„Das Unbekannte erforschen, das Ungelöste angehen.“ Nach dieser Maxime arbeitet das Biotechnologie-Unternehmen Galapagos an niedermolekularen Arzneimitteln mit neuartigen Wirkmechanismen. Ein Ergebnis dieser Forschung ist der Januskinase 1 (JAK1)-Inhibitor Filgotinib für Patienten mit rheumatoider Arthritis.
Galapagos − ein ungewöhnlicher Name für ein Pharmaunternehmen. Aber er spiegelt die Firmenphilosophie gut wider: Wie einst Darwin auf seiner Reise die Beobachtungen an den Finken der Galapagosinseln zu seiner revolutionären Evolutionstheorie inspirierten, wollen die Pharmaforscher erreichen, dass ihre Entdeckungen auf zellulärem Sektor zu neuen Arzneimitteln führen.
Galapagos verfügt über eine Target-Discovery-Plattform, in der an menschlichen Zellen In-vivo-Situationen simuliert werden können, um Schlüsselproteine zu erforschen, die an der Entstehung von chronischen Krankheiten beteiligt sind. Der Prozess bis zum fertigen Arzneimittel verläuft dabei in sechs Schritten:
1. Herausforderung annehmen: Bei Galapagos beginnt die Forschung mit der Frage: „Können wir etwas bewirken und den Patienten echten Nutzen bringen?“
2. Targets entdecken: An Patientenzellen wird nach Zielstrukturen gesucht, um die Grundursache der Erkrankung mit den dazu entwickelten „target discovery tools“ anzugehen.
3. Eine passende Verbindung finden: Für die Zielstrukturen wird ein Molekül entwickelt, welches an das „Target” bindet und dessen Funktion unterdrückt.
4. Entwicklung eines potenziellen Arzneimittels: Dieses Molekül wird modifiziert, um seine Arzneimitteleigenschaften zu optimieren, z. B. Wirksamkeit, Stabilität, Löslichkeit und Sicherheit.
5. Prüfung des potenziellen Arzneimittels: Wie wirksam und sicher dieses Arzneimittel ist, wird anschließend in klinischen sowie Real-World-Studien geprüft.
6. Weitergabe der Erkenntnisse: Galapagos bringt das erworbene Wissen und seine Expertise in die Arzneimittelentwicklung ein.
Die Reise von Galapagos begann 1999 im niederländischen Leiden und im belgischen Mechelen, die sich in den vergangenen Jahren zu bedeutenden Biotechnologie-Standorten Europas entwickelt haben. Mittlerweile hat das Unternehmen Niederlassungen in den USA und in acht europäischen Ländern − seit zwei Jahren auch in München.
Weltweit arbeiten für das Biotechnologie-Unternehmen mehr als 1 300 Beschäftigte, 60 % davon in Forschung & Entwicklung. Von den Betriebsausgaben fließen 74 % in diesen Sektor. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: Galapagos verfügt über 65 Patentfamilien und hat mehr als 45 Arzneimittelkandidaten entdeckt, von denen sich bis zu 50 % in der klinischen Entwicklung befinden.
Der Fokus der Forschung und Entwicklung von Galapagos liegt auf chronisch-entzündlichen Erkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis (RA). Gerade bei RA besteht trotz des existierenden breiten Behandlungsspektrums noch ein hoher Bedarf an schnell wirksamen, gut verträglichen Medikamenten, die zu einer anhaltenden Remission führen. So konnte mit der Einführung des JAK-Hemmers Filgotinib (Jyseleca®) ein großer Erfolg verbucht werden. Filgotinib hemmt bevorzugt JAK1, die vor allem bei der Signalübertragung inflammatorischer Zytokine bei der rheumatoiden Arthritis eine große Rolle spielt.
Filgotinib ist zugelassen für die orale Therapie Erwachsener mit mittelschwerer oder schwerer aktiver RA, die auf ein oder mehrere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARD) unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben − sowohl als Monotherapie als auch in Kombination mit Methotrexat (MTX) [1].
Die Zulassung basiert auf Daten des FINCH-Studienprogramms mit mehr als 3 500 Patienten [2-4, *]. Primärer Endpunkt in allen Studien war das Ansprechen des ACR20 nach 12 bzw. 24 Wochen. Es wurde bewertet, ob es durch die Therapie zu einer mindestens 20%igen Verbesserung der vom American College of Rheumatology (ACR) definierten Symptome wie Gelenkschmerz, Gelenkschwellung oder Funktionsbeeinträchtigung gekommen ist. In allen Phase-III-Studien zeigte Filgotinib in Woche 12 (FINCH 1 und FINCH 2) oder 24 (FINCH 3) ein signifikantes, schnelles und anhaltendes ACR20-Ansprechen im Vergleich zu MTX oder konventioneller DMARD-Monotherapie [2-4, *].
Dabei war Filgotinib gut verträglich. Infektionen traten in der klinischen Studienpopulation von Filgotinib nicht signifikant gehäuft auf – weder im aktiv kontrollierten noch im Langzeit-Analysesatz der FINCH- und der DARWIN-Studien [5]. Die expositionsbereinigte Inzidenzrate für Infektionen, schwerwiegende infektiöse Ereignisse, Herpes zoster und opportunistische Infektionen war ebenfalls für alle Behandlungsgruppen vergleichbar [5]. Schwere kardiale Komplikationen oder Thromboembolien wurden in allen Studienarmen selten beobachtet [5].
Für Erwachsene mit RA beträgt die Standarddosis 1-mal täglich 200 mg oral, unabhängig von Mahlzeiten. Für Patienten über 75 Jahre sowie für Patienten mit einer mittelschweren bis schweren Nierenfunktionsstörung (Kreatinin-Clearance 15 bis < 60 ml/min) wird eine Dosis von 1-mal täglich 100 mg empfohlen [1].
* MTX-naive Patienten sind nicht Teil der Zulassung von Jyseleca®
1 Fachinformation Jyseleca®, Stand: April 2021
2 Combe B et al., Ann Rheum Dis 2021; 80: 770–779
3 Genovese MC et al., JAMA 2019, 322: 315–325
4 Westhovens R et al., Ann Rheum Dis 2021, 80: 727–738
5 Genovese MC et al., EULAR 2020, Poster THU0202
Pflichttext
Jyseleca® 100 mg/200 mg Filmtabletten; Wirkstoff: Filgotinib. Zusammensetzung: Jede Filmtablette enthält Filgotinibmaleat, entsprechend 100 mg/200 mg Filgotinib. Sonstige Bestandteile: Tablettenkern: Mikrokristalline Cellulose, Lactose-Monohydrat, vorverkleisterte Stärke, hochdisperses Siliciumdioxid, Fumarsäure, Magnesiumstearat (Ph. Eur.). Filmüberzug: Poly(vinylalkohol), Titandioxid (E171), Macrogol, Talkum, Eisen(III) hydroxid oxid x H2O (E172), Eisen(III) oxid (E172). Anwendungsgebiet: Jyseleca ist angezeigt zur Behandlung von mittelschwerer bis schwerer aktiver rheumatoider Arthritis bei erwachsenen Patienten, die auf ein oder mehrere krankheitsmodifizierende Antirheumatika (DMARDs) unzureichend angesprochen oder diese nicht vertragen haben. Jyseleca kann als Monotherapie oder in Kombination mit Methotrexat (MTX) angewendet werden. Gegenanzeigen: Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder einen der sonstigen Bestandteile. Aktive Tuberkulose (TB) oder aktive schwere Infektionen. Schwangerschaft. Warnhinweis: Enthält Lactose. Nebenwirkungen: Häufig: Infektion des Harntrakts (UTI), Infektion der oberen Atemwege (URTI), Schwindelgefühl, Übelkeit. Gelegentlich: Herpes zoster, Pneumonie, Neutropenie, Hypercholesterinämie, erhöhte Kreatinphosphokinase im Blut. Darreichungsform und Packungsgrößen: Packungen mit 30 und 90 (3x30) Filmtabletten. Verschreibungspflichtig. Stand: April 2021. Pharmazeutischer Unternehmer: GILEAD Sciences Ireland UC, Carrigtohill, County Cork, T45 DP77, Irland. Repräsentant in Deutschland: Galapagos Biopharma Germany GmbH, D 80339 München. Stand: April 2021
Dieses Arzneimittel unterliegt einer zusätzlichen Überwachung. Jeder Verdachtsfall einer Nebenwirkung zu Jyseleca ist zu melden an die Gilead Sciences GmbH, Abteilung Arzneimittelsicherheit, Fax-Nr.: 089/899890-96, E-Mail: drugsafetygermany@gilead.com, und/oder an das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, Abt. Pharmakovigilanz, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 3, D-53175 Bonn, Webseite: www.bfarm.de.
Impressum
Bericht: Angelika Ramm-Fischer I Redaktion: Dr. phil. nat. Claudia Schierloh I Konzept: Elke Engels
MiM Verlagsgesellschaft mbH (Neu-Isenburg)
Mit freundlicher Unterstützung der Galapagos Biopharma Germany GmbH (München)
DE-RA-GLPG-202108-00018