Das fortgeschrittene nicht kleinzellige Lungenkarzinom (NSCLC) hat trotz zahlreicher neuer Therapieansätze leider weiterhin eine schlechte Prognose. Seit Juni 2021 gibt es nun für Patienten mit NSCLC und Nachweis einer PD-L1-Expression auf mindestens 50 % der Tumorzellen (PD-L1 ≥ 50 %), die keine EGFR-, ALK-, oder ROS1-Aberration aufweisen, mit dem PD(programmed-cell-death)-1-Inhibitor Libtayo® (Cemiplimab) eine neue effektive Therapie.
Die Zulassung als Erstlinientherapie erfolgte auf Basis der Daten der Phase-III-Studie EMPOWER-Lung 1 für Patienten mit lokal fortgeschrittenem NSCLC, die keine Kandidaten für eine definitive Radiochemotherapie sind, sowie für Patienten mit metastasiertem NSCLC.
Trotz einer hohen Crossover-Rate von 74 % erreichte die Erstlinien-Behandlung mit Cemiplimab (versus Platin-basierter Chemotherapie) in der Population mit PD-L1 ≥ 50 % signifikante Überlebensvorteile. Das mediane Gesamtüberleben (OS) war nach einer medianen Nachbeobachtungszeit von knapp elf Monaten im Cemiplimab-Arm noch nicht erreicht, im Chemotherapie-Arm betrug es 14,2 Monate. Die 2-Jahres-Überlebensrate lag bei 50 % vs. 27 % unter Chemotherapie. Das progressionsfreie Überleben (PFS) war mit einem Median von 8,2 Monaten vs. 5,7 Monaten unter Chemotherapie signifikant länger. Nach einem Jahr betrug die PFS-Rate 41 % im Cemiplimab-Arm vs. 7 % unter Chemotherapie. Auch die objektive Ansprechrate lag mit 39 % im Cemiplimab-Arm fast doppelt so hoch wie im Kontrollarm (20 %), die mediane Ansprechdauer unter Cemiplimab war mit 16,7 Monaten vs. 6,0 Monaten deutlich verlängert.
Die neue Krebsimmuntherapie mit Cemiplimab bietet Patienten ohne Treibermutation trotz der fortgeschrittenen Erkrankung somit die Chance auf eine Verbesserung des Gesamtüberlebens – bei gleichzeitig hoher Lebensqualität.