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Kongress-Ticker

Genetisch bedingte Hauterkrankungen

Kongenitale Epidermolysis bullosa und hereditäres Angioödem

Dr. Christine Adderson-Kisser

25.10.2022

Bei Diagnostik und Therapie seltener genetischer Hauterkrankungen wie der Epidermolysis bullosa (EB) und dem hereditären Angioödem (HAE) tut sich momentan einiges. Von der genaueren Klassifikation einzelner EB-Formen, dem Algorithmus-Update der HAE-Diagnostik bis zur topischen Gentherapie – ein Überblick.

„Bei der kongenitalen Epidermolysis bullosa (EB) haben wir mit der Konsensus-Re-Klassifikation von 2020 nun auch die Kindler EB als eigenständige Gruppe und eine neue Kategorie für sehr seltene, vorwiegend epidermale, „EB-verwandte“ Störungen, bei denen die Blasenbildung nicht im Vordergrund steht,“ erklärte Prof. Dr. Dr. Leena K. Bruckner-Tuderman (Freiburg). Für Patienten und Behandler sei es sehr wichtig, frühzeitig die genaue Diagnose zu kennen, was aber dadurch erschwert wird, dass sich die typi­schen klinischen Zeichen oft erst später zeigen. ­Daher sei die aktuelle Empfehlung, frühzeitig eine ­molekulare Diagnostik in spezialisierten Zentren durchzuführen. Für Informationen und weitere Hilfe sollten sich Behandler an die internationalen Netzwerke ERN(European Reference Network)-SKIN und EB Clinet wenden, so die Expertin. Denn es gibt EB-Formen, die schwere Spätfolgen nach sich ziehen, z. B. eine dilatative Kardiomyopathie bei Patienten mit KLHL24-Genvarianten oder Plattenepithelkarzinome bei Patienten mit dystropher EB. Steht die Diagnose frühzeitig, können die Patienten gezielt überwacht und in aktuelle klinische Studien mit neuen, evidenz-basierten Therapieansätzen – mit kurativer, regenerativer oder symptomlindernder Absicht – eingeschlossen werden. Sehr empfehlenswert sei hier der aktuelle Review zu neuen Therapien bei Genodermatosen von Morren et al. [1], so Bruckner-Tuderman. „In diesem Jahr wurde bereits das erste topische Therapeutikum zur Verbesserung der Wundheilung von der EMA zugelassen. Vielversprechend sind auch die ersten Ergebnisse zur topischen Gentherapie, die COL7A1-Gensequenzen über einen Herpes-simplex-1-Vektor in die Hautzellen von Patienten mit dystropher EB bringt. Die Gene werden nicht in die DNA integriert, die Creme muss daher wiederholt angewendet werden. Auch der systemische Einsatz von Losartan, das antiinflammatorische und antifibrotische Effekte hat, ergab bei 29 Kindern einer Phase-I/II-Studie gute Ergebnisse. „Auch kurative Gentherapien stehen uns inzwischen in Aussicht“, schloss Bruckner-Tuderman.

Hereditäres Angioödem (HAE)

Dr. med. Thomas Buttgereit (Berlin) fasste die wichtigsten Änderungen des WAO/EAACI-HAE-Leitlinien-Updates von 2021 zusammen. Bei klinischem Verdacht auf HAE sind C4- und C1-Inhibitor(INH)-Level sowie C1-INH-Funktion wegweisend. Sind alle erniedrigt, liegt eine HAE-1 vor (Cave: erworbene AE bei älteren Patienten mit negativer Familienanamnese), ist die C1-INH-Funktion normal/erhöht, eine HAE-2. Selten gibt es auch HAE-nC1-INH-Formen mit Mutationen an anderer Stelle, die nicht Bradykinin-vermittelt sein müssen. Die On-demand-Medikation sei mit Icatibant und C1-INH i. v. unverändert geblieben, in der Prophylaxe kamen zu pdC1-INH jetzt neu Lanadelumab und Berotralstat als Firstline-Option hinzu, beide gegen Kallikrein gerichtet, unter denen in Studien die Mehrheit der Patienten anfallsfrei war. Real-World-Daten zeigen, dass auch individuelle Dosisintervallverlängerungen mit Erfolg eingesetzt werden können.

  1. Morren MA et al., Front Pharmacol 2022; 12: 746664 Session „Gentic Skin Diseases“
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