Prof. Dr. med. Jens-Uwe Blohmer (Berlin) stellte wesentliche Veränderungen in der Behandlung der gynäkologischen Karzinome vor.
Dazu zählen für ihn vor allem:
• Reduktion der operativen Radikalität beim Brustkrebs (> Mammakarzinom), insbesondere nach neoadjuvanter (präoperativer) Chemotherapie. Die Studiengruppe AGO-B beteiligt sich dazu an der internationalen AXSANA-Studie zur Einführung des Sentinel-Node-Konzepts.
• Die neoadjuvante Behandlung ist Standard für nahezu alle Patientinnen mit einem Mammakarzinom. Dies gilt sowohl für die aggressiven Formen des Brustkrebses, die neben einer Chemotherapie (> Onkologie) seit 2022 auch eine Immuntherapie mit einem Checkpoint-Inhibitor erhalten, als auch für Patientinnen mit einem hormonabhängigen Karzinom, die vor der Operation eine endokrine Therapie erhalten. An der Veränderung der Brustkrebszellen nach dieser medikamentösen Behandlung werden die postneoadjuvante Behandlungen festgemacht.
• Einführung der Immuntherapie in die Behandlung von Frauen mit gynäkologischen Krebserkrankungen. Beim Brustkrebs werden Checkpoint-Inhibitoren eingesetzt vor der Operation, nach der Operation und bei metastasiertem Mammakarzinom. Beim fortgeschrittenen Zervixkarzinom und bei einigen Formen des Endometriumkarzinoms werden diese Checkpoint-Inhibitoren in Kombination mit anderen Medikamenten aufgrund positiver Studiendaten in der klinischen Routine eingesetzt.
• Zur Erfassung der Therapieerfolge werden zunehmend PROMs (Patient Reported Outcome Measures, Messung des Therapieerfolgs aus Sicht der Patientin) eingesetzt. Studiendaten belegen, dass dadurch neben der Lebensqualität der betroffenen Frauen auch deren Heilungsrate verbessert wird. Zum Thema PROM werden auf dem Gebiet der gynäkologischen Onkologie in Deutschland eine Reihe von z. T. öffentlich geförderten Studien durchgeführt (z. B. Pro-B), mit dem Ziel, die Lebensqualität und die Heilungsraten weiter zu verbessern.
• Einführung von ADC (Antikörper-Drug-Conjugate). Mit diesen neuartigen Hybriden, bei denen der Antikörper an Rezeptoren der Tumorzelle andockt, von dieser zusammen mit dem anhängenden Chemotherapeutikum aufgenommen und schließlich in der Tumorzelle freigesetzt wird (> Onkologie). Diese zielgerichtete Behandlung ist effektiver als die bisherige Chemotherapie allein oder kombinierte Chemotherapie mit einer Antikörper-Therapie bei geringeren Nebenwirkungen. Wesentliche Gewinne in der Überlebenszeit der Patientinnen mit metastasiertem und frühem Brustkrebs wurden in Studien erreicht und führten zur Zulassung international und in Deutschland.
AGO-Symposium