Die erste S2k-Leitlinie zur Intimchirurgie wurde veröffentlicht. Enthalten sind unter anderem Empfehlungen für ästhetischen Operationen und zur Rekonstruktion von Verstümmelungen. Abrufbar ist die Leitlinie „Rekonstruktive und ästhetische Operation des weiblichen Genitals“ nun bei AWMF.
Es gibt viele Gründe, warum Frauen eine rekonstruktive oder ästhetische Operation des Genitals brauchen oder wollen. Entsprechend thematisch breit ist die Leitlinie aufgestellt. Die Empfehlung der S2k-Leitlinie „Rekonstruktive und Ästhetische Operationen des weiblichen Genitales (AWMF-Register-Nr. 009-019) basiert auf einer Bewertung der angewandten Verfahren, welche in einem fachübergreifenden Expertenkonsens erarbeitet wurde. Darüber hinaus stellen die Autoren derzeit übliche intimchirurgische Eingriffe zur Rekonstruktion sowie Operationen und Operationsschritte dar. Erarbeitet wurde die Handlungsempfehlung unter der Federführung der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. (DGGG) und der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen e.V. (DGPRÄC) mit Beteiligung zahlreicher weiterer Fachgesellschaften. „Diese neue Leitlinie vereint erstmals den aktuellen Wissensstand zu den angewandten Verfahren bei Operationen des äußeren und inneren Genitales von Frauen und soll somit Ärzten und Patienten eine Hilfestellung bei der Entscheidungsfindung sein“, stellt Prof. Dr. Matthias Beckmann (Erlangen), DGGG-Leitlinienkoordinator, in einer Pressemitteilung der Gesellschaft fest.
Neben der Anatomie des weiblichen Genitales stellen die Autoren in ihrer Handlungsempfehlung die Indikationen und Kontraindikationen für die Durchführung einer rekonstruktiven und ästhetischen Operation vor. Nach einer ausführlichen Anamnese sollte die Patientin umfangreich über das geplante operative Prozedere aufgeklärt werden. Je nach Leiden der Patientin empfiehlt die Leitlinie spezifische operative Vorgehensweisen.
Ein eigenes Kapitel wird den Formen von Genitalverstümmelung, Female Genital Mutilation (FGM), gewidmet. Je nach Schwere der Gewebe- und Funktionsverletzung des Geschlechtsorgans, werden entsprechende Therapieoptionen dargestellt, wobei - so betonen die Autoren - ein umfassendes Verständnis der komplexen soziokulturellen und medizinischen Aspekte insbesondere im Kindes- und Jugendalter erforderlich ist. Alternative Verfahren zur Vaginalstraffung etwa mit Lasertechnik sollten nur im Rahmen von klinischen Studien zum Einsatz kommen, da bislang keine klinische Effektivität erwiesen wurde. Die Nachbehandlung derartiger Operationen ist abhängig von Art und Ausmaß des chirurgischen Eingriffes und den körperlichen Voraussetzungen der Patientin. Grundsätzlich ist eine postoperative Überwachungsphase mit geeigneten Kontrollen empfohlen. Ästhetische Eingriffe werden ohnehin zumeist ambulant durchgeführt.
„Rekonstruktive und ästhetische Operationen des äußeren weiblichen Genitales umfassen ein weites Spektrum an Indikationen und Therapieoptionen, die aufgrund der bestehenden Vielfalt noch wenig Standardisierung erfahren haben. Die neue S2k-Leitlinie zu diesem Thema soll es den behandelnden Ärztinnen und Ärzten im klinischen Alltag ermöglichen, Maßnahmen fundiert nach aktuellem Stand besprechen und planen zu können“.
Pressemitteilung Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC), Juli 2022