Dass Vision und Praxis oftmals weit auseinanderliegen, ist keine neue Erkenntnis. Dies zeigt sich beispielsweise auch bei der Therapie epithelialer Tumoren.
So sei beim Basalzellkarzinom (BCC) mit niedrigem Rezidivrisiko (Tumordicke ≤ 2 mm) laut der Leitlinien eine Schnittrand-kontrollierte Exzision oder Exzision mit 3–5 mm Sicherheitsabstand die Therapie der ersten Wahl, wie Prof. Dr. med. Ulrike Leiter-Stöppke (Tübingen) vorstellte. In der Praxis hingegen komme es häufiger zum Einsatz von Kürettage oder Kryochirurgie bei superfiziellen BCC – mit sehr guten Ergebnissen hinsichtlich nachhaltiger Entfernung, Patientenzufriedenheit und gutem kosmetischen Outcome, berichtete Prof. Dr. med. Margit Huber (Landshut). Für die Behandlung aktinischer Keratosen (AK) hätten lokale Therapien wie die photodynamische Therapie, 5-Fluorouracil 4 % als Creme oder Tirbanibulin 1 % als Salbe aufgrund der hohen Effektivität in klinischen Studien Eingang in die Leitlinien gefunden, so Leiter-Stöppke. Im Praxisalltag hingegen zeige sich laut Huber häufig eine unbefriedigende Wirksamkeit, die mit einer mangelnden Therapieadhärenz zu erklären sei. „Die Therapiemotivation und -erwartungen von AK-Betroffenen spielen im Versorgungsalltag eine ernst zu nehmende Rolle“, so Huber.