- Anzeige -
News

Langzeitdaten

Smartphone-Strahlung erhöht nicht das Risiko von Hirntumoren

1.6.2022

Das Hirntumorrisiko wird durch Smartphone-Nutzung nicht erhöht, stellt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) in einer Bewertung fest. Eine frische Follow-up-Analyse der „UK Million Women Study“ lieferte keinen Anhalt für ein höheres Risiko.

Die kabellose Kommunikation über Mobiltelefone geht mit einer Emission von elektromagnetischen Feldern („radiofrequency electromagnetic fields“/RF-EMF) einher. RF-EMF gab es im Alltag bereits vor dem Mobilfunk durch Radio und Fernsehen; dies sind jedoch keine Geräte, die in Kopfnähe verwendet wurden. Die ausgesendete elektromagnetische Strahlung liegt im hochfrequenten Spektrum zwischen FM-Radiowellen und Mikrowellen; sie ist wie auch sichtbares Licht und Wärmestrahlung nicht ionisierend ‒ im Gegensatz zu ionisierenden Strahlen wie UV-, Röntgen-, und γ-Strahlung. Die Energie der Smartphone-Strahlung reicht nicht aus, um die DNA in den Zellkernen direkt zu schädigen und somit Krebs auszulösen. Hohe Dosen von RF-Wellen können jedoch Zellen und Gewebe erwärmen; dabei gilt: je niedriger die Frequenz, desto tiefer dringen die Strahlen ein. Innerhalb der vorgeschriebenen Grenzwerte reicht die Energie von Mobiltelefonen aber nicht aus, um beispielsweise die Körpertemperatur zu erhöhen.

Lange Zeit wurde diskutiert, dass es auch unterhalb dieser Grenzwerte biologische Nebenwirkungen von Mobiltelefonnutzung geben könnte, möglicherweise durch andere Mechanismen als die Wärmeabgabe. Viele Studien untersuchten die Assoziation zwischen Smartphone-Nutzung und Hirntumoren ‒ nach der aktuellen Evidenz erhöht eine normale Nutzung von Mobiltelefonen das Hirntumorrisiko nicht, wie das Scientific Committee on Emerging and Newly Identified Health Risks (SCENIHR) schon 2015 bewertet hat („Final opinion on EMF“).

Kein statistischer Zusammenhang zu Mobiltelefonen

Das Update der „UK Million Women Study“ berichtet nun über die Follow-up-Phase (ab 2013) zur möglichen Assoziation zwischen Mobiltelefonnutzung und Hirntumoren. Die großangelegte, prospektive Studie begann 1996 in England und Schottland mit der Rekrutierung jeder vierten, zwischen 1935 und 1950 geborenen Frau in UK an 66 Brustkrebs-Screeningzentren des NHS (National Health Service). Primär sollte die Assoziation von Brustkrebsrisiko und menopausalen Hormontherapien evaluiert werden ‒ sowie anderer potenziell modifizierbarer Faktoren, die die Gesundheit von Frauen im späteren Leben beeinträchtigen könnten. Bis 2001 wurden 1,3 Millionen Frauen in die Studie eingeschlossen. Im Jahr 2001 wurden erstmals Fragen zur Nutzung von Mobiltelefonen gestellt, dann wieder 2011.

Von 776.156 Frauen, die 2001 den Fragebogen vollständig beantwortet hatten, erkrankten im Follow-up über 14 Jahre 3.268 an einem Hirntumor. Das adjustierte relative Risiko bei Smartphone-Nutzung („ever“) versus keine Smartphone-Nutzung („never“) betrug für alle Arten von Hirntumoren 0,97; für Gliome 0,89 und für Meningeome, Hypophysentumoren und Akustikusneurinome jeweils 1,0. Daher besteht kein statistisch erhöhtes Hirntumorrisiko bei Smartphone-Nutzung. Verglichen mit Teilnehmerinnen, die angaben, nie Mobiltelefone zu nutzen, gab es auch keine statistisch signifikanten Assoziationen für Hirntumoren bzw. Tumor-Subtypen bei den Untergruppen mit „täglichem Gebrauch des Mobiltelefons“ oder mit „Gebrauch des Mobiltelefons seit mindestens zehn Jahren“. Wenn man die Smartphone-Nutzung von 2011 zugrunde legt, gab es gegenüber „Nie-Nutzerinnen“ auch keine statistisch signifikanten Assoziationen bei Teilnehmerinnen, die „mindestens eine Minute pro Woche“ oder „mindestens 20 Minuten pro Woche mobil telefonierten“ oder „seit mindestens zehn Jahren ein Mobiltelefon nutzten“: Für alle Gruppen lag das relative Risiko für Gliome in den Gehirnbereichen, die potenziell der stärksten Smartphone-Strahlung ausgesetzt sind (Temporal- oder Parietallappen), ungefähr bei 1,0. Auch kommt hinzu: Die Strahlungsemission hat mit immer neueren Smartphone-Generationen deutlich abgenommen, sodass man heute bei exzessiver Nutzung wahrscheinlich der gleichen Menge an RF-EMF-Exposition ausgesetzt ist wie bei moderater Nutzung von Mobiltelefonen der ersten Generation.

„Auch wenn in dieser Studie ausschließlich Daten zu Frauen erhoben wurden, unterstützen die Ergebnisse die zunehmende Evidenz, dass eine Mobiltelefonnutzung unter den üblichen Bedingungen Risiko und Inzidenz für Hirntumoren nicht erhöht“, kommentiert Prof. Dr. med. Hans-Christoph Diener, der Pressesprecher der DGN.

No items found.
Lesen Sie mehr und loggen Sie sich jetzt mit Ihrem DocCheck-Daten ein.
Der weitere Inhalt ist Fachkreisen vorbehalten. Bitte authentifizieren Sie sich mittels DocCheck.
- Anzeige -

Das könnte Sie auch interessieren

123-nicht-eingeloggt