- Anzeige -
News

Neurologie

Neue Leitlinie zum „Restless Legs Syndrom“ veröffentlicht

6.9.2022

Eine Leitlinie auf S2k-Niveau zum „Restless Legs Syndrom“ hat die Deutsche Gesellschaft für Neurologie veröffentlicht. Neben vielen anderen Neuerungen gibt es etwa keine Unterscheidung zwischen einer idiopathischen und sekundären Form des Syndroms mehr.

Die jetzt in der fünften Version von mehreren Fachgesellschaften gemeinsam publizierte S2k-Leitlinie „Restless Legs Syndrom“ (RLS) dokumentiert ein neues Verständnis des RLS als ein Krankheitsbild, das aus genetischen und Umweltfaktoren entsteht und durch Komorbiditäten beeinflusst wird. Dies, so teilt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie mit, macht die bisherige Unterscheidung in ein idiopathisches und ein sekundäres RLS in Folge einer zugrundeliegenden Erkrankung wie z. B. Diabetes mellitus, Rheuma oder Parkinson obsolet. Dennoch sollten natürlich Komorbiditäten konsequent behandelt und mögliche krankheitsfördernde Faktoren, wie z. B. die Einnahme von RLS-verstärkenden Medikamenten, umgangen werden.

„Das Restless-Legs-Syndrom ist zwar keine lebensbedrohliche Krankheit, mindert aber die Lebensqualität enorm. Der Leidensdruck ist hoch und es ist wichtig, den Stand der Forschung allen Behandlern verfügbar zu machen, damit alle Betroffenen eine bestmögliche Diagnostik und Therapie erhalten“, erklärt Prof. Dr. Claudia Trenkwalder (Kassel), eine der beiden federführenden Autorinnen. Grundsätzlich rät die Leitlinie zu einem langsamen, symptomorientierten Vorgehen, ausgehend von der Schwere der Beeinträchtigung im Hinblick auf die Schlaf- und Lebensqualität. Dr. Anna Heidbreder, Innsbruck, ebenfalls Koordinatorin der Leitlinie betont: „Bei den Betroffenen sollte regelmäßig der Eisenstoffwechsel kontrolliert und frühzeitig eine Eisentherapie initiiert werden, außerdem können die Betroffenen ruhig ermuntert werden, auch nicht medikamentöse Therapieoptionen auszuprobieren, die auch zusätzlich zu einer medikamentösen Therapie eingesetzt werden können“. Eine kontinuierliche medikamentöse Therapie sollte erst so spät wie möglich initiiert werden, so Heidbreder weiter.

Therapeutische Vorgehensweise

Zunächst wird bei leichtem RLS und niedrigen Eisenspiegeln (Ferritin ≤ 75 µg/l) zu einer Eisensubstitution mit 325 mg Eisensulfat zweimal täglich und jeweils 100 mg Vitamin C geraten. Ist der Ferritinspiegel nicht erniedrigt oder die Eisensubstitution alleine nicht erfolgreich, sollten folgende Dopaminagonisten als Therapie der ersten Wahl eingesetzt werden: Rotigotin, Ropinirol oder Pramipexol, und zwar in der möglichst niedrigsten Dosierung, da sich sonst die Beschwerden noch verstärken können (sog. Augmentation). Alternativ kann auch ein Gabapentinoid zur Anwendung kommen. „Levodopa soll nicht mehr zur kontinuierlichen Behandlung eingesetzt werden, sondern nur intermittierend und/oder zu diagnostischen Zwecken mit einer maximalen Dosis von 100 mg. Bei einer Augmentation oder Therapieversagen bei mittel- bis schwergradigem RLS unter o. g. Medikation können als Medikamente zweiter Wahl Opioide wie Oxycodon/Naloxon retard oder andere retardierte Opioide im ‚off-label use‘ eingesetzt werden“, fassen die beiden Expertinnen die Empfehlungen zur medikamentösen Therapie weiter zusammen. Wichtig zu wissen: Cannabinoide, Magnesium und Benzodiazepine helfen nicht.

Noch schwieriger ist die Therapie des RLS bei Kindern und Jugendlichen, denn dort ist bis auf die Eisengabe keines der oben genannten Medikamente zugelassen. Vor diesem Hintergrund gewinnen nicht medikamentöse Therapieansätze noch mehr an Bedeutung. Die Bewegungs- und Physiotherapie haben hier einen besonderen Stellenwert. So haben sich regelmäßiges leichtes Aerobic und Krafttraining der unteren Extremitäten –   bei Erwachsenen – als symptomlindernd erwiesen. Es soll aber darauf geachtet werden, so betonen die Leitlinienautoren, dass anstrengende körperliche Aktivitäten in der Zeit vor dem Zu-Bett-Gehen zu vermeiden sind, da dies die Symptomatik verstärken kann.

Pressemitteilung Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), September 2022
Heidbreder A. et al.; Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) und Deutsche Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM), Juni 2022

No items found.
Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt