Nach einer auf dem diesjährigen European Congress on Obesity (ECO) vorgestellten Interimsanalyse der Studie SELECT reduziert Semaglutid 2,4 mg das kardiovaskuläre Risiko im Vergleich zu Placebo signifikant um 20 % – und zwar unabhängig von der Höhe des Gewichtsverlusts [1].
Adipositas ist mit einer hohen Krankheitslast assoziiert, unter anderem erhöht sie das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Mortalität. Wie sich Semaglutid 2,4 mg im Vergleich zu Placebo als Zusatz zur Standardtherapie zur Prävention von schweren kardiovaskulären Ereignissen (MACE) bei Menschen mit etablierter kardiovaskulärer Erkrankung (CVD) und Übergewicht oder Adipositas ohne vorherige Diabetes-Erkrankung auswirkt, untersuchte die randomisierte, doppelblinde, placebokontrollierte Parallelgruppenstudie SELECT über 5 Jahre [2].
Sie schloss 17 604 Personen ab 45 Jahren mit einem Body-Mass-Index (BMI) ≥ 27 kg/m2 (72 % Männer, 28 % Frauen) unterschiedlicher Ethnizität und verschiedener geografischer Herkunft ein. Die Verantwortlichen der Studie analysierten die Beziehung zwischen der Zeit des Auftretens eines schweren kardiovaskulären Ereignisses und dem Gewicht zu Baseline, BMI, Taillenumfang und das Verhältnis Taille zu Körperlänge sowie die Veränderungen dieser Parameter per Cox-Regression unter Berücksichtigung von Subgruppen.
SELECT-Interimsanalyse
Der auf dem ECO präsentierten Interimsanalyse der Phase-III-Studie zufolge reduziert 1 × wöchentlich verabreichtes Semaglutid 2,4 mg das Risiko von MACE-Ereignissen (kardiovaskulärer Tod, nicht tödlicher Myokardinfarkt, nicht tödlicher Schlaganfall) um 20 %. Vergleichbare Ergebnisse wurden dabei in Behandlungswoche 20 sowohl von Personen, die 5 % oder mehr ihres Gewichts reduzierten, als auch bei denen, die weniger als 5 % abnahmen, erzielt. Die MACE-Risikoreduktion erwies sich darüber hinaus auch unabhängig von Alter, Geschlecht, Ethnizität und Ausgangs-BMI.
Insgesamt lassen sich die Daten so deuten, dass alternative, noch nicht vollständig geklärte Mechanismen, die über die alleinige Gewichtsreduktion hinausgehen, zu dem verbesserten kardiovaskulären Outcome beitragen.
Bisher ist Semaglutid 2,4 mg der einzige Glucagon-like-Peptide-1-Rezeptoragonist (GLP-1-RA), für den kardiovaskuläre Benefits bei Menschen mit etablierter CVD und Übergewicht oder Adipositas belegt werden konnten.
EMA spricht sich für Label-Update aus
Basierend auf den Ergebnissen der SELECT-Studie empfahl die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) Ende Juli 2024 eine Aktualisierung des Labels von Semaglutid 2,4 mg in der Europäischen Union innerhalb der bestehenden Indikation um Daten zur Verringerung von kardiovaskulären Risiken. Das Label-Update berücksichtigt auch Daten, die eine relative Risikoreduktion der konfirmatorischen sekundären Endpunkte kardiovaskulärer Todesfälle, Gesamtmortalität und der kombinierten Herzinsuffizienz-Ereignisse im Vergleich zu Placebo zeigen.
In den USA hatte die Food and Drug Administration (FDA) schon im März 2024 und in Großbritannien die Medicines and Healthcare products Regulatory Agency (MHRA) im Juli 2024 die Indikation auf Basis der SELECT-Daten erweitert.
Diese Entwicklungen bekräftigen, dass es bei Menschen mit Adipositas und etablierter CVD mehr um die Herzgesundheit gehen sollte als um die reine Gewichtsreduktion.