Mit der Verabschiedung des Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetzes (VOASG) 2020 haben Patientinnen und Patienten Anspruch auf pharmazeutische Dienstleistungen (pDL) in Apotheken, was von der Ärzteschaft seinerzeit als kritisch eingeschätzt wurde. Dazu gehört auch die sog. „einfache pDL“ der „Standardisierten Risikoerfassung von hohem Blutdruck“. Trotz aller Kritik und der relativ schwachen Inanspruchnahme zeigt jetzt eine US-Metaanalyse, dass es Apotheken bei der Versorgung von Menschen mit Hypertonie wohl nicht ganz so schlecht machen, wie Mediziner gerne befürchten.
Die Ergebnisse zeigen, dass Apothekerinnen und Apotheker bzw. Gesundheitshelferinnen und -helfer aus der Gemeinde (Community Health Workers - CHW) die Umsetzung von Blutdruckinterventionen am effektivsten anleiten und überwachen können und bei zukünftigen Bemühungen zur Bekämpfung des Bluthochdrucks Vorrang haben sollten.
Das US-amerikanische Forschungsteam wollte wissen, ob es einen Unterschied macht, welche medizinischen Fachleute die Betreuung von Menschen mit Hypertonie übernehmen und welche dabei besonders gut sind. Dafür analysierten sie über 100 randomisierte kontrollierte Studien mit 116 Vergleichen und knapp 90 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern mit Bluthochdruck.
Es zeigte sich, dass die von Apothekerinnen und Apothekern oder CHWs oder lokalen Gesundheitsinstruktoren durchgeführten Maßnahmen den systolischen Blutdruck am nachhaltigsten senken konnten (-7,3, -7,1 oder - 5,2 mmHg). Interventionen, die von Mehrdisziplinen-Teams, Pflegefachleuten oder Ärztinnen und Ärzten durchgeführt wurden, führten ebenfalls zu einer signifikanten Senkung des systolischen Blutdrucks um -4,2 mmHg, -3,0 mmHg oder -2,4 mmHg. Vergleichbar dazu war die Senkung des diastolischen Blutdrucks bei den von Apothekerinnen und Apothekern (-3,9 mmHg) bzw. von kommunalen Gesundheitshelferinnen und -helfern (-3,7 mmHg) geleiteten Interventionen am ausgeprägtesten. Im paarweisen Vergleich zeigten sich Apothekerinnen und Apotheker bei den Auswirkungen von Maßnahmen signifikant effektiver Gesundheitsfachkräfte, Pflegekräfte oder Ärztinnen und Ärzte.
Hintergrund: Natürlich sind die enormen Unterschiede der Herkunftsländer, in denen entsprechende Studien durchgeführt wurden, zu berücksichtigen. In vielen Ländern der Welt hat, trotz hoher Hypertonieprävalenz, nur ein Teil der Betroffenen überhaupt eine Diagnose. Auch die Behandlungsquoten und die Raten erfolgreich kontrollierter Hypertonie sind suboptimal. In Deutschland liegen diese Werte nur knapp unter den Spitzenreitern Südkorea, Kanada und Island mit einer Behandlungsrate von über 70% und einer Kontrollrate um die 50% (Quelle: Lancet 2021; 398: 957-80, DOI: 10.1016/S0140-6736(21)01330-1).
Mills KT et al.: Role of Health Care Professionals in the Success of Blood Pressure Control Interventions in Patients With Hypertension: A Meta-Analysis. J. Circ Cardiovasc Qual Outcomes. 2024 Jul 19:e010396 (DOI 10.1161/CIRCOUTCOMES.123.010396).