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Neurodegenerative Erkrankung

Hoffnung für die progressive supranukleäre Blickparese

15.3.2021

Bei der progressiven supranukleären Blickparese (PSP) handelt es sich um eine chronisch-fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die wie die Alzheimer-Erkrankung zu den Tauopathien zählt.

Ein pathologisches Eiweiß (Tau-Protein) lagert sich in bestimmten Gehirnregionen (Tau-Aggregate bzw. -Fibrillen) ab. Bislang ist sie nicht ursächlich behandelbar. Eine internationale Phase-II-Studie untersuchte bei Patienten mit progressiver supranukleärer Blickparese die Therapie mit einem monoklonalen Antikörper (Tilavonemab). Zu Studienbeginn war der Symptom-Score PSPRS (Progressive Supranuclear Palsy Rating Scale) der Patienten in den drei Gruppen ähnlich; die Veränderung des PSPRS-Scores nach 52 Wochen war der primäre Studienendpunkt.

Nach 52 Wochen wurde die Studie entsprechend den vordefinierten „Futility-Kriterien“ (zu geringer bzw. kein Behandlungseffekt) vorzeitig beendet. Zwischen Verum und Placebo konnten keine signifikanten Gruppenunterschiede beim PSPRS-Score festgestellt werden. Gegenüber der Placebogruppe sank in beiden Tilavonemab-Gruppen die Konzentration des freien Tau-Proteins im Nervenwasser signifikant ab. „Obwohl über die Studiendauer von 52 Wochen kein klinischer Therapieeffekt gezeigt werden konnte, zeigte sich eine biologische Wirksamkeit; d. h., der Antikörper erreichte offensichtlich sein molekulares Ziel“, erklärt Prof. Dr. Günter Höglinger, Direktor der Klinik für Neurologie an der Medizinischen Hochschule Hannover, Erster Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Parkinson und Bewegungsstörungen e. V. (DPG) und Autor der Studie. Dafür könnte es verschiedene Gründe geben: Der Antikörper war zunächst im Tauopathie-Mausmodell erforscht worden. Es könnte sein, dass er nicht in ausreichender Menge in das menschliche Gehirn gelangen konnte, um die Übertragung des extrazellulären Tau-Proteins zwischen den Nervenzellen ausreichend zu unterdrücken. Eine Lösung wäre es, den Antikörper-Angriff bei der PSP auf andere Molekülstrukturen (Epitope) der Tau-Fibrillen auszurichten, als es bei Tilavonemab der Fall ist, der an das N-terminale Ende des Tau-Proteins bindet.

„Auf jeden Fall sollte der immunologische Therapieansatz trotz fehlender klinischer Wirksamkeit nicht als gescheitert angesehen werden“, so Prof. Höglinger. „Die PSP-Patienten der Studie waren möglicherweise schon in zu weit fortgeschrittenen Erkrankungsstadien, die Behandlungsdauer war möglicherweise zu kurz, die Tau-Reduktion möglicherweise zu niedrig, um klinisch relevante therapeutische Effekte zu erzielen; bei früherem Therapiebeginn und längerer Behandlungsdauer mit höherer Dosis und geeigneterem Epitop könnte womöglich eine klinische Wirkung erzielt werden.“

Quelle: Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft für Neurologie e. V. (DGN), Februar 2021

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