Aufgrund der gut dokumentierten Evidenzlage gelten Statine als Mittel der Wahl für die Cholesterinsenkung. Die weniger dichte Studienlage bei Hochbetagten führt häufig zu Diskussionen über den Nutzen einer Statintherapie bei diesen. Ebenso ist auftretender Muskelschmerz immer wieder Thema im Patientengespräch.
Zahlreichen randomisierten Studien zufolge reduzieren Statine das Auftreten von Herzinfarkten, Schlaganfällen und Sterblichkeit in der Primär- und Sekundärprävention. Nach der Metaanalyse Cholesterol-Treatment-Trialists (CTT) Collaboration etwa liegt die Risikoreduktion dieser Ereignisse bei 25 % pro LDL-C-Senkung um 1 mmol (ca. 40 mg/dl) und pro Jahr. Bezüglich Cholesterinsenkung, Halbwertszeit und Medikamenteninteraktion zeigen sich die neueren synthetischen Statine Rosuvastatin und Atorvastatin den älteren aus Pilzen gewonnenen Wirkstoffen wie Simvastatin überlegen.
Vor Beginn einer LDL-C-senkenden Therapie sollten Laufs U et al. zufolge mindestens 2 Messungen im Abstand von 1–12 Wochen erfolgen, wenn nicht etwa ein akutes Koronarsyndrom eine sofortige Behandlung notwendig mache. Beurteilbar sei die LDL-Senkung 7–10 Tage nach Therapiestart. Zudem sei es sinnvoll, 3–4 Monate später das LDL-C zu kontrollieren und dann die Therapie in Abhängigkeit vom Erreichen des individuellen Zielwerts anzupassen.
Die Einnahme erfolgt aus Gründen der besseren Therapieadhärenz am besten morgens. Da Atorvastatin und Rosuvastatin eine gute 24-Stunden-Kinetik aufweisen, ist ein späterer Zeitpunkt prinzipiell möglich.
Auch für ältere Menschen sinnvoll
Die erzielte Wirkung zeigt sich in gleicher Weise bei beiden Geschlechtern, Menschen mit Diabetes mellitus, Kindern sowie anderen Subpopulationen. Und auch bei Personen > 75 Jahre reduzieren Statine kardiovaskuläre Ereignisse und Sterblichkeit analog zu jüngeren. Dies gilt auch für Neuverordnungen bei Leuten > 80 Jahre. Für Individuen ergibt sich die absolute Risikoreduktion aus dem globalen Risiko der Betroffenen, der Höhe des Ausgangs-LDL-C, dem Ausmaß der LDL-C-Senkung und deren Dauer.
Muskelschmerzen
Muskelsymptome stellen eine klinisch relevante Nebenwirkung der Statintherapie dar. Oftmals setzen Betroffene dann das Statin ab und riskieren so eine erhöhte kardiovaskuläre Mortalität. Im Alltag werden Statin-assoziierte Muskelsymptome (SAMS) häufig berichtet, Studien zufolge verursachen Statine aber nur in 10 % der Fälle tatsächlich ein SAMS [1]. Frauen sind häufiger von den symmetrischen und i. d. R. die proximalen Muskelgruppen betreffenden SAMS betroffen, die meistens innerhalb von 4–6 Wochen nach Therapiebeginn auftreten. Dann gilt es, für 2–4 Wochen zu pausieren und anschließend ggf. das Statin zu wechseln bzw. die höchste verträgliche Statindosierung zu ermitteln und die Therapie mit Blick auf den LDL-C-Zielwert mit Ezetimib, Bempedoinsäure oder einem PCSK9-Hemmer zu kombinieren. In einem aktuellen Podcast der Deutschen Herzstiftung betonte Prof. Dr. med. Ulrich Laufs (Leipzig), wie wichtig es sei, die Beschwerden der Betroffenen ernst zu nehmen und mit ihnen Lösungen zu besprechen, um die Einnahme der Lipid-senkenden Therapie nicht zu gefährden.
Laufs U et al., Dtsch Med Wochenschr 2022; 147: 62–8