Durch erhöhte Schweißsekretion und die darauffolgende Mazeration der Haut, aber auch wegen falscher oder nicht ausreichend gereinigter Bekleidung ziehen sich Sportlerinnen und Sportler nicht selten eine Pilzerkrankung zu. Für die Behandlung stehen bewährte Wirkstoffklassen zur Verfügung.
Sport und sportliche Freizeitbetätigungen als wichtige Faktoren für die Gesundheit gehen auch mit einem erhöhten Risiko für Erkrankungen, insbesondere Infektionen, einher. Einer Literaturübersicht zufolge stehen Infektionen mit multiresistenten Staphylokokken an der Spitze, gefolgt von Dermatomykosen (Tinea corporis/capitis) und Leptospirosen [1]. Das hohe Risiko für Dermatomykosen ist begründet in starker Exposition (bspw. Schwimm- und Mattensporttreibende) sowie Mazeration und Mikrotraumen (bspw. Laufsportler und -sportlerinnen) [2].
Kontaktsport birgt erhöhtes Risiko
Infektionen durch Trichophyton (T.) tonsurans, den sogenannten Ringerpilz, treten vornehmlich bei Ringerinnen und Ringern, aber auch im Judosport auf („Tinea gladiatorum“). Die Infektionen sind hochkontagiös und verursachen nicht selten kleine Epidemien [3,4]. Die Übertragung erfolgt durch direkten Hautkontakt, wobei die ggf. durch Schwitzen beeinträchtigte Hautbarriere die Invasion des Erregers begünstigt. Asymptomatische Überträger können als Reservoir dienen. T. tonsurans, ein anthropophiler Dermatophyt, trat im Gegensatz zu den USA in Europa bisher selten auf, wird aber zunehmend häufiger auch als Erreger einer Tinea capitis nachgewiesen [5].
Ausgedehnte Erkrankungen (Abb. 1) erfordern meist eine systemische antimykotische Therapie, vorrangig mit Terbinafin. Eine lokale Kombinationstherapie aus einem Antimykotikum und einem Glukokortikosteroid kann zu einer raschen Linderung des quälenden Juckreizes führen und auch eine weitere Autoinokulation durch Kratzen verhindern [6]. Eine Umgebungsdekontamination ist wichtig, um eine erneute Ansteckung über die Kleidung zu vermeiden. Ferner sollten die Trainings- und Wettkampfpartner und -partnerinnen informiert und hautärztlich untersucht werden. Ein Wettkampfverzicht von 15 Tagen nach Beginn einer systemischen Therapie ist empfohlen [4].
Tinea pedis
Eine der häufigsten Erkrankungen bei Sporttreibenden ist die Tinea pedis, meist bedingt durch den anthropophilen Dermatophyten T. rubrum. Eine der größten epidemiologischen Studien über Tinea pedis bei sportlich Aktiven, das Achilles-Projekt, umfasste über 100 000 Europäer und Europäerinnen und wies ein signifikant 1,6- bis 2,3-fach höheres Vorkommen von Tinea pedis bei sportlich aktiven Individuen nach [7]. Altersspezifische Effekte zeigten sich insbesondere bei Kindern unter 18 Jahren – in dieser Altersgruppe ebenso wie bei den über 64-Jährigen auch bezüglich der Onychomykose (Tab.). Letztere manifestiert sich im Zuge der Ausbreitung der Infektion und wird begünstigt durch rezidivierende Mikrotraumen der Nägel, insbesondere beim Laufsport.
Auch im Profi-Bereich (hier Fußballer) war eine Tinea pedis deutlich häufiger nachzuweisen (31/84; 36,9 %) als in einer Vergleichskohorte altersentsprechender Beschäftigter aus unterschiedlichen Industriezweigen (263/8 186; 3,2 %) [8].
Die Tinea pedis in ihren klinischen Erscheinungsformen scheint oft unterdiagnostiziert und unzureichend behandelt. Im Allgemeinen werden 3 Formen unterschieden [9]:
Im Regelfall ist bei Tinea pedum eine topische Lokaltherapie mit Vertretern anerkannter Wirkstoffklassen angezeigt und ausreichend [9,11,12], insbesondere mit Azolen (Clotrimazol, Miconazol, Econazol, Bifonazol, Sertaconazol, Tioconazol o. Ä.), Hydroxypyridonen (Ciclopiroxolamin), Allylaminen (Naftifin, Terbinafin) und Morpholinen (Amorolfin). Um Rezidive zu vermeiden, sollte die Lokalbehandlung etwa 3 bis 4 Wochen über die klinische Heilung hinaus fortgesetzt werden, bis ruhende Pilzsporen durch den physiologischen Erneuerungsprozess der Haut eliminiert sind.
Die interdigitalen sowie insbesondere auch die vesikulös-dyshidrotischen Formen der Tinea pedis verursachen starken Juckreiz und können auch durch Kratzen Eintrittspforten für die Entwicklung eines Erysipels darstellen. In diesen Fällen empfiehlt sich eine Kombination eines Antimykotikums mit einem entzündungshemmenden Glukokortikosteroid, um die Entzündung zu reduzieren und die Barrierefunktion rasch wiederherzustellen [6].
Bei der squamös-hyperkeratotischen Form ist aufgrund der Dicke der Leistenhaut eine systemische Therapie, z. B. mit Terbinafin 250 mg/Tag über 4 Wochen, empfehlenswert.
Oft stellen Fußmykosen auch die erste Manifestation einer Tinea-Erkrankung dar, von der sich diese dann auf weitere Körperpartien ausdehnt [13]. Dies unterstreicht die Bedeutung einer Ganzkörperuntersuchung bei nachgewiesener Mykose im Fußbereich.
Eine Fußmykose sollte frühzeitig diagnostiziert und therapiert werden, da neben dem Ausbreitungsrisiko auch die Gefahr der Generierung von Eintrittspforten für bakterielle Folgeinfektionen wie dem Erysipel besteht. Erysipele, insbesondere wenn sie rezidivieren, bedeuten ein erhebliches Gesundheitsrisiko sowie die Gefahr der Leistungseinschränkung für sportlich Aktive. In der Arbeit von Cannon et al. waren unabhängige Risikofaktoren für die Erstmanifestation eines Erysipels Varikosis (Odds Ratio [OR] 2,95), Lymphödem (OR 2,65), Tinea pedis (OR 3,05) sowie eine V.-saphena-Entnahme im Zuge einer Bypass-Operation (OR 1,74) [14]. Müller et al. fanden in ihrer Untersuchung an 150 Patienten und Patientinnen mit Unterschenkel-Erysipel eine signifikante Beziehung zwischen einer interdigitalen Tinea pedis und dem rezidivierenden Erysipel, nicht aber mit einem Erysipel an sich [15].
Übertragung und Prävention von Tinea pedis
Bei der Tinea pedis erfolgt die Übertragung meist auf indirektem Wege: Die aus den Pilzherden stammenden infektiösen Hautschuppen gelangen zunächst in die Umgebung der Erkrankten, in Strümpfe und Schuhe, in die Wäsche und auch in die Umgebung (z. B. Schwimmbäder, Trainingshallen, Umkleideräume). Die Sporen sind bis zu 18 Monaten lebensfähig [16,17]. Die hieraus resultierende Umgebungskontamination könnte auch für die signifikant höhere Häufigkeit von Fußmykosen bei sportaktiven Kindern- und Jugendlichen verantwortlich sein [4]. Auch Sportschuhe stellen ein ideales Erregerreservoir dar. Jede erneute Nutzung des Schuhs bringt die Gefahr der Reinfektion beziehungsweise führt zur Manifestation des vorhandenen Krankheitsbildes. Hierbei spielen Feuchtigkeitsstau, Hyperhidrose, Mazeration sowie Mikrotraumen eine Rolle. So haben Marathon-Läufer und -Läuferinnen ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung 2-fach erhöhtes Risiko, eine Fußmykose zu entwickeln [18].
Eine Reihe von Maßnahmen erwies sich als effektiv in der Behandlung kontaminierter Fußbekleidung, wie eine topische Terbinafin-Anwendung, UV-Licht oder Ozon [19-21]. Auch die neue Leitlinie „Onychomykose” empfiehlt eine Rezidivprophylaxe durch regelmäßige Desinfektion des Schuhwerks [17].
Eine Ausbreitung innerhalb der Familie kann auch über die Wäsche erfolgen. Es wird empfohlen, kontaminierte Wäsche getrennt aufzubewahren und ebenso getrennt bei mind. 60 °C zu waschen [22].
Die Differenzialdiagnose der Tinea pedis umfasst beim intertriginösen Typ die einfache Intertrigo, bakterielle Fußinfekte (insbesondere gramnegativer Fußinfekt) sowie eine Kandidose, beim squamös-hyperkeratotischen Typ vor allem hyperkeratotische Fußekzeme, Psoriasis plantaris, Lichen ruber und hereditäre Keratosen. Dem dyshidrosiformen Typ können dyshidrosiforme Ekzeme (meist doppelseitig) sowie Psoriasis pustulosa palmaris et plantaris ähneln. Der Nachweis eines Dermatophyten (Mikroskopie, Kultur, molekulare Methoden) ist diagnostisch entscheidend [9,17].
Zoophile und geophile Dermatophyten
Mykosen durch zoophile oder geophile Erreger werden seltener und dann insbesondere bei Reitsportlerinnen und -sportlern beobachtet. Die Tiere sind oft nicht selbst erkrankt, aber asymptomatische Überträger gelegentlich auch eines aus der Umgebung (Erdboden, Heu etc.) stammenden Erregers wie Nannizzia (N.) praecox, der bisher als Rarität galt, vermutlich aber unterdiagnostiziert ist.
Weitere Dermatophyten, die von Pferden übertragen werden können, sind T. verrucosum, T. equinum und T. bullosum. Insbesondere die durch T. verrucosum, den Erreger der Rinderflechte, verursachten Infektionen zeigen meist eine ausgeprägte Entzündungsreaktion. Humane Erkrankungen entstehen meist nach Pferdekontakt und sind häufig im Bereich der Extremitäten lokalisiert.
Die in Deutschland innerhalb eines Jahres kürzlich nachgewiesenen 3 Fälle lassen eine höhere Häufigkeit vermuten, vor allem mit Blick auf eine zunehmend höheren Popularität des Reitsports [23].
Sportliche Aktivitäten sind für den Erwerb und die Verbreitung von Dermatophyten bedeutsam. Neben ungewöhnlichen Krankheitsmanifestationen und ungewöhnlichen Erregern sind insbesondere auch epidemiologische Aspekte zu berücksichtigen, wie es das Auftreten von Kleinepidemien bei Kontaktsportlern (Ringern, Judoka) insbesondere durch T. tonsurans, aber auch das auf das Lebensalter bezogen, immer frühere Auftreten von Fußmykosen zeigen. Aspekte der Prophylaxe und der Umgebungssanierung sollten hier mehr Berücksichtigung finden. Für die Praxis „lohnt“ es sich, die Sport- und Freizeitanamnese in die Abklärung von Hauterkrankungen einzubeziehen.
Der Autor
Prof. Dr. med. Peter Mayser
Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten