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Kongress-Ticker

Bremen Mai 2024

Deutscher Wundkongress & Bremer Pflegekongress

Michael Koczorek

9.8.2024

Wunden bei Diabetikern +++ Wunden bei Adipositas +++ Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen +++ Wunden bei Hochbetagten +++ Wunden nach Reisen

Wunden bei Diabetikern

Das diabetische Fußsyndrom ist die bedeutendste Manifestation diabetischer Fußprobleme. Das Lebenszeitrisiko für ein diabetisches Ulkus erreicht bei Menschen mit Diabetes bis zu 34 %. Mit ca. 50 000 Klinikaufenthalten pro Jahr wegen Amputationen (davon etwa 15 000 Ober- und Unterschenkelamputationen) liegt Deutschland europaweit im oberen Bereich. „70 % aller Amputationen werden bei Menschen mit Diabetes durchgeführt“, konstatierte Elaine Schüßler (Lippe).

Therapeutisch angezeigt sind bei diabetischen Fußläsionen eine Entlastung der betroffenen Bereiche und eine partielle Immobilisierung, minimalinvasive Chirurgie etwa mit Minoramputationen sowie eine Weichteilschonung. Wichtig ist die Auswahl passender Schuhe mit fester Sohle und Abrollkanten, mit anpassbaren Klett- und Reißverschlüssen und Einlegesohlen. Ungeeignet sind Schuhe mit Guss- und Abbruchkanten, Auskleidung mit Frottee, zu dünnen oder zu weichen Sohlen. Hyperkeratosen sollten per Debridement entfernt werden, auch um überwachsene Ulzera freizulegen. Standard der Wundversorgung sind moderne Wundauflagen. Das Exsudatmanagement erfolgt nach Bedarf mit PU-Schaum, Superabsorber, Alginaten und Hydrofasern, Hydrokolloidverband oder Hydrogelen sowie Aktivkohle.

Wunden bei Adipositas

Etwa 34 % der Bevölkerung in Deutschland sind übergewichtig (BMI 25–30 kg/m2) und ca. 19 % adipös (BMI ≥ 30 kg/m2). Als Folge des hohen Körpergewichts kommt es zur Zunahme proinflammatorischer Adipokine bei herabgesetzter metabolischer Kontrolle und vaskulärer Dysfunktion. Eine häufige direkte Komplikation ist das Dependency-Syndrom – „der Klassiker bei übergewichtigen Menschen“, so Dr. med. Maurice Moelleken (Essen). Die Pathogenese besteht in einer insuffizienten Muskelvenenpumpe der unteren Extremität durch Bewegungsmangel, Immobilität und Kompression der Beinvenen durch die abdominelle Fettschürze. Weitere Komplikationen sind venöse Hypertonie, chronische venöse Insuffizienz sowie Mikrozirkulationsstörungen mit Stase, Ödem und trophischen Veränderungen, Wundheilungsstörungen und begleitendes Lymphödem. Die Behandlung besteht in allgemeinen Therapiemaßnahmen wie Gewichtsreduktion und Mobilisierung, in einem effizienten Exsudatmanagement mit Saugkompressen und Wundrandschutz, in einer Kompressionstherapie mit medizinischen adaptiven Kompressionssystemen, Mehrkomponentensystemen und Hilfsmitteln sowie in einer interdisziplinären Anbindung mit Ernährungsberatung, Physiotherapie oder Behandlung des metabolischen Syndroms.

Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen

Prof. Dr. Renate Tewes (Dresden) gelang es, dem Thema Nachhaltigkeit neue Aspekte abzugewinnen. Weltweit emittiert das Gesundheitswesen jährlich so viel Treibhausgase wie 514 Kohlekraftwerke, und pro Tag werden 3,1 kg Abfall pro Krankenhausbett erzeugt. Nachhaltigkeit sollte auch daher wirtschaftlich effizientes, sozial gerechtes und ökologisch tragfähiges Handeln beinhalten, um „unser aller Zukunft“ positiv zu gestalten, so Tewes. Nachhaltigkeit im Krankenhaus kann auch die Reduktion von Fleischprodukten bedeuten und wesentlich dazu beitragen, die Gesundheit sowohl der Patientinnen und Patienten als auch der Mitarbeitenden zu fördern und dadurch letztlich Kosten einzusparen. Aber Nachhaltig­keit wirkt sich nicht nur positiv auf das Weltklima aus, sondern auch auf das Binnenklima im Team. Eine professionelle Kommunikation ist Tewes zufolge die wertvollste Ressource für eine gelingende Zusammenarbeit. Ein relevantes Problem für die Zusammenarbeit stellt aber immer wieder „Jammern und Lästern“ dar. Dieser gefährlichste „Team-Klima-Killer“ kostet Tewes zufolge Kraft, verengt die Wahrnehmung und setzt über die Achse „Hypothalamus – Hypophyse – Nebenniere“ gefährliche Prozesse im Körper in Gang. Auch hier gilt es, im Sinne von Nachhaltigkeit anzusetzen und das Pro­blem zum Beispiel durch Kommunikationsregeln und deren gemeinsame Umsetzung anzugehen.

Wunden bei Hochbetagten

Menschen ab 80 Jahre haben ein vielfach erhöhtes Risiko für chronische Wunden, berichtete Dr. med. Dorothee Busch (Erlangen). Besonders häufig ist die schmerzhafte und zu Infektionen neigende ­Inkontinenz-assoziierte Dermatitis mit einer Prävalenz von bis zu 43 % in Kliniken und Pflegeheimen. Ausgelöst wird sie durch Körperflüssigkeiten, ­okklusives Milieu oder Hautreinigung sowie mecha­nische Faktoren wie Immobilität oder Inkontinenzmaterial. Differenzialdiagnostisch ist die Inkontinenz-assoziierte Dermatitis abzugrenzen vom Dekubitus, der vor allem die Gesäß- und andere Körperfalten betrifft. Therapeutisch sind die kau­sale Behandlung und ein frühzeitig präventives Vorgehen anzustreben. Die Reinigung sollte mit nicht irritierenden Produkten bei sparsamem Wasser­gebrauch erfolgen. Potenzielle Kontaktallergene gilt es zu vermeiden. Die Haut sollte insbesondere in der Wundumgebung geschützt und Verbände mit atmungsaktiven Materialien mit hoher Saugkraft verwendet werden.

Wunden nach Reisen

Die kutane Leishmaniose ist ein häufiges „Mitbringsel“ von Reisen in Nordost-Afrika, Vorderasien, dem Mittelmeerraum oder Zentral- und Südamerika. Sie entsteht nach Stich einer mit Leishmania-Protozoen infizierten Sandmücke. Klinisch zeigen sich Papeln, die langsam wachsen, sowie Knoten und Ulzera, so Dr. med. Annkatrin Pleintinger (Hamburg). Die Diagnose kann klinisch erfolgen oder per Hauttest, histologisch oder mittels PCR. Bei einfachen Läsionen ist häufig eine topische Therapie ausreichend, etwa mit periläsionalem Antimon (Meglumin-Antimonat oder Natriumstibogluconat; 1–3 ml 2- bis 3-mal im Abstand von 1–2 Tagen) oder Kryotherapie, die synergistische Effekte mit Antimon entfaltet. Reicht die topische Behandlung nicht aus, kommt Miltefosin (100 mg/d oral bei Körpergewicht bis 45 kg; 150 mg/d oral bei Gewicht > 45 kg für 28 Tage) zum Einsatz oder liposomales Amphotericin B (vor allem bei immunsupprimierten Patientinnen und Patienten).

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