Über neueste Erkenntnisse der GENESIS-UV-Studie zur UV-Belastung von Arbeitnehmern im Kontext der Berufskrankheit Nr. 5103 (C43-C44, D00-D09, L55-L59) berichtete der Physiker PD Dr. Marc Wittlich vom Institut für Arbeitsschutz (IFA) der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) in Sankt Augustin.
Einen besonderen Schwerpunkt legte er auf die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels.
Für GENESIS-UV wurden seit dem Jahr 2014 1.000 Beschäftigte rekrutiert, die jeweils sieben Monate lang elektronische Datenlogger-Dosimeter während ihrer Arbeitszeit trugen. So konnten insgesamt 3,7 Milliarden Datenpunkte für rund 48.000 Tage qualitativ hochwertig erfasst werden, die mehr als 250 Berufe und 650 verschiedene Teiltätigkeitsbereiche abdeckten.
Der Blick auf die zehn Berufe mit der höchsten UV-Bestrahlung zeigt, dass sich dort viele Berufe aus der Bauwirtschaft finden, aber auch aus dem Bereich der Rohstoffgewinnung und der Landwirtschaft. Allen Auswertungen ist eines gemein: Es kommt entscheidend auf die individuellen Tätigkeitsprofile an, die die Berufe beschreiben, so betonte Wittlich. Beispiel: Für „Hafenfacharbeiter“ insgesamt bestand ein extrapolierter UV-Jahresexpositionswert in SED (Standard-Erythem-Dosis) von 268. Die Arbeiter, die Container befestigten, hatten dabei jedoch nur einen Wert von 76 (sie arbeiten oft im Schatten zwischen den Containern), die Beschäftigten, die Holzprodukte be- und entluden, hingegen einen Wert von 685 (sie arbeiten zumeist im Freien). Solche bei vielen Berufsgruppen vorhandenen eklatanten Unterschiede hinsichtlich der Subgruppen sollten, so Wittlich, stärker berücksichtigt werden, z. B. in Hinblick auf die Prävention. Alle Analyseergebnisse können online abgerufen werden (genesisauswertung.ifa.dguv.de).
Nach Auffassung von Wittlich hat der Klimawandel definitiv negative Auswirkungen auf die UV-Exposition von Berufstätigen, wodurch es zu einer Zunahme der kanzerogenen UV-B-Bestrahlungsstärke kommt. Was ebenfalls klimawandelbedingt zunimmt, sind lokale Niedrigozonereignisse (Low Ozone Events, LOEs), die für wenige Tage bereits Ende März / Anfang April zu plötzlichen, unerwartet hohen UV-Bestrahlungsstärken führen können (um mehr als 20 %) und die nach einigen Tagen wieder auf das normale Niveau zurückkehren. Zu bedenken ist auch, so Wittlich, dass der Klimawandel mit Blick auf die UV-Bestrahlung nicht nur ozonbezogene Effekte hat. So verändern sich durch die globale Erwärmung auch die bekannten Bewölkungslagen – für Deutschland wird eine Abnahme der Bewölkungsrate prognostiziert. Insgesamt, so der Strahlenphysiker, kommt auf Hautärzte und Arbeitsmediziner eine große Welle von Hautkrebserkrankungen zu. Nach Einschätzungen des IFA benötigen schon heute rund sieben Millionen Berufstätige UV-präventive Maßnahmen.
*Fortbildungsworkshop „Neuigkeiten rund um die Photodynamische Therapie“ (Veranstalter:Agentur Herzberg // Biofrontera Pharma GmbH), München, März 2023
* Wittlich M et al., The GENESIS-UV study onultraviolet radiation exposure levels in 250 occupations to fosterepidemiological and legislative efforts to combat nonmelanoma skin cancer. BrJ Dermatol 2023; 188: 350–360