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Brustkrebsmonat Oktober

Integratives Konzept

Neue Wege in der Therapie des Mammakarzinoms

Dr. med. Matthias Wolfgarten

3.10.2023

Der nationale Krebsplan fordert die sektorübergreifende, integrierte onkologische Versorgung. Ein neues, integratives Behandlungskonzept schickt sich an, diese Forderung für Patientinnen mit Mammakarzinom umzusetzen. Es vereint unter einem Dach Bildgebung, gynäkoonkologische Therapie und Angebote aus der Komplementärmedizin.

Moderne Therapiekonzepte für Frauen mit Brustkrebs fordern, dass die Autonomie der Patientinnen besondere Beachtung findet. Ihre Lebensqualität hängt unmittelbar von psychischen und physischen Faktoren ab – und diese lassen sich durch geeignete Maßnahmen gezielt beeinflussen. 1 Daher ist die Komplementärmedizin nach heutigem Erkenntnisstand ein gleichberechtigter Bestandteil der leitliniengerechten Onkologie.2

So empfehlen die aktuelle Brustkrebs-Leitlinie und evidenzbasierte Konsensus-Papiere einheitlich, ­Patientinnen mit Brustkrebs einen gesunden Lebens­stil zu empfehlen und auf Genussgifte zu verzichten. ­Auch die positiven Effekte von regelmäßiger Bewegung und ausgewogener Ernährung bei Krebspatienten wurden in zahlreichen Studien untersucht und belegt. Nicht nur krankheits- und therapiebedingte Symptome können verbessert werden, auch Langzeitfolgen werden durch einen gesunden Lebensstil positiv beeinflusst. Soweit die Theorie.

Kann die Chemotherapie draußen stattfinden? Warum nicht!

Doch in der Praxis hapert es leider noch. Die praktische Unterstützung beschränkt sich vor allem im ambulanten Bereich bislang darauf, allgemeine ­Informationen in Form von Broschüren an die ­Patientin weiterzugeben – und sie dann mit ihrem Problem allein zu lassen. Die Umsetzung, passend zur individuellen Lebenssituation, gehört in den bisherigen Versorgungsstrukturen nicht zum Standard.

Ein neuer Versorgungspfad der Praxisgemeinschaft Wolfgarten und des Forums Wolfgarten in Bonn hat daher Modellcharakter. Hier werden radiologische Diagnostik, gynäkologische Früherkennung und ­gynäkoonkologische Therapie unter einem Dach ­gebündelt zusammen mit leitlinienkonformen, komplementärmedizinischen, stärkenden und stützen­den Gesundheitsmaßnahmen angeboten. Operative Eingriffe erfolgen in einem kooperierenden Brustzentrum. Das ambulante Versorgungskonzept ist unabhängig vom Versichertenstatus.

Lernen, gesund zu leben

Auf Grundlage einer partizipativen Entscheidung wird ein individuelles Schulungsprogramm für die Patienten erstellt und in angeleiteten Gruppen vor Ort praktisch durchgeführt. Es beinhaltet Ernährungsberatung, Bewegungs- und Ausdauersport nach Maßgaben der onkologischen Trainings- und Bewegungstherapie (OTT) sowie Entspannungsmaßnahmen wie Yoga und MBSR (Mindfulness-­Based Stress Reduction). Parallel wird in einer ­Patientinnen-Akademie alltagsnah theoretisches Gesundheits- und Krankheitswissen über Brustkrebs vermittelt. Ein solche Programm verbessert nachweislich die Prognose bei Brustkrebs und wirkt sich positiv auf die Lebensqualität aus, indem therapieinduzierte Nebenwirkungen wie Depressionen, Ängste, Schlafstörungen oder Fatigue vermindert werden.3

Auch die psychosoziale Begleitung und Beratung ist Teil des Konzepts. Hierzu gibt es ein Angebot durch Gesundheitscoaches: Training in mentalem Selbstcoaching und modernen Techniken zur intrinsischen Selbstmotivation sowie psychoonkologische Beratungen. Der systemischen Komponente der Brustkrebserkrankung wird durch das Beratungsangebot einer Familien- und Paartherapeutin Rechnung ­getragen.  

Bewegung in der Grupper verbessert die Lebensqualität

Der Faktor Patientinnen-Community wird im Programm großgeschrieben. Dazu dienen Begegnungsformate wie Science-Cafés und Talk-Cafés, auch für spezielle Gruppen wie junge Krebspatientinnen, Langzeitüberlebende und Frauen mit ­familiärem Brustkrebs. Ob sich das Gesundheitsverhalten von Patientinnen durch eine solche Gemeinschaft auch langfristig verbessern lässt, wird wissenschaftlich evaluiert.

Der Autor

Dr. med. Matthias Wolfgarten
Facharzt für Gynäkologie und Geburtshilfe, Schwerpunkt gynäkologische Onkologie
Adenauerallee 117
53113 Bonn

info@wolfgarten-gyn.de

1 Universitäres Cancer Center Hamburg, Leben nach Krebs Programm 2020
2 Interdisziplinäre S3-Leitlinie für die Früherkennung, Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms. Kurzversion 4.2, Februar 2020. AWMF-Registernummer: 032-0450L
3 AGO, Empfehlungen gynäkologische Onkologie Kommission Mamma 2020

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Bildnachweis: GettyImages/_stefanamer

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