Beim 46. San Antonio Breast Cancer Symposium vom 5.–9. Dezember 2023 wurden wie in jedem Jahr die aktuellsten Studien zum Mammakarzinom vorgestellt. Wir haben in diesem Beitrag anhand von ein paar der vielen Highlights die allgemeinen Trends zusammengefasst.
Nach wie vor überschlagen sich die Studiendaten zu neuen Therapien beim Mammakarzinom. Besonders bemerkenswert ist die Entwicklung und Implementierung von Kombinationstherapien, die eine maßgebliche Rolle in der Behandlungsstrategie dieses heterogenen Krankheitsbildes spielen.
Vor allem Kombinationstherapien, die die simultane oder sequenzielle Anwendung verschiedener therapeutischer Modalitäten umfassen, werden derzeit intensiv untersucht. Ziel ist es, die Effektivität der Behandlung zu maximieren und gleichzeitig das Risiko von Resistenzentwicklungen zu minimieren. Ein wesentlicher Aspekt der modernen Kombinationstherapie ist die Integration der zielgerichteten Therapien.
Höheres iDFS durch CDK4/6-Inhibitor
Die Phase-III-Studie NATALEE untersuchte, ob die Addition des CDK4/6-Inhibitors Ribociclib die adjuvante Standardtherapie mit nicht steroidalen Aromatasehemmern (NSAI) bei Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem (HR+)/HER2-negativem (HER2-) Mammakarzinom verbessert. Die finale Analyse wurde nun im Zuge des SABCS präsentiert.
Eine Kohorte von 5 101 prä- und postmenopausalen Frauen und Männern wurde randomisiert (1 : 1) und erhielt Ribociclib zusammen mit den NSAI Letrozol oder Anastrozol oder NSAI allein. Zu den Einschlusskriterien gehörten Stadium IIA (N0 mit zusätzlichen Risikofaktoren oder N1), IIB oder III. Die Patientinnen blieben so lange in der Studie, wie sie NSAI einnahmen (bis zu 5 Jahren), unabhängig vom Absetzen von Ribociclib. Die primären und sekundären Wirksamkeitsendpunkte umfassten invasives krankheitsfreies Überleben (iDFS), rezidivfreies Überleben (RFS) und Gesamtüberleben (OS).
Es wurde ein signifikanter iDFS-Vorteil für Ribociclib + NSAI festgestellt: 90,7 % vs. 87,6 % nach 3 Jahren, was die anhaltende Wirksamkeit der Ribociclib-Kombination unterstreicht. Der Vorteil war über alle Patientenuntergruppen hinweg konsistent. Die Daten zum Gesamtüberleben stehen noch aus.
Abstract GS03-03
Was bringt eine „Lead-in“-Immuntherapie?
Daneben gewinnt die Immuntherapie zunehmend an Bedeutung in der Behandlung des Mammakarzinoms. Immuncheckpoint-Inhibitoren, die das körpereigene Immunsystem aktivieren, um Krebszellen effektiver zu bekämpfen, haben in klinischen Studien vielversprechende Ergebnisse gezeigt. Die Kombination dieser Immuntherapeutika mit traditionellen Behandlungsmethoden wie Chemotherapie oder zielgerichteten Therapien verspricht eine weitere Verbesserung der Überlebensraten und Lebensqualität der Patientinnen.
Fraglich ist dabei jedoch immer die Abfolge der einzelnen Therapien. Eine Phase-II-Studie hat jetzt Optimierungsmöglichkeiten der neoadjuvanten Immuntherapie beim triple-negativen Mammakarzinom (TNBC) untersucht. Konkret wurden die Auswirkungen einer Nivolumab-Einleitung auf die pathologischen Ansprechraten (pCR-Raten) bei TNBC bewertet. TNBC-Patientinnen mit einer Erkrankung im Stadium 1 oder 2 wurden entweder in eine „Lead-in-Gruppe“ (2 Wochen Nivolumab, gefolgt von einer gleichzeitigen Therapie) oder in die Vergleichsgruppe (gleichzeitige Gabe von Nivolumab, Carboplatin und Paclitaxel + Lead-out) randomisiert.
Von den mehr als 100 Patientinnen mit einer mittleren Nachbeobachtungszeit von 12 Monaten war die Mehrheit prä- oder perimenopausal. Beide Studienarme wiesen pCR-Raten von über 50 % auf, was die Wirksamkeit der 12-wöchigen Therapie bestätigt. Allerdings ergab die Studie einen vergleichbaren pCR-Wert in beiden Behandlungsarmen. Eine höhere Anzahl an tumorinfiltrierenden Lymphozyten (TIL) war mit einer Odds Ratio von 2,47 der einzige Prädiktor für eine höhere pCR in der Lead-in-Gruppe. Das unterstreicht den prognostischen Wert dieser Immunzellen.
Abstract GS01-10
Fertilitätserhalt und Krebsbehandlung
Die Diagnose eines Mammakarzinoms bei Frauen im fertilen Alter wirft komplexe Fragen bezüglich der Fertilitätserhaltung und der Sicherheit von Schwangerschaften nach der Krebstherapie auf. Eine Studie, an der BRCA-Trägerinnen aus 78 Zentren weltweit teilgenommen haben, untersuchte die Sicherheit und Auswirkungen einer Schwangerschaft nach einer Brustkrebserkrankung. In die Studie wurden 4 732 junge BRCA-Trägerinnen (< 40 Jahren) aufgenommen, bei denen zwischen 2000 und 2020 Brustkrebs im Stadium 1–3 diagnostiziert wurde. Die kumulative Schwangerschaftsinzidenz nach 10 Jahren lag bei 22 %, bei Patientinnen mit Hormonrezeptor-positivem Brustkrebs etwas geringer. Die Schwangerschaften traten größtenteils spontan ein (79,2 %), die Schwangerschaftskomplikationen waren vergleichbar oder geringer als in der Allgemeinbevölkerung. Die Analyse des krankheitsfreien Überlebens ergab insgesamt keinen nachteiligen prognostischen Effekt einer Schwangerschaft nach Brustkrebs.
Abstract GS02-13
Neuer PIK3-Inhibitor Inavolisib
Etwa 70 % aller Patientinnen leiden an HR+ Brustkrebs, wovon 40 % einen Tumor mit einer PIK3-Mutation aufweisen. Zu den neuen PIK3CA-Inhibitoren in der Entwicklung gehört Inavolisib. Die randomisierte, doppelblinde Phase-III-Studie INAVO 120 untersuchte die Wirksamkeit von Inavolisib an rund 325 Patientinnen mit lokal fortgeschrittenem oder metastasiertem HR+, HER2- Mammakarzinom, die innerhalb einer 12-monatigen adjuvanten Hormontherapie eine Progression entwickelten. Das mediane PFS der 18-Monats-Auswertung betrug 15,0 vs. 7,3 Monate (HR 0,43; p < 0 0001). Die OS-Daten sind zwar noch vorläufig, stimmen aber optimistisch. Nach 18 Monaten waren in der Verumgruppe noch 73,7 % am Leben, in der Placebogruppe 67,5 % (HR 0,64; p = 0,0338).
Abstract GS03-13.