Das intensivierte Training von Gesichtsmuskeln wird in der Medizin bei verschiedenen Indikationen angewandt, z.B. zur Behandlung der Fazialisparese oder zur „Verjüngung“ altersbedingter Gesichtsveränderungen [1,2]. Eine japanische Arbeitsgruppe hat nun untersucht, ob Gesichtsmuskeltraining auch Auswirkungen auf mentale und kognitive Funktionen von solchen älteren Menschen hat, die kaum noch zu körperlicher geschweige denn sportlicher Aktivität in der Lage sind
75 ältere Probanden (Alter 65‒87 Jahre) wurden randomisiert entweder einer Trainingsgruppe oder einer Warteliste zugeteilt, irgendwelche Unterschiede sozioepidemiologischer Eigenschaften zwischen beiden Gruppen gab es nicht [3] Das Training umfasste rhythmische Gesichtsmuskelbewegungen, Dehnungsübungen, Gesichtsyoga und die im japanischen Buddhismus entwickelte Tanden-Atmung (eine Art tiefer Bauchatmung). Die Probanden übten über zwölf Wochen, jeweils zweimal pro Woche, jeweils 30 Minuten lang. Mit dem „General Health Questionnaire 12“ (GHQ-12), einem etablierten psychometrischen Fragebogen, wurden mentale Auswirkungen des Trainings erfasst. Zudem wurden die mimische Ausdrucksfähigkeit und die Zungendruckkraft gemessen. Bei allen Zielparametern ergeben sich unter dem Gesichtsmuskeltraining deutliche Verbesserungen gegenüber dem Ausgangszustand bzw. der Kontrollgruppe. Der GHQ-12 nahm bei den Älteren unter dem Training signifikant ab, was als Verbesserung der psychischen Gesundheit gewertet werden kann, wie die Autoren feststellten. Nach ihrer Ansicht ist Gesichtsmuskeltraining wirksam, um die mentale Gesundheit, die mimische Ausdrucksfähigkeit und die Zungenmuskelkraft bei betagten Menschen zu verbessern. Zudem könne ein solches Training eine sinnvolle Erweiterung von Pflegepräventionsprogrammen bei dieser Bevölkerungsgruppe sein.
1 Peireira LM et al., Clinical Rehabilitation, 2011
2 Alam M et al., JAMA Dermatol, 2018
3 Okamoto R, Mizukami K, Japanes Journal of Geriatrics 2018; 55(1): 74‒80, doi 10.3143/geriatrics.55.74, PMID 29503371