Regelmäßiger Sport wirkt sich günstig auf eine Gonarthrose aus. Das gilt auch für den Wintersport – allerdings mit Einschränkungen. Sogar ein künstliches Gelenk ist heutzutage nicht unbedingt ein Grund für Patienten, ihren Lieblingssport aufzugeben.
Am Beginn der Kniearthrose steht meist ein auslösendes Trauma, etwa durch eine Verletzung oder eine Überbelastung. Neben diesem initialen Ereignis können weitere Faktoren wie Stoffwechsel, Hormonhaushalt und Lebensweise die Entwicklung der Gonarthrose beschleunigen. Auch wenn zunächst der Knorpelverschleiß im Fokus ist, so ist die Kniearthrose eine Erkrankung des gesamten Kniegelenks. Ein starker Risikofaktor für die Entwicklung der Arthrose ist Adipositas. Das Übergewicht führt zu einer deutlich erhöhten mechanischen Gelenkbelastung. Somit ist die Gewichtskontrolle eine der effektivsten gelenkerhaltenden Maßnahmen.
Da sich der Knorpel im Knie eines Erwachsenen nur sehr langsam regeneriert bzw. sich degenerative Veränderungen nicht zurückbilden, kann die Gonarthrose in der Regel nur gemildert, aber nicht geheilt werden. Frühzeitig eingesetzte konservative Behandlungsmethoden können aber dazu beitragen, die schützende Knorpelschicht vor schneller oder vorzeitiger Abnutzung zu bewahren. Dazu zählt unter anderem der Einsatz von intraartikulären Injektionen mit Hyaluronsäure.
Außerdem können regelmäßige Sporteinheiten die mechanische Umgebung des Gelenks verbessern und unphysiologische Gelenkbelastungen reduzieren. Denn bei genügender Dosierung stärkt das Training die Muskeln, erhöht die Ausdauer nachweislich und schult das Gleichgewicht. Funktionelle Einschränkungen bessern sich und es kommt häufig zu einer kurz- und mittelfristigen Schmerzlinderung.
Günstige Belastung beim Langlauf
Ungünstige Sportarten sind vor allem die mit plötzlichen Stopps und Richtungsänderungen. Solche mit wenig Gewichtsbelastung und sanften Bewegungen sind hingegen wichtig für einen gesunden Knorpelstoffwechsel und besitzen einen positiven Effekt auf eine bestehende Gonarthrose.
Während des Winters fragen Patienten oft: „Darf ich Skifahren?“ Hier empfiehlt sich eine differenzierte Betrachtung, denn Langlaufen und Alpinski sind technisch anspruchsvoll. Trotz sinkender Zahlen verletzten sich in der Saison 2019/2020 zwischen 36 000 und 38 000 deutsche Alpin-Skifahrer auf den Pisten. Das Risiko für Knieverletzungen lag bei 2,91 je 1 000 Skifahrten. Langlauf ist weniger unfallträchtig: Das Österreichische Kuratorium für alpine Sicherheit zählte für den Winter 2021/2022 beim Langlauf 30 Verunfallte, in der Sparte Piste/Skiroute hingegen 4 611.
Deshalb sollten Arthrosepatienten das Skilaufen nicht unbedingt neu beginnen – erfahrene Skiläufer müssen aber nicht verzichten. Vor allem die gleitende Technik des Langlaufs stellt für die Gelenke der unteren Extremität eine günstige Belastung dar. Selbst bei vorhandenen Abnutzungserscheinungen kommt es selten zur initialen Auslösung von Beschwerden, sondern häufig zu einer muskulären Stabilisierung, welche die Arthrosebeschwerden mindert. Zur Senkung des Unfallrisikos empfiehlt sich vorbereitend ein Koordinations-, Kraft- und Ausdauertraining. Außerdem trägt geeignete Ausrüstung dazu bei.
Wintersport nach Gelenk-OP?
Auch ein künstliches Gelenk muss kein Grund sein, den Wintersport komplett aufzugeben. Da nach der Operation anfangs die Balance eingeschränkt sein kann, ist eine Pause von sechs bis zwölf Monaten nach der OP ratsam. Wichtig ist außerdem eine gleichmäßige Belastung beider Beine und die Vermeidung von extremen Rotationsbewegungen. Beim Skilanglauf sollten unter Umständen schwierige Strecken gemieden werden. Auch Hilfsmittel wie eine Knieorthese können es Ski-Enthusiasten ermöglichen, weiterhin Freude am Skifahren zu haben. Da der Wintersport nur wenige Tage im Jahr betrieben wird, kann anfangs eine kurzfristige Schmerzzunahme die Folge sein. Diese sollte am Folgetag wieder abgeklungen sein. Bei persistierenden oder starken Schmerzen, sollte das Training vorerst ausgesetzt werden.
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