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Transplantation

Vorgeschädigte Spenderleber nach ex situ-Behandlung transplantiert

6.7.2022

Die Heilung von beschädigten Lebern außerhalb des Körpers und ihre anschließende Verpflanzung ist offenbar möglich, wie ein entsprechender Bericht aus Zürich zeigt. Ein Jahr nach dem Eingriff geht es dem Patienten immer noch gut.

Einem multidisziplinären Zürcher Forschungsteam ist in einem Heilversuch gelungen, was in der Medizingeschichte bislang noch nicht erreicht wurde: Es behandelte eine ursprünglich geschädigte Spenderleber drei Tage ex situ in einer Maschine und setzte das erholte Organ danach einem krebskranken Patienten ein. Ein Jahr später ist der Patient immer noch wohlauf, meldet das Universitätsspital Zürich. „Unsere Therapie zeigt, dass es mit der Behandlung von Lebern in der Perfusionsmaschine möglich ist, den Mangel an funktionsfähigen Spenderorganen zu mildern und Leben zu retten“, erklärt Prof. Dr. Pierre-Alain Clavien, Direktor der Klinik für Viszeral- und Transplantationschirurgie am Universitätsspital Zürich (USZ) und Erstautor des jetzt in „Nature Biotechnology“ publizierten Berichtes.

Dass es möglich wurde, ein Spenderorgan nach einer Aufbewahrungszeit von drei Tagen außerhalb eines Körpers einem Patienten einzusetzen, verdankt das Forschungsteam („Liver4Life“) einer Eigenentwicklung. Die Perfusionsmaschine imitiert den menschlichen Körper möglichst genau, um den Spenderlebern ideale Bedingungen zu bieten. Eine Pumpe dient als Herzersatz, ein Oxygenator ersetzt die Lungen und eine Dialyseeinheit die Nieren. Daneben übernehmen zahlreiche Hormon- und Nährstoffinfusionen die Funktionen des Darms und der Bauchspeicheldrüse. Wie das Zwerchfell im menschlichen Körper bewegt die Maschine zudem die Leber im Takt der menschlichen Atmung. Im Januar 2020 zeigte die Gruppe - eine Zusammenarbeit von Universitätsspital Zürich (USZ), ETH Zürich und Universität Zürich (UZH) - erstmals, dass es dank dieser Perfusionstechnologie möglich ist, eine Leber mehrere Tage außerhalb des Körpers aufzubewahren.

In der Maschine bereitete das Team die Leber mit diversen Medikamenten auf. So konnte die Leber in ein „gutes“ Spenderorgan umgewandelt werden, obwohl sie ursprünglich aufgrund ihrer mangelnden Qualität nicht für die Transplantation freigegeben war. Die mehrtägige Perfusion ermöglicht beispielsweise antibiotische oder hormonelle Therapien oder die Optimierung des Leberstoffwechsels. Zudem können langwierige Labor- oder Gewebeuntersuchungen ohne Zeitdruck gemacht werden. Unter normalen Umständen ist dies nicht möglich, weil Organe mit der herkömmlichen Lagerung auf Eis und den handelsüblichen Perfusionsmaschinen lediglich während 12 Stunden aufbewahrt werden können.

Die Ärzte boten im Rahmen eines bewilligten individuellen Heilversuchs einem Krebspatienten auf der Swisstransplant-Warteliste an, die behandelte Spenderleber einzusetzen. Nach dessen Zustimmung wurde das Organ im Mai 2021 transplantiert. Die transplantierte Leber zeigte nach der ex situ-Vorbehandlung eine normale Funktion mit minimaler Reperfusionsschädigung und der Notwendigkeit für nur ein minimales immunsuppressives Regime. Der Patient erholte sich schnell zu einer normalen Lebensqualität ohne Anzeichen einer Leberschädigung, wie Abstoßung oder Verletzung der Gallengänge, so das 1-Jahres-Follow-up.

Pressemitteilung Universitätsspital Zürich, 31.5.2022
Clavien PA et al.; Nat Biotechnol. 2022 May 31 (DOI 10.1038/s41587-022-01354-7).

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