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Gynäkologie

Studie auf dem ASCO 2024 vorgestellt

Medikamentöse Gewichtsreduktion senkt Karzinomrisiko

27.8.2024

Adipositas ist der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung eines Karzinoms. Gewichtsreduktion durch bariatrische Chirurgie senkt dieses Risiko, gilt das auch für die medikamentöse Gewichtsreduktion? Eine auf dem ASCO 2024 vorgestellte Studie gibt Antwort.

Adipositas erhöht die Inzidenz und Progression solider Karzinome und ist für ca. 20 % der karzinombedingten Todesfälle verantwortlich – der wichtigste Risikofaktor vor Lebensalter, Familienanamnese, viralen Infektionen oder den Noxen Alkohol und Tabakrauch. Der Anstieg von Sexualhormonen als Folge einer Gewichtszunahme ist ein lange bekanntes Phänomen. Man geht davon aus, dass endogene Sexualhormone das Tumorwachstum steuern, besonders bei Tumoren der Brust und des Endometriums [1].

Die Pathophysiologie des Grauens

Gefährlich ist weniger das Übergewicht per se, vielmehr die „metabolic obesity“, die Kombination des Übergewichts mit einem metabolischen Syndrom. Die ubiquitäre Anwesenheit von Fettgewebe bedingt eine direkte oder indirekte Interaktion mit „adipose-associated“ Stroma-, Endothel-, Progenitorzellen und Immunzellen. Dadurch verändert sich das zelluläre Verhalten, was einer Initiierung der Karzinogenese gleichkommt. Die Expansion des Gewebes in Abwesenheit von „growth promoting factors“ ist dann der Übertritt in den neoplastischen Zustand und die damit einhergehende Resistenz gegen Apoptose-induzierende Signale sorgt für ein weiteres Wachstum.

Dass die bariatrische Chirurgie einen therapeutischen Nutzen im Hinblick auf die Krebsinzidenz zu bringen scheint, gilt als belegt. In einer Analyse von 2022 lag die kumulative 10-Jahres-Inzidenz von Adipositas-assoziierten Krebsformen bei bariatrisch operierten Patienten und Patientinnen bei 2,9 %, gegenüber 4,9 % in einer Kontrollgruppe (HR 0,68; 95%-KI 0,53–0,87) [2]. Ob das auch für die medikamentöse Gewichtsreduktion mit GLP-1-Rezeptoragonisten gilt, war lange offen. Eine auf dem ASCO 2024 vorgestellte Studie gibt jetzt aber deutliche Hinweise in diese Richtung.

Bariatrische Chirurgie versus GLP-1-RA versus keine Intervention

Analysiert wurden Daten aus TriNetX, einer globalen Gesundheitsdatenbank. Identifiziert wurden Patienten und Patientinnen mit einem BMI von ≥ 35, und 3 paarweise propensity score-matched (PSM) Vergleiche erstellt: 1) GLP-1-RA vs. bariatrische Chirurgie, 2) GLP-1-RA vs. keine Intervention, 3) bariatrische Chirurgie vs. keine Intervention. Zu den Ausschlusskriterien gehörten eine Krebserkrankung oder In-situ-Neoplasmen in der Vorgeschichte sowie Faktoren, die das Krebsrisiko und/oder die Sterblichkeit signifikant beeinflussen.

In Vergleich 1 entwickelten nach 15 Jahren (KM-Ereignisrate 8,75 %) 273 Personen unter GLP-1-RA-Therapie bzw. 397 (6,58 %) mit bariatrischer Chi­rurgie eine Krebserkrankung, die mit Adipositas zusammenhängt (HR 0,99; 95%-KI 0,87–1,13). Erkrankte, die GLP-1-RA (HR 0,61; 95%-KI 0,46-0,81) und bariatrische Chirurgie (HR 0,78; 95%-KI 0,67-0,91) erhielten, hatten ein geringeres Risiko für adipositasbedingten Krebs im Vergleich zu keiner Intervention.

Nach 1–2 Jahren hatten die Personen nach einer bariatrischen Operation im Vergleich zu GLP-1-RA deutlich mehr Gewicht verloren (BMI-Veränderung -5,31 ± 6,05 vs. -1,57 ± 5,12 kg/m2; p < 0,0001). Die Einführung von GLP-1-RA war mit einer niedrigeren Gesamtmortalität im Vergleich zur Kontrollgruppe (HR 0,5; 95%-KI 0,40–0,62) und zur bariatrischen Chirurgie (HR 0,859; 95%-KI 0,77–0,96) verbunden. Weder GLP-1-RA noch bariatrische Operationen waren mit präkanzerösen Läsionen im Vergleich zur Kontrollgruppe assoziiert. Sensitivitätsanalysen bestätigten die oben genannten Ergebnisse.

Hoher Nutzen für die Gesamtmortalität

GLP-1-RA waren bei Personen mit einem BMI ≥ 35 mit einem geringeren Risiko für Krebs im Zusammenhang mit Fettleibigkeit verbunden als bariatrische Operationen. GLP-1-RA hatten trotz geringerer Gewichtsabnahme im Vergleich zur bariatrischen Chirurgie einen höheren Nutzen für die Gesamtmortalität.

Eine Gewichtsreduktion reduziert auch das Risiko einer Krebserkrankung. Nach den Ergebnissen der auf dem ASCO 2024 vorgestellten Studie scheint es dabei egal zu sein, wie die Gewichtsreduktion erreicht wurde – Hauptsache das Fett wird reduziert. Denn dadurch sinken auch die Level der gefürchteten „groth promoting factors“ entsprechend.

  1. Brown KA et al., Cancer Res 2010; 70: 4–7
  2. Aminian A et al., JAMA 2022; 327: 2423–33
  3. Lin C et al., ASCO 2024, Abstract 10508
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