Bei leichter bis mittelschwerer Psoriasis werden meist topische Kortikosteroide als First-Line-Therapie verordnet, die bei Langzeitanwendung zahlreiche Nebenwirkungen aufweisen können. Eine nicht steroidale Alternative wäre daher mehr als willkommen – wie die derzeit in klinischen Studien untersuchte Tapinarof-Creme.
Die auf dem Markt befindlichen topischen Präparate zur Behandlung der Psoriasis haben oft Einschränkungen, was die Anwendungsdauer oder die Lokalisation angeht. Phase-II-Studien zu Tapinarof bei Plaque-Psoriasis führten bereits zu ersten Erkenntnissen hinsichtlich Wirksamkeit und unerwünschten Reaktionen (Follikulitis, Kontaktdermatitis und Kopfschmerzen), die nun in zwei identischen randomisierten Phase-III-Studien (PSOARING 1 und PSOARING 2) weiter untersucht wurden. Tapinarof ist eine nicht steroidale Aryl-Kohlenwasserstoff-Rezeptor-modulierende Substanz, die immunmodulierend (u. a. über Interleukin-17) und antioxidativ wirkt und die Hautbarriere über die Modulation von Filaggrin und Loricrin stabilisiert.
Zwei Studien mit ähnlichen Ergebnissen
In die beiden zwölfwöchigen Studien wurden zwischen Mai 2019 und April 2020 insgesamt 1 025 Patienten im Alter von 18 bis 75 Jahren eingeschlossen, die eine stabile leichte bis schwerer Plaque-Psoriasis mit einem Befall von 3 bis 20% der Körperoberfläche aufwiesen. Tapinarof wurde einmal täglich als 1%ige Creme aufgetragen; als Kontrolle diente eine Vehikel-Creme. Primärer Endpunkt war ein PGA(Physician‘s Global Assessment)-Score von 0/1 (ganz bzw. fast erscheinungsfrei) und eine Verbesserung um mindestens 2 Punkte zur Baseline in Woche 12. Zu den sekundären Endpunkten zählten u. a. PASI(Psoriasis Area and Severity Index)-75, DLQI (Dermatology Life Quality Index) und PP-NRS (Peak Pruritus Numeric Rating Scale). Das Ergebnis: Den primären Endpunkt (PGA) erreichten 35,4% bzw. 40,2% der Patienten der Verum-Gruppe, verglichen mit 6,0% bzw. 6,3% der Patienten der Vehikel-Gruppe (Studie 1 bzw. Studie 2; jeweils p < 0,001). Ein PASI-75-Ansprechen zeigten 36,1% bzw. 47,6% der mit Tapinarof Behandelten vs. 10,2% bzw. 6,9% der Patienten der Vehikel-Gruppe (Studie 1 bzw. Studie 2; jeweils p < 0,001). Die patientenberichteten Ergebnisse DLQI und PP-NRS fielen ähnlich positiv aus. Unerwünschte Ereignisse unter Tapinarof traten in 50,3% bzw. 54,5% der Fälle auf (22,4% bzw. 26,2% unter Vehikel-Creme). Am häufigsten waren Follikulitis (23,5% bzw. 17,8%), Nasopharyngitis (7,4% bzw. 4,1%), Kontaktdermatitis (5,0% bzw. 5,8%) und Kopfschmerzen (je 3,8%).
Corona machte einen Strich durch die statistische Rechnung
Pandemiebedingt konnten Behandlungen und Beurteilungen des Krankheitsbildes teilweise nicht durchgeführt werden, sodass etwa 15–20% der Endpunktdaten fehlten und daher multiple Imputationen erforderlich waren, um die Lücken im Datensatz zu schließen, gaben die Studienautoren zu bedenken. Die Ergebnisse der Phase-III-Studien waren dennoch keine Überraschung, auch hinsichtlich der unerwünschten Reaktionen.
Lebwohl MG et al., N Engl J Med 2021; 385: 2219–2229