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Neurologie

Alzheimer-Medikamente beschleunigen Hirnatrophie

14.4.2023

Forscher der Uni Melbourne haben mit einer Metaanalyse den Verdacht erhärtet, dass verschiedene Unterklassen von Anti-Amyloid-beta (Aβ)-Medikamenten zu Veränderungen des Gehirnvolumens bei Alzheimer-Patienten führen könnten. Die Ergebnisse zeigen, dass Anti-Aβ-Therapien potentiell die langfristige Gesundheit des Gehirns beeinträchtigen, indem sie die Hirnatrophie beschleunigen (ß-Sekretase-Inhibitoren) resp. zu Ventrikelvergrößerungen führen (monoklonale anti-Amyloid Antikörper).

Für die systematische Übersichtsarbeit und Metaanalyse haben die australischen Wissenschaftler in den üblichen Datenbanken nach klinischen Studien zur Anwendung von anti-Aβ-Medikamenten bei erwachsenen Patienten gesucht. Eingeschlossen wurden randomisierte kontrollierte Studien bei Patienten, die mit anti-Aβ-Medikamenten behandelt wurden und bei denen nachweislich mindestens ein Biomarker für Aβ pathologische Werte gezeigt hatte.

Zudem mussten detaillierte kernspintomographische Daten vorliegen, um volumetrische Veränderungen in mindestens einer Gehirnregion ausreichend zu beurteilen. Die MRT-Gehirnvolumina waren der primäre Studienendpunkt, wobei v. a. Hippocampus, die Seitenventrikel und das gesamte Gehirn begutachtet wurden. Amyloid-bezogene Bildgebungsanomalien (ARIA, amyloid-related imaging abnormalities) wurden untersucht, sofern sie in klinischen Studien gemeldet wurden. Von insgesamt 145 überprüften Studien konnten 31 Publikationen in die endgültige Analyse eingeschlossen werden.

Wesentliche Änderungen der Gehirnvolumina

Die Meta-Analyse zeigte eine arzneimittelinduzierte Beschleunigung der Volumenänderungen von Hippocampus, Ventrikel und Gesamthirn, die je nach Anti-Aβ-Medikamentenklasse variierte: Die ß-Sekretase-Inhibitoren beschleunigten die Atrophie des Hippocampus im Vergleich zu Placebo. Umgekehrt beschleunigten ARIA-induzierende monoklonale Antikörper wie Lecanemab eine Ventrikelvergrößerung im Vergleich zu Placebo, wobei eine auffällig hohe statistische Korrelation zwischen Ventrikelvolumina und Frequenz von ARIA-Ereignissen zu beobachten war. Bei kognitiv leicht beeinträchtigten Studienteilnehmern, die mit anti-Aβ-Medikamenten behandelt wurden, war zu prognostizieren, dass sie etwa acht Monate früher wesentliche Änderungen ihrer Gehirnvolumina entsprechend der alzheimertypischen Veränderungen entwickeln, als wenn sie unbehandelt geblieben wären.

„Wir wissen nicht genau, was diese Veränderungen bedeuten könnten“, erklärt Dr. Jonathan Jackson, Neurowissenschaftler am Massachusetts General Hospital, in einem Beitrag der Wissenschaftszeitschrift Science. „Diese Daten sind äußerst besorgniserregend, und es ist wahrscheinlich, dass diese Veränderungen schädlich sind.“

* Alves F et al.:Accelerated Brain Volume Loss Caused by Anti-β-Amyloid Drugs: ASystematic Review and Meta-analysis. Neurology. 2023 Mar27:10.1212/WNL.0000000000207156 (DOI 10.1212/WNL.0000000000207156).
* Couzin-Frankel J: Promising Alzheimer’s therapy andrelated drugs shrink brains. Science, 28.3.2023 (DOI 10.1126/science.adi0112) (https://www.science.org/content/article/promising-alzheimer-s-therapy-and-related-drugs-shrink-brains).

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