Die Schilddrüse weist im Verhältnis zum Gewicht das meiste Selen auf, das vor allem für den Stoffwechsel ihrer Hormone essenziell ist. Auch Coenzym Q10 ist in seiner Funktionalität von dem Spurenelement abhängig. Eine Selen-Unterversorgung – gerade im Alter – wirkt sich ungünstig auf kardiovaskuläre Risiken aus.
Die Selen-abhängigen Deiodinasen I und II (DIOI, DIOII) katalysieren die Umwandlung von Thyroxin (T4) zu Triiodthyronin (T3) und aktivieren damit die Thyreoid-Hormone. Die Umwandlung von T4 in das inaktive (r)T3 und des aktiven T3 zum inaktiven Hormon T2 (Inaktivierung), katalysiert DIOIII. Deiodinasen spielen also eine wichtige Rolle bei der zentralen Regulation des Stoffwechsels der Thyreoid-Hormone. Um Störungen der Thyreoid-Hormonbalance und bei der Umwandlung von T4 zu T3 zu vermeiden, ist eine ausreichende Aufnahme von Selen notwendig.
Ein wichtiger Zusammenhang besteht auch zwischen Selen und Coenzym Q10 (Q10), ein starkes Antioxidans, das vor der Lipidperoxidation und somit der Arteriosklerose schützt: Das Selenoprotein Thioredoxin-Reduktase (TXNRD) wird benötigt, um Q10 in die aktive Form Ubiquinol (Q) umzuwandeln. Da die endogene Produktion von Q10 mit dem Alter abnimmt, kann sich bei Senioren und Seniorinnen mit geringer Selen-Aufnahme das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen erhöhen (CVD).
Schon 2016 hatten Alehagen U et al. gezeigt, dass sich bei Älteren die CV-Mortalität bei geringer Selen-Plasmakonzentration erhöht bzw. durch die Einnahme von Selen und Q10 wieder senken lässt [1].
Thyreoid-Hormonstatus und CV-Mortalität
Nun untersuchten sie in einer Sub-Studie den Effekt einer Supplementation von Selen und Q10 u. a. auf den Thyreoid-Hormonstatus sowie die kardiovaskuläre Mortalität [2].
Dafür zogen sie Daten von 414 Individuen im Alter von 70 bis 88 Jahren heran, die zwischen Januar 2003 und Februar 2010 Selen in Kombination mit Q10 4 Jahre lang substituierten. Vor der Intervention betrug die Selen-Konzentration bei ihnen im Schnitt 67 µl/l. Für eine optimale physiologische Funktion und eine adäquate Produktion von Selenoproteinen gilt ein Spiegel von ≥ 110 µl/l für notwendig.
Die Teilnehmenden erhielten Q10-Kapseln (200 mg/Tag) plus organische Selen-Hefetabletten (200 µg/Tag) (n = 210) oder Placebo (n = 204).
Zu Baseline wiesen die mit der niedrigsten Selen-Konzentration signifikant höhere Level an Schilddrüsen-stimulierendem Hormon (TSH) und geringere Level an freiem (f)T3 auf vs. den Individuen mit der höchsten Selen-Konzentration.
Nach 4 Jahren Supplementation erhöhten sich unter Selen und Q10 signifikant die Level von fT3 und rT3, während das von fT4 sank, und der Anstieg von TSH fiel vs. Placebo geringer aus (p = 0,03; alle). In der Placebogruppe waren die TSH- und fT4-Werte über dem Median mit einem Anstieg der 10-Jahres-Mortalität assoziiert vs. den Werten unterhalb des Medians (p = 0,042 TSH, p = 0,039 fT4). In der Verumgruppe gab es diese Unterschiede nicht.
Die positiven Effekte einer Supplementation von Selen und Coenzym Q10 auf die Thyreoid-Hormone lassen sich laut Alehagen U et al. auf die gesteigerte Aktivität der Selen-abhängigen Deiodinasen zurückführen.