E-Zigaretten erfreuen sich gerade bei jüngeren Generationen steigender Beliebtheit. Oftmals werden sie als rauchfreie Alternative zu herkömmlichen Tabakprodukten beworben, die weniger Gesundheitsrisiken bergen. Studiendaten deuten jedoch weitreichende Folgen an – z. B. für die kardiovaskuläre Gesundheit und das Krebsrisiko.
Geht es nach den jüngsten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), hat der Konsum von Tabak als führende Ursache für kardiovaskuläre und pulmonale Erkrankungen in den vergangenen 2 Dekaden abgenommen. Getrieben wurde der Rückgang in erster Linie durch Frauen, die seltener zur Zigarette greifen. Im Gegenzug nahm der Konsum von E-Zigaretten und Wasserpfeifen (Shisha/Hookah) allerdings vielerorts zu, wie sich bei den jüngeren Generationen vermehrt beobachten lässt. Zu den wichtigsten Gründen dürften die größere Auswahl an Geschmacksrichtungen und die Wahrnehmung als „gesündere“ Alternative zu klassischen Tabakprodukten zählen [1].
Klinische Studien deuten allerdings mitnichten auf weniger schwere Gesundheitsrisiken hin – auch, was erhöhte Risiken für die Entwicklung von Schlaganfällen, Myokardinfarkten oder koronaren Herzerkrankungen (KHK) betrifft [1]. Während Nikotin vor allem für die Entwicklung der körperlichen Abhängigkeit die Hauptrolle spielt, lassen sich die Gesundheitsrisiken sowohl beim herkömmlichen Tabakrauchen als auch beim E-Zigarettenkonsum hauptsächlich toxischen Substanzen zuschreiben, die beim Verbrennen bzw. Erhitzen freigesetzt werden. Im Unterschied zu Tabakrauch oder Wasserpfeifenrauch enthalten E-Liquids zur Erzeugung von inhalierbarem Dampf neben variierenden Nikotinkonzentrationen Polyethylenglykol (PEG), Glycerin und verschiedene Zusatzstoffe wie Aromastoffe. Im Zuge des Erhitzungsprozesses im Verdampfer bilden sich reaktive Aldehyde, darunter karzinogenes Formaldehyd und Acrolein – in z. T. beträchtlichen Mengen. Weiterhin lassen sich Spuren von Schwermetallen, N-Nitrosamine und flüchtige organische Verbindungen sowie Diacetyl nachweisen [1,2]. Viele der Schadstoffe lassen sich mit oxidativem Stress, Entzündungsreaktionen, endothelialer Dysfunktion und der Begünstigung von Arteriosklerose in Verbindung bringen [1].
Eine Cochrane-Netzwerk-Metaanalyse kam zwar zu dem Ergebnis, dass nikotinhaltige E-Zigaretten Rauchende ähnlich gut wie Vareniclin oder Cytisin dabei unterstützen können, mit dem Tabakrauchen aufzuhören – wenn auch mit ernüchternden Ergebnissen bei den Absolutzahlen (8 zusätzlich erreichte Rauchstopps bei 100 Anwendern vs. Kontrollgruppe) [3]. Doch es sind weder die akuten noch Langzeitfolgen von E-Zigaretten hinreichend untersucht. In der kürzlich von der WHO verabschiedeten klinischen Leitlinie zum Rauchstopp bei Erwachsenen wurden E-Zigaretten nicht als empfohlene Nikotinersatztherapie aufgenommen.
Dual Users mit deutlich erhöhten Gesundheitsrisiken
Ein signifikanter Teil der E-Zigaretten-Konsumierenden gehört mittlerweile zu den „Dual Users“, die sowohl herkömmliche Tabakzigaretten als auch
E-Zigaretten konsumieren. Eine aktuelle Metaanalyse von 20 Beobachtungsstudien weist darauf hin, dass der duale Konsum das Auftreten kardiovaskulärer Erkrankungen gegenüber Nie-Rauchenden signifikant begünstigt [4]. Während bislang nur wenig zum Lungenkrebsrisiko im Zusammenhang mit E-Zigaretten bekannt wurde, liegen auch in dieser Hinsicht erste beunruhigende Daten vor: Eine Vergleichsstudie aus dem US-Bundesstaat Ohio bei 4 975 Individuen, die kürzlich mit Lungenkrebs diagnostiziert wurden, sowie 27 294 gesunden Kontrollpersonen, ergab nach Berücksichtigung von Alter, Ethnie, Geschlecht und Wohngebiet ein vierfach erhöhtes Lungenkrebsrisiko für Personen, die sowohl E-Zigaretten „dampften“ als auch chronisch rauchten vs. chronisch Tabakrauchende. Die Ergebnisse zeigten sich hinsichtlich Geschlechtszugehörigkeit, Packungsjahren oder histologischen Haupttypen des Lungenkarzinoms konsistent [5].
Appell an die nächste Bundesregierung
Angesichts des wachsenden Absatzes von E-Zigaretten und Einweg-E-Zigaretten fordert die Bundesärztekammer in einem Positionspapier anlässlich der anstehenden Bundestagswahl, Einweg-E-Zigaretten sowie Aromastoffe in E-Zigaretten zu verbieten bzw. deutlich zu beschränken. Studien deuteten darauf hin, dass es gerade bei den Jüngeren nicht beim alleinigen Probieren bleibt: E-Zigaretten könnten vielmehr den Übergang zum Tabakrauchen begünstigen [6,7]. Die Centers for Disease Control and Prevention des US-amerikanischen Gesundheitsministeriums stellen klar, dass keines der Tabakprodukte – einschließlich E-Zigaretten – als sicher bezeichnet werden kann: Auch wenn Aerosole von E-Zigaretten generell weniger chemische Substanzen enthielten als Zigarettenrauch, gingen damit nicht notwendigerweise auch weniger Gesundheitsrisiken einher [8].
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