Die Fachkräfteengpässe haben stark zugenommen. In vielen Regionen können sich fachlich kompetente MFA ihren Arbeitgeber aussuchen. Der Aufbau einer attraktiven Arbeitgebermarke wird deshalb auch im Bereich der Facharztpraxis immer mehr zur Pflicht.
Die Website „Best work to place” würdigt die Profile der besten Arbeitgeber und Ausbildungsbetriebe in Deutschland und zeichnet jährlich Unternehmen aus, die ihren Beschäftigten eine besonders gute Unternehmenskultur und attraktive Arbeitsplätze bieten – auch im Gesundheitsbereich. Die Auszeichnung würdigt das überdurchschnittliche Engagement bei der Gestaltung von einer außergewöhnlichen Arbeitsplatzkultur.
Bewertungsgrundlage ist unter anderem das Ausfüllen eines „Culture-Briefes“ oder die Teilnahme an einem „Kultur-Audit“, in dem die Besonderheit und die gelebte Kultur im Unternehmen erfasst und ganzheitlich beschrieben wird. Weiterhin erfolgt eine anonyme Befragung der Mitarbeiter zu zentralen Themen wie:
Was Bewerber überzeugt
Auch wenn man in der Arztpraxis an einer Fremdbewertung als „ausgezeichneter Arbeitgeber“ nicht interessiert ist, so braucht es doch das Implementieren nachhaltiger Strukturen und Maßnahmen, um zufriedene und loyale Mitarbeiter zu gewinnen und dauerhaft zu halten.
Arbeitgeberattraktivität bedeutet in dem Fall, dass die gynäkologische Praxis auf potenzielle Bewerberinnen und bestehende Mitarbeiterinnen eine hohe Anziehungskraft ausübt, weiterhin unternehmensstrategisch ein „Employer Branding“ aufgebaut wird und damit als Praxis auch am Arbeitsmarkt im Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte besonders positiv hervortritt.
Ein ermutigendes Arbeitsklima ist enorm wichtig. Kluge Chefs wissen das. Ein Arbeitstag sollte sich nicht wie ein Wettkampf anfühlen. Denn nur wenn alle am gleichen Strang ziehen, erzielt das gesamte Unternehmen bessere Resultate. Das bedeutet konkret: Es gibt gemeinsam formulierte Ziele, auf die hingearbeitet wird, und regelmäßige Besprechungen, in denen gemeinsam reflektiert wird und das Team ermutigt wird, Ideen einzubringen und einander zu helfen, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
Team-Events verbessern das Gemeinschaftsgefühl
Gute Kommunikation sollte stets gefördert werden, denn nur so können Probleme an der Wurzel angepackt werden. Wenn sich niemand traut, sich zu einem Missstand zu äußern, kann unmöglich etwas dagegen unternommen werden. Das bedeutet konkret: Es gibt Feedback-Runden z. B. in den täglichen Briefings oder in den regelmäßig stattfindenden Praxisbesprechungen. Die Mitarbeiter wollen wissen, wo sie stehen. Was läuft gut? Was können sie verbessern? Welche Möglichkeiten haben sie? Weniger kritisieren und mehr loben ist eine Führungskunst. Als Praxisleitung klar und transparent bei Entscheidungen und Veränderungen zu bleiben, sorgt für Berechenbarkeit und stärkt das zwischenmenschliche Vertrauensverhältnis.
Das Wohlbefinden am Arbeitsplatz zur obersten Priorität zu erklären, sollte für attraktive Arbeitgeber im Gesundheitsbereich selbstverständlich sein.
Obwohl es auf der Managementebene großer Unternehmen oft bevorzugt wird, das Persönliche vom Beruflichen strikt zu trennen, sind in der Frauenarztpraxis beide Aspekte eng miteinander verflochten. Wie sich Mitarbeiter sowohl psychisch als auch physisch fühlen, kann einen enormen Einfluss auf die Beziehungen zu Kolleginnen im Team und auch auf die Qualität der eigenen Arbeit haben.
Körperliches und psychisches Wohlfühlen
Wohlbefinden am Arbeitsplatz beschreibt sowohl den körperlichen als auch den psychischen Zustand bei der Arbeit. Zum körperlichen Wohlbefinden am Arbeitsplatz tragen beispielsweise die Temperatur im Büro, die Ergonomie des Schreibtischstuhls oder das Aktivitätsniveau bei. Das geistige Wohlbefinden wird z. B. durch Stress, Depression oder Angst beeinflusst. Oft können psychische Beschwerden auch zu körperlichen Symptomen führen und umgekehrt.
Wenn das Unternehmen Arztpraxis die Gesundheit seines Teams fördern und als Arbeitgeber attraktiv bleiben möchte, sollte es gegenüber den Beschäftigten unbedingte Loyalität vermitteln, die psychische und körperliche Gesundheit gezielt unterstützen und die vertrauensvolle Zusammenarbeit fördern!
Die eigenen Stärken als Arbeitgeber einer exzellenten Arztpraxis sollten als glaubwürdige Kernbotschaften formuliert und nach innen und außen wirkungsvoll kommuniziert werden. Dadurch zeigt sich die Praxis im Wettbewerb um knappe Arbeitskräfte als attraktiver Arbeitgeber.
Neben den monetären Faktoren nehmen nachhaltig wirkende Maßnahmen und besondere Mitarbeiterangebote einen immer höheren Stellenwert ein:
Wie wohl sich Mitarbeiter am Arbeitsplatz fühlen, hat einen direkten Einfluss auf deren Produktivität, Motivation und damit letztendlich auch auf die Effizienz der Praxisabläufe. Primär- und verhaltenspräventive konkrete Maßnahmen können die eigene Gesundheitskompetenz der Praxismitarbeiter stärken und sind ein wesentlicher Faktor für ein gesundes, glückliches und leistungsfähiges Praxisteam.
Tipps zur Verbesserung der Mitarbeiterzufriedenheit
Wie jede andere Geschäftstätigkeit erfordert auch ein effektives Programm zur Steigerung des Mitarbeiterwohlbefindens eine klare Strategie. Diese Checkliste soll dazu Tipps und Anregungen geben.
Die Autorin
Theresia Wölker
Beraterin und Fachreferentin im Gesundheitswesen
(Schwerpunkte QM, Kommunikation, Stressbewältigung und Resilienz)
Bildnachweis: privat