Die Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Infektiologie und Tropendermatologie e. V. (ADI-TD) bietet Aufbauseminare samt Zertifikat für Dermatologen an, die Spezialkenntnisse im Bereich der Tropen- und Reiseerkrankungen erwerben möchten. Auch im Rahmen von Tagungen, wie im Oktober in Berlin.
Tropen- und Reisekrankheiten der Haut sind akute und chronische, infektiöse oder nicht infektiöse Pathologien der Haut, die auf die spezifischen Einwirkungen und Risiken eines Aufenthalts in Bereichen außerhalb der gemäßigten Zonen zurückgehen. Betroffen sind somit Tropen, Subtropen und Arktis.
Die ADI-TD beklagt in diesem Zusammenhang, dass „im Rahmen der dermatologischen Weiterbildung, zumal unter den Einschränkungen des DRG-Systems in Deutschland, [...] eine fundierte tropen- und reisedermatologische Ausbildung nur vereinzelt angeboten“ wird. Andererseits seien im deutschsprachigen Raum ausgebildete Dermatologen zunehmend international tätig und benötigten daher aktuelle Spezialkenntnisse.
Tagungsmitorganisatorin Dr. med. Friederike Kauer (Berlin) befasst sich in ihrer Tätigkeit als Dermatologin, Tropendermatologin und zertifizierte Dermatopathologin insbesondere mit der medizinischen Situation in den Partnerregionen Kambodscha,
Sri Lanka und Ostafrika (Tansania und Uganda).
Hitze und Starkregen als Potenzierer
Steigende Temperaturen führen zu Hitzewellen und Dürreperioden, vor allem in Zentral- und Südasien, sowie Überflutungen in Monsun-Regionen und zur Gletscherschmelze im Hindukusch. Als Folge der „vector borne and water borne diseases“ nehmen Unterernährung, Allergien und psychische Erkrankungen zu und im tropischen und subtropischen Asien führt der Starkregen zu einer Zunahme von Diarrhoen, Denguefieber und Malaria.
Klimawandel trifft besonders vulnerable Gruppen in Tropen und Subtropen.
In Kambodscha leben und arbeiten über 80 % der Einwohner in Überschwemmungsgebieten, und sind daher „besonders vulnerabel“, so Kauer. Vermehrt treten Diarrhoen auf – für Kinder unter 5 Jahren die zweithäufigste Erkrankung –, Leptospirosen, Typhus, Schistosomiasis und virale Hepatitiden. Ein besonderes Problem stellt die Melioidose („Pseudo-Rotz“) dar, eine tropische Zeitbombe (Inkubation: < 24 Std.; bis 29 Jahre), hervorgerufen durch das gramnegative Stäbchen Burkholderia pseudomallei aus feuchten Böden und Schmutzwasser. Es erzeugt abszedierende Entzündungen in allen Organen [1] und ist in Südasien eine wesentliche Sepsisursache (51 % der Pneunomien; 15 % der Hautinfektionen). Die Durchseuchungsrate ist hoch. In Sri Lanka steigt nach Starkregen die Inzidenz von Denguefieber (alle vier Serotypen) und Diarrhoen. Drei Viertel der jährlich etwa 390 Mio. Denguefälle finden sich in Südostasien und im westlichen Pazifikraum. In Tansania und Uganda treten infolge des Klimawandels Unterernährung, Phrynoderma, schlechte Wundheilung, Mundwinkelcheilitis, Skorbut und Pellagra auf. kd
1 Lübbert C et al., Flug- und Reisemedizin 2018; 25: 197
Vortrag „Klimawandel und Dermatologie in Partnerregionen“, 23. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft Infektiologie und Tropendermatologie, Berlin, Oktober 2022