Ein neu zugelassener 20-valenter Konjugatimpfstoff bietet eine breite Abdeckung gegen invasive Pneumokokken-Erkrankungen sowie ambulant erworbene Pneumonien und kann sowohl eine verstärkte Antikörperantwort als auch die Bildung eines immunologischen Gedächtnisses auslösen.
Der seit Februar 2022 in der Europäischen Union zugelassene Pneumokokken-Impfstoff für Menschen ab 18 Jahren steht für eine breite Serotypenabdeckung in Kombination mit den Eigenschaften eines Konjugatimpfstoffs. Er schützt vor einer großen Zahl an Krankheitsbildern wie invasive Pneumokokken-Erkrankung, Sepsis und Meningitis. Der auch als PCV20 bezeichnete Impfstoff zeigt die breiteste Serotypenabdeckung: Im Vergleich zum 13-valenten Impfstoff können durch eine Impfung mit der Weiterentwicklung doppelt so viele invasive Pneumokokken-Erkrankungen und rund 60 % mehr ambulant erworbene Pneumonien vermieden werden (bei vergleichbarem Sicherheitsprofil).
Indirekter Herdeneffekt nicht ausreichend
Die Impfungen von Kindern führten in den vergangenen Jahren zu einem indirekten Herdeneffekt auch bei Erwachsenen, mit einem Rückgang der Serotypen, gegen die in den Kinderimpfstoffen geimpft wurde. Diese indirekten Effekte haben Experten zufolge jedoch Limitationen: Eine Impfung von Kindern reiche definitiv nicht aus, sondern es müssen auch die Erwachsenen geimpft werden – mit einem Konjugatimpfstoff.
Risikogruppen impfen
Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) sind die häufigsten Erreger der ambulant erworbenen Pneumonien, erläuterte Prof. Dr. med. Tomas Jelinek, Facharzt für Innere Medizin und Infektiologe aus Berlin. Er wies darauf hin, wie wichtig die Impfung für Risikogruppen sei, entsprechend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) insbesondere für Menschen ab 60 Jahren. Aber auch viele jüngere Patienten gehören Risikogruppen an. „Zudem öffnen beispielsweise immunmodulierende Therapien Eintrittspforten für Pathogene“, so Jelinek. Daten des deutschen Nationalen Referenzzentrums aus Aachen zeigten vor der Pandemie einen stetigen Anstieg der Fälle. Schon im vergangenen Sommer wurde nach Aufhebung der AHA-Regeln ein steiler Anstieg der Inzidenz beobachtet. Das wird auch erwartet, wenn weitere Lockerungen eintreten. In den Risikogruppen sei die Impfrate zu gering, warnte der Infektiologe: „6 % der Indikationsgruppe sind geimpft – das ist wirklich erbärmlich, angesichts der Tatsache, dass Impfstoffe zur Verfügung stehen.“
Hochvalente Konjugatimpfstoffe können eine verbesserte Immunantwort im Vergleich zu Polysaccharidimpfstoffen auslösen. Denn anders als bei Polysaccharidimpfstoffen wird die Immunantwort mithilfe der Konjugattechnologie von einer T-Zell-unabhängigen zu einer T-Zell-abhängigen Antwort modifiziert. Dies führt sowohl zu einer Verstärkung der Antikörperantwort als auch zur Bildung eines immunologischen Gedächtnisses.
Virtuelle Launch-Pressekonferenz „APEXXNAR® – der Pneumokokken-Konjugatimpfstoff mit der breitesten Serotypenabdeckung“ (Veranstalter: Pfizer Pharma GmbH), März 2022