Ein häufig angewendetes Verfahren bei der assistierten Reproduktionstherapie (ART) ist die Kryokonservierung. Eine aktuelle Metaanalyse hat jetzt den Einfluss eines Lutealphasensupports mit Progesteron auf die Schwangerschafts- und Lebendgeburtenrate untersucht.
Der Anteil der Kryozyklen (frozen embryo transfer, FET) an den Zyklen mit assistierter Reproduktionstechnologie (ART) hat in den vergangenen Jahren zugenommen [1]. In den Vereinigten Staaten und Europa liegt das Verhältnis von FET-Zyklen zu ART-Zyklen bei 33,7 % bzw. 25,7 % [2]. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass das Verfahren der Vitrifikation/Erwärmung die Überlebensrate der Embryonen nach der Kryokonservierung deutlich erhöht und die Reproduktionsergebnisse nach dem Transfer der Blastozysten im Vergleich zum langsamen Einfrieren und Auftauen verbessert [3].
Lutealphasensupport bei NC-FET-Zyklen?
Die FET-Zyklen sind auch für die Durchführung eines einzigen Embryotransfers geeignet und unterstützen die genetische Präimplantationsdiagnostik. Darüber hinaus verringern FET-Zyklen das Risiko eines mittelschweren bis schweren ovariellen Hyperstimulationssyndroms im Vergleich zu frischen Embryotransferzyklen [4]. Die FET-Zyklen sind so zu einem wichtigen Bestandteil der Reproduktionsmedizin geworden. Auf der Grundlage der verschiedenen Methoden zur Vorbereitung des Endometriums vor den FET-Zyklen werden 3 Varianten unterschieden: natural cycle (NC), modifizierter NC (mNC) und hormone replacement therapy (HRT)-FET [5].
Der Lutealphasensupport (LPS) ist bei den HRT-FET-Zyklen von entscheidender Bedeutung, da kein endogenes Progesteron produziert wird [6]. Die Notwendigkeit von LPS bei NC-FET-Zyklen war dagegen bislang umstritten. In einer internationalen Umfrage, an der 179 IVF-Zentren in 56 Ländern teilnahmen, gaben 44 % der Kliniken an, bei NC-FET-Zyklen kein LPS zu verabreichen, während 56 % der Kliniken LPS bei NC-FET-Zyklen verabreichten [7].
Signifikante Verbesserung der Lebendgeburtsrate
Eine chinesische Metaanalyse untersuchte jetzt, wie sich die Progesteronsupplementation auf den NC-FET auswirkt [8]. Die Auswertung erfolgte aus Daten von Patientinnen in 4 klinischen Studien (n = 1 116), die sich einem NC-FET-Zyklus unterzogen. Die Analyse von 3 der Studien mit vaginalem Progesteron (n = 982) zeigte eine signifikant erhöhte klinische Schwangerschaftsrate von RR = 1,30 (95%-KI 1,07–1,57) sowie eine ebenfalls signifikant erhöhte Lebendgeburtrate (RR = 1,42; 95%-KI 1,15–1,75). Das entspricht einer Verbesserung der Lebendgeburtrate um 42 %. Die Autoren folgern, dass die Evidenz für den Einsatz von vaginalem Progesteron im Zuge der ART spricht. Dabei erscheint nicht die Höhe der Progesteron-Tagesdosis entscheidend, sondern vielmehr die grundsätzliche Gabe von vaginalem Progesteron. Höhere Progesteron-Dosen führten zu keinem signifikanten therapeutischen Zugewinn bezüglich einer höheren Lebendgeburtenrate.
1 Doody KJ, Fertil Steril 2014; 102: 27–31
2 De Geyter C, Hum Reprod Open 2020; hoaa038
3 Renzim L et al., Hum Reprod Update 2017; 23: 139–55
4 Roque M et al., Hum Reprod Update 2019; 25: 2–14
5 Ghobara T et al., Cochrane Database Syst Rev 2020; 10: CD006359
6 Mackens S et al., Hum Reprod 2017; 23: 2234–42
7 Weissmann A, https://ivf-worldwide.com/survey/frozen-thawed-embryo-transfer/results-frozen-thawed-embryo-transfer.html
8 Jiang Y et al., Fertil Steril 2023; 119, DOI 10.1016/j.fertnstert.2022.12.035