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Dermatologie

Vitiligo

Neue Therapieoption für eine verkannte Krankheit

8.11.2023

Die Qualität der Versorgung von Vitiligo-Patienten war bisher wenig zufriedenstellend. Die meisten erhalten nicht einmal die in der Leitlinie empfohlenen Therapien. Das könnte sich nun ändern, denn mit dem neu für die nicht segmentale Vitiligo zugelassenen JAK-Inhibitor Ruxolitinib steht endlich eine spezifische Therapie zur Verfügung.

„Die Vitiligo ist eine verkannte Krankheit. Für die Betroffenen handelt es sich nämlich mitnichten um eine ‚Lifestyle-Erkrankung’, wie vielfach angenommen, sondern eine Krankheit mit teilweise erheblichem Leidensdruck und weiteren Komorbiditäten“, erläuterte Prof. Dr. med. Matthias Augustin (Hamburg). Zeigen Krankenkassendaten eine 1-Jahres-Prävalenz von 0,1–0,2 %, liegt sie populationsbezogen bei 0,6– 1,0 % – d. h. nur 20 % der Betroffenen werden auch medizinisch versorgt. Dabei ist das Interesse an einer effektiven Behandlung hoch: 93 % der ­Patienten wünschen sich, keine sichtbare Vitiligo mehr zu haben, 66 % möchten sich wieder ohne Angst zeigen können. Von 1 000 Patienten, die Selbstbräuner, PUVA-Therapie oder abdeckende Kosmetik anwendeten, gab der Großteil jedoch an, dass die Therapie nicht wirke. Laut Augustin sei es wichtig, die Vitiligo früher zu diagnostizieren und ernst zu nehmen, um frühzeitig therapieren zu können. „Denn wir haben jetzt erstmals ein Medikament, das gegen die nicht segmentale Vitiligo zugelassen wurde.“

Leitlinienempfehlungen beachten

Leitlinien-Erstautor Prof. Dr. med. Markus Böhm (Münster) erläuterte, dass die segmentale Vitiligo, die meist nach 1 Jahr vorbei sei, zwar eine günstigere Prognose habe als die nicht segmentale, nichtsdestotrotz aber ernst genommen und therapiert werden sollte. Neben der richtigen Klassifizierung sind Alter, Hauttyp, Komorbiditäten und Ausbreitungsfläche sowie -geschwindigkeit wichtige Faktoren für die Therapiewahl. „Die Ziele sind Stopp der Progression, Repigmentierung und Vermeidung von Rezidiven“, so Böhm. Da topische Steroide von Patienten oft nicht akzeptiert werden und im Gesicht wegen des Atrophierisikos auch keine Option darstellen, sind topische Calcineurin-Inhibitoren (CNI) off-label empfohlen, die im Gesicht zu einem 50%igen Ansprechen führen, am Hals sogar mehr, wohingegen Akren und Areale mit weißen Haaren nicht ansprechen. „Heute wissen wir, dass die Vitiligo-Haut eine Interferon-Signatur hat. Wenn man diese über die Januskinasen (JAK) blockiert, ist man in der Lage, die Zerstörung der Melanozyten durch aktivierte ­T-Zellen zu stoppen.“ Die beiden Zulassungsstudien des topischen JAK-Inhibitors Ruxolitinib 1,5 % Creme ergaben bei einem Befall von ≤ 10 % der Körperober­fläche bei jedem Zweiten eine 75%ige Verbesserung des Gesichtsbefalls nach 24 Wochen und eine 50%ige Verbesserung am Körper nach 1 Jahr. „Mit der Ruxolitinib-Creme haben wir nun für Patienten ab 12 Jahren eine neue und gut verträgliche Therapieoption auch für höhere Schweregrade, die für die Anwendung von bis zu 1 Jahr in der EU zugelassen und erstattungsfähig ist“, so Böhm. Bei einer akuten Vitiligo bedürfe es allerdings einer Systemtherapie, betonte der Experte. Hier habe sich die Tripletherapie aus oralem Kortikoid über 3 Wochen, topischem CNI off-label und UVB-311-nm-­Bestrah­lung bewährt. Sein Resümee: „Therapeutischer Nihilismus bei der Vitiligo ist nicht zu empfehlen!“

Webinar „Autoimmunerkrankung Vitiligo: Die dunkle Seite der hellen Flecken“ (Veranstalter: WISO S. E. Consulting GmbH), Juni 2023

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