Die Zielsetzungen bei (metastasiertem) Brustkrebs haben sich im vergangenen Jahrzehnt erheblich verändert: Neben der Lebenserwartung spielen heute die Krankheitskontrolle und Lebensqualität eine führende Rolle. Damit haben ‒ neben der konventionellen Chemotherapie oder zielgerichteten Therapien ‒ auch Verfahren der integrativen Onkologie und die metronomische Chemotherapie (MCT) an Popularität gewonnen.
Aus Sicht einer Arbeitsgruppe der Klinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Frauengesundheit, Johannes Gutenberg-Universität Mainz, stellt die metronomische Chemotherapie ‒ in Kombination mit zielgerichteten und immunologischen Therapien ‒ einen neuen vielversprechenden Ansatz zur Behandlung des metastasierten Mammakarzinoms dar, vor allem aufgrund der multimodalen Wirkmechanismen.
Die metronomische Chemotherapie besteht aus der häufigen Gabe eines niedrig dosierten Chemotherapeutikums über einen längeren Zeitraum hinweg, wodurch systemische Entzündungs- und Immunreaktionen, Apoptose oder Redifferenzierung von Tumorzellen oder die Angioneogenese modifiziert werden können. Die sich dabei entfaltenden immunmodulatorischen, antiangiogenetischen oder direkten zytotoxischen Effekte treten ohne die üblichen Toxizitäten von Chemotherapie auf. Die orale Verabreichung von MCT ist, so stellen die Mainzer Autoren fest, sicher, einfach zu handhaben und ermöglicht eine flexible Medikamentendosierung. Überdosierungen mit nicht tolerierbaren Nebenwirkungen kommen selten vor, weshalb das jeweils gewählte Zytostatikum über einen längeren Zeitraum verabreicht werden kann.
Dringender Bedarf an weiteren Studien
Patientinnen mit einer HR-positiven, HER2-negativen Metastasierung, die gegen eine endokrine Therapie resistent sind und die kein schnelles Tumoransprechen brauchen, sind im Allgemeinen für eine MCT geeignet. Die metronomische Behandlung kann jedoch auch bei Patientinnen mit triple-negativem und HER2-positivem Tumor ohne aggressive Erkrankung vielversprechend sein, wenn sie ein im Vergleich zur konventionellen Chemotherapie niedrigeres Toxizitätsprofil bevorzugen. Die am häufigsten verwendeten Wirkstoffe sind Cyclophosphamid (CTX), Methotrexat (MTX), Capecitabin (CAPE) und Vinorelbin (VRL), wobei häufig auch Wirkstoffkombinationen zum Einsatz kommen.
Obwohl MCT aufgrund der wachsenden Evidenz als geeignete Behandlungsoption bei ausgewählten Patientinnen mit metastasiertem Mamma-Ca in Betracht gezogen werden kann, besteht dringender Bedarf an randomisierten kontrollierten Studien (bei ClinicalTrials.gov sind >120 MCT-Studien gelistet), stellen die Mainzer Autoren fest.
Krajnak S et al., Oncol Res Treat 2021 Nov 18; 1‒6, DOI 10.1159/000520236, PMID 34794154