Der suboptimale Einsatz von Inhalatoren bei der Behandlung von Patienten und Patientinnen mit chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) ist vermutlich ein großes, aber schlecht dokumentiertes Problem bei Krankenhauspatienten. Das Ziel einer Schweizer Forschungsgruppe war es, die Prävalenz von falsch verwendeten Inhalatoren bei Personen mit COPD auf einer Abteilung für allgemeine Innere Medizin zu beschreiben. Die meisten Inhalatoren, kurz zusammengefasst, wurden falsch angewandt oder waren ungeeignet.
Zur Beantwortung der Frage wurde eine monozentrische Querschnittsstudie mit COPD-Patienten und -Patientinnen durchgeführt, die zwischen August 2022 und April 2023 in der Abteilung für Innere Medizin des Krankenhauses Freiburg in der Schweiz gewesen waren. Die Patienten und Patientinnen wurden mithilfe des einfach anzuwendenden, hochgenauen ‚In-Check Dial G16‘ einer Bewertung ihrer Inhalationstechnik und ihres maximalen inspiratorischen Flusses (MIF) unterzogen. Primär wurde die Prävalenz falsch verwendeter Inhalatoren erfasst, definiert als ein Inhalator, der mit einem kritischen Fehler und/oder unzureichendem MIF verwendet wurde. Zu den sekundären Resultaten gehörten die Prävalenz von Inhalatoren, die für die Patientenmerkmale ungeeignet waren, und von Personen, die mindestens einen Inhalator falsch verwendeten.
Insgesamt erfasste die Studie 96 Personen und 160 Inhalatoren, die bei der stationären Aufnahme untersucht wurden. Von diesen Inhalatoren wurden 111 (69,4 %; 95 % Konfidenzintervall [KI] 61,6-76,4) falsch verwendet. Und zwar bei 105 Geräten (65,6 %; 95 % KI 57,7-72,9) aufgrund eines kritischen Fehlers bei der Inhalationstechnik und bei 22 (13,8 %; 95 % KI 8,8-20,1) aufgrund unzureichender MIF. Bei den sekundären Ergebnissen zeigte sich, dass 27 Inhalatoren (16,9 %) ungeeignet waren und 79 Patienten (82,3 %) mindestens einen Inhalator falsch verwendeten.
Die Autorengruppe fasst zusammen, dass unter den Personen, die mit einer COPD-Diagnose ins Krankenhaus eingeliefert wurden, zwei Drittel der Inhalatoren falsch verwendeten. Die suboptimale Verwendung war hauptsächlich auf das Vorhandensein kritischer Inhalationsfehler, aber auch auf einen unzureichenden MIF bei der Inhalation und auf ungeeignete Inhalatoren zurückzuführen.
Auch Apotheker stellen häufig fehlerhafte Anwendung fest
Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände ABDA hat unter Patienten und Patientinnen, die in der Apotheke die pharmazeutische Dienstleistung (pDL) „erweiterte Einweisung in die korrekte Arzneimittelanwendung mit Üben der Inhalationstechnik“ genutzt haben, eine Befragung durchgeführt. In der Erhebung wurden die Personen gebeten, eine Inhalation vorzuführen. Dabei machten 83 % Fehler. Durchschnittlich wurden drei Fehler pro Inhalation vom Apothekenteam dokumentiert. Bei Kindern bis zehn Jahren waren es sogar sieben. Patientinnen und Patienten, die ihre eigenen Anwendungskenntnisse als gut bis sehr gut einschätzten, unterliefen ähnlich viele Fehler. Die Art der Anwendungsprobleme war bei Erst- und Folgeverordnungen vergleichbar.
Grandmaison G et al.: Prevalence of Critical Errors and Insufficient Peak Inspiratory Flow in Patients Hospitalized with COPD in a Department of General Internal Medicine: A Cross-Sectional Study. Chronic Obstr Pulm Dis. 2024 Jul 25;11(4):406-415 (DOI 10.15326/jcopdf.2024.0505).
* Russ J: Inhalationstechnik verbessern: Zwei von drei COPD-Patienten benutzen Inhalator falsch. DAZ, 13.9.2024 (https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2024/09/13/zwei-von-drei-copd-patienten-benutzen-inhalator-falsch).