Bei der molekularen Diagnostik sollte immer ein Panel und nicht Einzelmarker untersucht werden, weil man so mehr relevante Informationen bekommt, die die Therapie bestimmen. Beispielhaft stellte Prof. Dr. med. Carsten Denkert (Marburg) Studien vor, bei denen die molekulare Diagnostik eine wichtige Rolle gespielt hat.
In der Solar-1-Studie wurde der PIK3CA-Inhibitor Alpelisib in Kombination mit Fulvestrant untersucht, es wurden aber keine zusätzlichen Marker gefunden, die einen Resistenzmechanismus zeigen. Solar-1 hat gezeigt, dass die Untersuchung im Plasma als Stratifizierungsparameter funktioniert.
Die PADA-1-Studie beschäftigt sich mit dem Nutzen der Umstellung auf Fulvestrant/Palbociclib bei Patientinnen mit ESR1mut-Positivität (> Mammakarzinom). ESR1-Mutationen sind Punktmutation, aber auch Fusionen des Estrogenrezeptorgens. Sie können Indikator für eine endokrine Resistenz sein. Etwa 30 % der metastasierten Tumoren, die endokrin behandelt wurden, zeigen eine ESR1-Mutation auf und haben eine schlechte Prognose. Es sollten die Metastasen-Biopsien untersucht werden, im Primärtumor ist ESR1 in der Regel praktisch nicht zu finden (< 1 %). Die PADA-1 erbrachte, dass der Austausch des Aromatasehemmers gegen Fulvestrant/Palbociclib zu einem verbesserten Überleben führt.
Auch HER2-positive Patientinnen sollten im Verlauf auf eine ESR1-Mutation untersucht werden. Das ist auch im Plasma möglich. Nicht jede Mutation ist dabei therapierelevant, das ESCAT-Schema hilft bei der Bewertung. Es klassifiziert die Biomarker von Tier 1 – 3 nach Evidenz der Studien. Auch in Deutschland gibt es mit DKTK-Master eine solche Evidenzbewertung. Für beide Schemata gilt: Nur die oberen Kategorien sind therapierelevant. Nach folgenden Schritten sollte diagnostisch vorgegangen werden: 1. Klassische Marker prüfen (ER, PR, HER2, Ki67, PD-L1); 2. Tumordiagnostische Marker (NTRK, MSI); 3. Targets mit NGS aus Tumor oder Plasma (PIK3CA, BRCA, HER2, ESR1-Mutation oder Fusion); 4. Zukünftige Marker (AKT/PTEN-Veränderungen).
Vortrag Prof. Dr. med. Carsten Denkert (Marburg): Molekulare Diagnostik beim Mammakarzinom