Seit Jahren wird die Rolle entzündlicher Gelenkerkrankungen auf die Fruchtbarkeit betroffener Frauen untersucht (es gibt Hinweise, dass dabei die Fertilität verringert ist). Nun hat eine große norwegische Studie untersucht, ob es auch einen Zusammenhang von entzündlichen Gelenkerkrankungen mit der männlichen Fertilität gibt. Ihr Hauptergebnis: Männer mit rheumatischen oder anderen entzündlichen Gelenkerkrankungen brauchen sich keine Sorgen um ihre Fruchtbarkeit zu machen.
Untersucht wurde die Anzahl der Kinder pro Mann und des Anteils kinderloser Männer als Indikator für die Fruchtbarkeit in einer nationalen Kohorte von Männern mit entzündlichen Gelenkerkrankungen (IJDs) im Vergleich zu entsprechenden Kontrollpersonen aus der Allgemeinbevölkerung. Bei der Studie handelte es sich um eine landesweite, bevölkerungsbasierte retrospektive Kohortenstudie. Männliche Patienten mit IJDs (n = 10.865) im norwegischen Arthritis-Register wurden individuell im Verhältnis 1:5 nach Geburtsjahr und Wohnsitzland mit Männern ohne IJDs aus dem Nationalen Bevölkerungs-Register (n = 54.325) abgeglichen. Die Geburtsdaten stammen aus dem medizinischen Geburten-Register von Norwegen. Die Forschergruppe verglich die durchschnittliche Anzahl von Kindern pro Mann und den Anteil kinderloser Männer und analysierte den Einfluss von Alter und Jahr der Diagnose.
Es zeigte sich Überraschendes: Die durchschnittliche Anzahl der Kinder pro Mann in der Patientengruppe lag mit 1,80 signifikant höher als mit 1,69 in der Vergleichsgruppe (p < 0,001). Signifikant geringer war mit 21 % der Anteil kinderloser Männer in der Patientengruppe gegenüber 27 % in der Vergleichsgruppe (p < 0,001). Die Feststellung einer geringeren Kinderlosigkeit und einer höheren Anzahl von Kindern pro Mann blieb bei der Diagnose über das gesamte Alter hinweg konsistent, mit Ausnahme derjenigen, bei denen die Diagnose im Alter von 0 bis 19 Jahren gestellt wurde. Der Unterschied hinsichtlich der Kinderlosigkeit war bei Männern, die nach dem Jahr 2000 diagnostiziert wurden, am deutlichsten, insbesondere wenn die Diagnose im Alter von 30 bis 39 Jahren gestellt wurde (22 % vs. 32 %, p < 0,001).
Diese große Kohortenstudie, so resümiert die Forschungsgruppe, konnte zeigen, dass Patienten mit IJD im Vergleich zu Kontrollpersonen eine höhere Anzahl von Kindern haben und weniger wahrscheinlich kinderlos sind. Die Gruppe vermutet, dass Faktoren, die mit dem Auftreten oder der Chronifizierung rheumatischer und anderer entzündlicher Gelenkerkrankungen in Zusammenhang stehen, die Fruchtbarkeit beeinflussen könnten, was jedoch in weiteren Untersuchungen geklärt werden sollte.
Sigmo GD et al.: Male patients with inflammatory joint diseases are less likely than controls to be childless: results from a Norwegian population-based cohort study of 10 865 patients. Ann Rheum Dis. 2024 Jan 23:ard-2023-224998 (DOI 10.1136/ard-2023-224998).