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Allgemeinmedizin

Resistenzmodifizierende Stubstanzen

Ätherische Öle als Enhancer von Antibiotika?

Dr. med. Yuri Sankawa

20.5.2022

Der wachsenden Resistenz gegen Standard- und Reserveantibiotika ist derzeit nur schwer beizukommen. Daher ist die Nachfrage nach neuen antibiotisch wirksamen Substanzen hoch. Als Alternativen könnten Substanzen mit Verstärkerwirkung infrage kommen, die sich mit etablierten Antibiotika kombinieren lassen.

Als Resistenz-modifizierende Substanzen (RMS) werden Naturstoffe definiert, die – zumindest in den verwendeten Konzentrationen – nur über eine geringe oder keine antibiotische Aktivität verfügen, jedoch die Wirkung eines Antibiotikums gegenüber multiresistenten bakteriellen Krankheitserregern (MRE) verändern könnten. Erklärtes Ziel wäre demnach, die antimikrobielle Aktivität von Antibiotika durch die Kombination mit RMS so zu erhöhen, dass MRE wieder eine höhere Antibiotikaempfindlichkeit zeigen. Experimentelle Untersuchungen legen nahe, dass ätherische Öle aus Gewürznelken und der Rinde des Echten Zimtbaums die Wirkung von mehreren etablierten Antibiotikaklassen gegen multiresistente Isolate gramnegativer Bakterienarten wie Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa verstärken können. Eine Arbeitsgruppe aus Berlin hat demzufolge am Beispiel von multiresistenten Isolaten von Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa untersucht, ­inwieweit ätherische Öle aus Gewürznelken (mit dem Hauptinhaltsstoff Eugenol) und Zimtrinde in Kombination mit Lysozym (als Penetrationsvermittler) die antibakterielle Aktivität von Imipenem bzw. Gentamicin erhöhen.

Vielversprechende Ansätze mit ätherischen Ölen aus Gewürznelken und Zimtrinde

Dazu wurden die minimalen Hemmkonzentrationen (MHK-Werte) der ätherischen Öle, der Antibiotika und des Lysozyms alleine sowie in jeder möglichen Kombination für Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa bestimmt. Die Ergebnisse der experimentellen Untersuchungen sprechen den Autoren zufolge dafür, dass Phenylpropanoid-Derivat-haltige ätherische Öle zusammen mit ­Lysozym als aussichtsreiche Kandidaten für die Entwicklung neuer RMS gegen bakterielle Infektionen gelten können. Für Gentamicin, Zimtöl und Lysozym ergaben sich zudem Anhaltspunkte für synergistische Effekte. Folglich könnte es sinnvoll sein, die Untersuchung möglicher synergistischer Wechselbeziehungen zwischen den Substanzen auf möglichst viele Bakterienisolate mit unterschiedlichen Eigenschaften auszudehnen.

Weitere Forschungsarbeiten könnten laut Studienautoren die Zielsetzung haben, RMS chemisch weiter so zu modifizieren, dass ihre antimikrobiellen bzw. resistenzmodifizierenden Wirkungen optimiert würden. Außerdem weisen die Autoren darauf hin, dass auch potenziell unerwünschte Wirkungen von RMS zu untersuchen wären. Beispielsweise wurde unter Zimtaldehyd plus Gentamicin bei einzelnen Isolaten von Pseudomonas aeruginosa eine Verringerung von Antibiotikaeffekten beobachtet.

Sakr H et al., Z Phytother 2021; 42: 233–240

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