aufgetretene Krebserkrankungen bei Patienten mit Divertikulose und 43.354 neu aufgetretene Krebserkrankungen bei Referenzpersonen aus der Allgemeinbevölkerung dokumentiert werden. Im Vergleich zu Referenzpersonen hatten Patienten mit Divertikelerkrankung eine signifikant erhöhte Gesamtkrebsinzidenz (24,5 vs. 18,1 pro 1.000 Personenjahre). Dies entspricht einem zusätzlichen Krebsfall bei 16 Personen mit Divertikelerkrankung über einen zehnjährigen Beobachtungszeitraum hinweg. Nach Adjustierung für Kovariaten war die Diagnose einer Divertikulose mit einem um 33% erhöhten Gesamtkrebsrisiko verbunden (95%-Konfidenzintervall (KI) = 1,31-1,36). Die Risikoerhöhungen blieben auch im Vergleich zu Geschwistern als sekundäre Vergleichsgruppe bestehen (HR=1,26; 95%-KI = 1,21-1,32). In Hinsicht auf bestimmte Krebsentitäten hatten Patienten mit Divertikulose ein erhöhtes Risiko für Dickdarmkrebs (HR=1,71; 95%-KI = 1,60-1,82), Leberkrebs (HR=1,72; 95%-KI = 1,41-2,10), Pankreaskarzinom (HR=1,62; 95%-KI = 1,42-1,84) und Lungenkrebs (HR=1,50; 95%-KI = 1,39-1,61). Der Anstieg des Risikos von kolorektalem Karzinom beschränkte sich im Zeitverlauf hauptsächlich auf das erste Jahr der Nachbeobachtung und insbesondere auf frühe Krebsstadien.
Die Autoren schließen aus ihrer Auswertung, dass Patienten mit Divertikulose und kolorektaler Histopathologie ein erhöhtes Gesamtkrebsrisiko haben.
Ma W et al.; J Natl Cancer Inst. 2022 Oct 6:djac190 (DOI 10.1093/jnci/djac190).
Ludvigsson JF et al.; Clin Epidemiol. 2019 Jan 14;11:101-114 (DOI 10.2147/CLEP.S191914).