Laut der ersten Untersuchung zur COVID-19-Impfung in der gesamten britischen Bevölkerung hatte bis zum Sommer 2022 zwischen einem Drittel und der Hälfte der Bevölkerung im Vereinigten Königreich nicht die empfohlene Anzahl an COVID-Impfungen bzw. Auffrischimpfungen erhalten. Die jetzt in der Fachzeitschrift ‚The Lancet‘ veröffentlichten Ergebnisse deuten darauf hin, dass im Sommer 2022 mehr als 7.000 Krankenhauseinweisungen und Todesfälle hätten abgewendet werden können, wäre die Durchimpfung in Großbritannien besser gewesen.
Angesichts der aktuell steigenden Zahl von COVID-19-Fällen und der kürzlich identifizierten neuen Stammvariante liefert diese Studie einen aktuellen Einblick in die Impfbereitschaft und -zögerlichkeit in Großbritannien. „Dies ist die erste epidemiologische Studie, die auf individueller Ebene mit anonymisierten Gesundheitsdaten durchgeführt wurde und dabei die gesamte britische Bevölkerung abdeckt. So haben wir erstmals ein detailliertes, landesweites Bild darüber erstellt, wer gegen COVID-19 unzureichend geimpft ist und welche Risiken Impflücken mit sich bringen“, sagt Co-Autorin der Studie Angela Wood, Professorin für Gesundheitsdatenwissenschaft an der Universität Cambridge. „Unsere Ergebnisse können dazu genutzt werden, Gesundheitspolitik und Interventionen im Bereich der öffentlichen Gesundheit so zu konzipieren, dass die Impfbereitschaft verbessert wird.“
Die Einführung des COVID-19-Impfstoffs begann im Vereinigten Königreich früh: Bis Januar 2022 waren über 90 % der Bevölkerung über 12 Jahren mit mindestens einer Dosis geimpft. Zur Häufigkeit nachfolgender Auffrischungsdosen lagen bislang jedoch keine vollständigen Einsichten vor. Bei der jetzt erstmals erfolgten Zusammenführung und Harmonisierung der Gesundheitsdaten aus den 4 Ländern des UK wurden alle Personen nach ihrem Impfstatus gruppiert (als unzureichende Impfung wurde definiert, wenn nicht alle Dosen eines Impfstoffs erhalten wurden, die für eine Person infrage kam).
Wahrscheinlichkeit eines schwerden COVID-19-Verlaufs höher
Die Ergebnisse zeigen, dass der Anteil der Menschen, die am 1. Juni 2022 unzureichend geimpft waren, zwischen einem Drittel und der Hälfte der Bevölkerung lag (45,7 % für England, 49,8 % für Nordirland, 34,2 % für Schottland und 32,8 % für Wales). Mathematische Modellierungen ergaben weiter, dass 7.180 Krankenhauseinweisungen und Todesfälle von rund 40.400 schweren COVID-19-Verläufen während der 4 Monate im Sommer 2022 hätten verhindert werden können, wenn die britische Bevölkerung vollständig geimpft wäre.
Eine unzureichende Impfung war in allen untersuchten Altersgruppen mit deutlich mehr Krankenhauseinweisungen und Todesfällen verbunden, wobei die Wahrscheinlichkeit eines schweren COVID-19-Verlaufs bei unzureichend geimpften Personen über 75 mehr als doppelt so hoch war wie bei Personen, die vollständig geschützt waren.
Die höchsten Raten unzureichender Impfungen wurden bei jüngeren Menschen, Männern, Menschen in Gebieten mit stärkerer Benachteiligung und Menschen nicht-weißer ethnischer Zugehörigkeit festgestellt.
Pressemitteilung „Significant gaps in COVID-19 vaccine uptake may have led to over 7,000 hospitalisations and deaths“. University of Cambridge (UK), 15.1.2024 (https://www.cam.ac.uk/research/news/significant-gaps-in-covid-19-vaccine-uptake-may-have-led-to-over-7000-hospitalisations-and-deaths).
HDR UK COALESCE Consortium: Undervaccination and severe COVID-19 outcomes: meta-analysis of national cohort studies in England, Northern Ireland, Scotland, and Wales. Lancet. 2024 Jan 12:S0140-6736(23)02467-4 (DOI 10.1016/S0140-6736(23)02467-4).