Die Datenerfassung von nicht melanozytärem Hautkrebs (NMSC) ist uneindeutig und die Klassifikation der AK nach Olsen korreliert nicht unbedingt mit dem klinischen Verlauf. Neben Herausforderungen bietet die derzeitige Entwicklung bei NMSC aber auch Chancen, wie die Therapie mit dem neuartigen Wirkstoff Tirbanibulin.
Bei der Datenerfassung von nicht melanozytärem Hautkrebs kommt es nach Darstellung von Prof. Dr. med. Ralf Gutzmer (Minden) zu Ungenauigkeiten: „Alle NMSC werden unter der ICD-Nummer C44 ‚Sonstige bösartige Neubildungen der Haut’ subsumiert. Blicken wir auf die Angaben der Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland und deren Daten zum Auftreten von NMSC im Bundesland NRW, so sehen wir bei den Männern eine Inzidenz von 163,1 pro 100 000 Einwohner und bei den Frauen eine Inzidenz von 129,2, während die Gesamtinzidenz von Krebs bei etwa 450 liegt. Das heißt, jede dritte Krebserkrankung in diesem Bundesland fällt unter die Rubrik NMSC.“ Die Mortalität betrage etwa 0,6 bei den Männern und etwa 0,3 bei den Frauen, doch aufgrund der Subsumierung unter „Sonstige bösartige Neubildungen der Haut“ gäben diese Zahlen keinen Aufschluss darüber, an welcher Form von NMSC die Betroffenen verstorben sind.
Als Chemoprophylaxe gegen NMSC und aktinische Keratosen (AK) könne die Einnahme von Nikotinamid empfohlen werden, so Gutzmer weiter. Laut einer Phase-III-Studie kam es nach zwölf Monaten darunter zu einer Reduzierung der Inzidenz neuer NMSC um 23 % [1].
NMSC-Prophylaxe mit Nikotinamid zeigt vielversprechende Ergebnisse.
Dr. med. Martina Ulrich (Berlin) kritisierte in ihrem Referat „Ausblick AK-Therapie 2013: Was kommt, was bleibt?“ die Klassifikation der AK nach Olsen: „Die histologische Klassifikation ist durch das klinische Bild nicht vorhersehbar.“ Dieser Sachverhalt sei bereits 2016 u. a. durch eine Studie von Schmitz et al. dargelegt worden [2]. Bereits ein Jahr zuvor konnte von Fernández-Figueras et al. nachgewiesen werden, dass nicht nur hyperkeratotische AK vom Grad III in ein invasives Plattenepithelkarzinom übergehen, sondern auch initiale AK vom Grad I [3].
Ulrich präsentierte außerdem Daten aus den Zulassungsstudien von Tirbanibulin in den USA und in Europa, wonach es durch den neuartigen Wirkstoff zu einer kompletten Abheilung von 44 % bis 54 % und zu einer partiellen Abheilung von 68 % bis 76 % der Läsionen kam. Der neuartige Wirkstoff führe durch Hemmung der Tubulin-Polymerisation und Unterbrechung der Mikrotubulispindel-Bildung in den proliferierenden Zellen zu einem Zellzyklusarrest in der G2/M-Phase und anschließend zum Zelltod durch Apoptose.
Abschließend wies Ulrich darauf hin, dass AK zumeist einen chronischen Verlauf zeigen und ihnen daher mit repetitiven Behandlungszyklen und/oder Kombinationstherapien sowie effektivem Sonnenschutz begegnet werden müsse.
Symposium „Feel the science – Galenische Innovation in der dermatologischen Praxis“ (Veranstalter: Almirall Hermal GmbH)