Hautausschlag bei infektiöser Mononukleose
In einer retrospektiven Studie mit 396 Personen wurden Inzidenz, prädisponierende Faktoren und die prognostische Bedeutung eines Hautausschlags im Zusammenhang mit einer infektiösen Mononukleose untersucht. Es zeigte sich, dass das weibliche Geschlecht sowie die Abwesenheit heterophiler Antikörper im Blut neben der Einnahme von Antibiotika (insbesondere β-Laktame) unabhängige Risikofaktoren für das Auftreten eines Hautausschlags sind. Abweichend von älterer Literatur, in der die Rate von Hautausschlägen bei Mononukleose nach Therapie mit β-Laktamantibiotika (vor allem Amoxicillin) mit 69–100 % angegeben wird, beschreibt die Autorengruppe eine geringere Häufigkeit von etwa 20 %. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass gering ausgeprägte Befunde übersehen werden könnten.
Fazit: Abschließend wird empfohlen, dass Mononukleose-Betroffene mit Hautausschlag nach einer Antibiotikatherapie eine Allergietestung durchlaufen sollten. Zwar sei die Rate derer, die tatsächlich eine echte Allergie entwickeln, gering, allerdings handle es sich in der Regel um junge Personen, die bezogen auf ihre Lebenszeit mit hoher Wahrscheinlichkeit noch häufig mit Antibiotika therapiert werden.
Páez-Guillán EM et al., J Investig Allergol Clin Immunol 2024; 34: 118–20
Inadäquater Einsatz von Reserve-Antibiotika bei Falschdiagnose
Eine australische Forschergruppe untersuchte in einer retrospektiven Studie an 224 Personen, denen eine Allergie oder Unverträglichkeit gegenüber dem β-Laktamantibiotikum Cefalexin bescheinigt worden war, ob diese wirklich vorlag. Eine Provokationstestung ergab, dass nur knapp über die Hälfte der als allergisch deklarierten Personen eine echte Allergie hatte, wovon wiederum etwa die Hälfte als „low-risk“-Allergiker eingestuft wurde. Dennoch hatten diese Personen während ihres stationären Aufenthaltes deutlich häufiger Reserve-Antibiotika erhalten als andere Patienten und Patientinnen. Andere Cephalosporine kamen hingegen zu selten zum Einsatz.
Fazit: Häufig werden Antibiotika-Allergien basierend auf ungenauen anamnestischen Angaben fälschlicherweise diagnostiziert. Bei Verdachtsfällen sollte eine Allergietestung erfolgen, um die Diagnose zu sichern bzw. auszuschließen.
Jiang M et al., Allergo J Int 2024; 33: 73–9
Einfluss von Übergewicht auf Biologikatherapie bei Asthma
Ziel einer Querschnittsstudie war, den Anteil der Personen zu bestimmen, die unter schwerem Asthma leiden und bei denen mit Biologika eine gute bzw. unzureichende Kontrolle erreicht wird, und zu ermitteln, welche Einflussfaktoren zu einer unzureichenden Kontrolle führen. Eingeschlossen wurden Personen, die zuvor mind. 6 Monate mit Biologika therapiert worden waren. Anhand des Asthmakontrolltests (ACT) wurden 2 Gruppen gebildet (Score ≥ 20 kontrolliert, < 20 unkontrolliert). Eingeschlossen wurden 113 Personen, 62 hatten Omalizumab erhalten, 27 Benralizumab, 21 Mepolizumab und 3 Reslizumab. Mittels multivariater Analyse wurde Adipositas als unabhängiger Risikofaktor für eine schlechte Krankheitskontrolle identifiziert (Odds Ratio 5,9 [95%-Konfidenzintervall 1,8–19,9]). Unwichtig war, welcher der genannten Antikörper verwendet wurde. Eine mögliche Erklärung ist, dass im Fettgewebe verschiedene Hormone und Zytokine produziert werden, welche die T2-vermittelte Immunantwort schwächen und proinflammatorisch wirken. Außerdem könnte v. a. bei Biologika, die nicht gewichtsadaptiert verabreicht werden, bei Übergewicht eine Unterdosierung vorliegen.
Fazit: Die Gewichtsreduktion sollte bei Personen mit unkontrolliertem Asthma angestrebt werden.
Espejo et al., J Investig Allergol Clin Immunol 2024; 34: 128–30
Schutz bei Allergien
Die US-amerikanische Studie OUtMATCH untersuchte, ob der Anti-IgE-Antikörper Omalizumab Nahrungsmittelallergiker vor einer unerwünschten Reaktion nach akzidentellem Verzehr von nicht vertragenen Lebensmitteln schützen kann. 177 Kinder und Jugendliche mit Erdnussallergie wurden in 2 Gruppen eingeteilt, die einen erhielten etwa 5 Monate lang Omalizumab, die anderen ein Placebo. Es wurde überprüft, ob die teilnehmenden Personen mind. 600 mg Erdnussprotein zu sich nehmen konnten, ohne eine allergische Reaktion zu zeigen. Das schafften in der Verumgruppe 67 %, in der Placebogruppe nur 7 %. Knapp die Hälfte der Personen, die Omalizumab erhielten, vertrugen auch deutliche höhere Mengen. In einer Folgestudie soll nun untersucht werden, wie sich die Allergen(un)verträglichkeit nach Absetzen des Medikaments entwickelt.
Fazit: Der Antikörper Omalizumab bietet einem beträchtlichen Teil der Betroffenen Schutz vor allergischen Reaktionen gegen Nahrungsmittelallergene, welcher zumindest das Risiko bei einer akzidentellen Exposition deutlich reduziert.
Wood RA et al., N Eng J Med 2024; 390: 889–99
Neurodermitis und Schlaf
Eine kanadische Forschergruppe untersuchte die Zusammenhänge zwischen kindlicher atopischer Dermatitis (AD) sowie der Schlafqualität und -quantität von Kindern (< 19 Monate) und deren Müttern. Der Schweregrad der AD wurde anhand des Patient-Oriented Scoring Atopic Dermatitis Tool (PO-SCORAD) klassifiziert. Quantitative Daten wurden über Fragebögen halbstrukturierter Interviews erhoben. Es zeigte sich, dass Mütter von Kindern mit mittelschwerer oder schwerer AD häufiger angaben, ihr Kind leide unter einem höheren Grad an Schlaflosigkeit als Mütter von Säuglingen mit leichter AD. Auch berichteten 22 % der Mütter, dass sie in Folge der AD ihres Kindes unter gestörtem Nachtschlaf litten; dies war unabhängig vom Schweregrad der AD.
Fazit: Höhergradige AD wirkt sich negativ auf die Schlafqualität der Mütter und der Kinder aus. Wichtig ist eine adäquate Therapie der AD, damit derartige Folgeerscheinungen vermieden werden können.
Harbottle et al., Allergy, Asthma & Clinical Immunology 2024; 20: 21
Der Autor
PD Dr. med. Ulrich Kisser
Universitätsklinik und Poliklinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Hals-Chirurgie
Universitätsmedizin Halle (Saale)
Bildnachweis: Jobalou (iStockphoto)
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