Ob sich das Intervall von Darmkrebs-Screenings ohne Risiko verlängern lässt, überprüft gerade das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Insbesondere bei Frauen unter 60 Jahren könnte künftig mehr Zeit zwischen den Vorsorgeuntersuchungen vergehen.
„Die Screening-Darmspiegelung ist zwar eine sehr effektive, aber aufwendige Vorsorge-Untersuchung”, sagt Prof. Dr. Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg. „Ließe sich das Intervall zwischen erster und zweiter Screening-Koloskopie in Abhängigkeit von den persönlichen Erkrankungsrisiken ausdehnen, ohne Abstriche bei der Sicherheit zu machen, so wäre das für alle Beteiligten ein Gewinn“. Um eine belastbare Grundlage für zukünftige Screening-Empfehlungen zu schaffen, werteten Brenner und Kollegen nun in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi) die Daten des Deutschen Screening-Koloskopie-Registers aus, in das Ärzte seit Einführung der Vorsorge-Darmspiegelung 2002 jede Untersuchung eintragen müssen.
In diesem weltweit größten Register seiner Art untersuchten die Heidelberger Epidemiologen die Häufigkeit von Darmkrebs und seinen Vorstufen bei 120.289 Teilnehmern, die sich mindestens zehn Jahre nach ihrer ersten Screening-Koloskopie einer wiederholten Darmspiegelung unterzogen hatten. Der Anteil an Personen mit Darmkrebs lag zehn Jahre nach einer befundfreien Erstuntersuchung mit etwa 0,2 Prozent sehr niedrig und stieg auch bei Personen, deren Erstuntersuchung bereits 14 Jahre zurücklag, nicht wesentlich an.
Besonders sicher bei jungen Frauen
Im Vergleich dazu wurde Darmkrebs bei etwa einem Prozent der Untersuchungen gefunden, wenn alle im Register gemeldeten Koloskopien bei Personen vergleichbaren Alters zusammen betrachtet wurden. Dabei war die Häufigkeit bei Männern durchweg höher als bei Frauen und nahm mit dem Alter zu. Informationen über die Auswirkungen der Vorsorge-Koloskopie auf die Darmkrebs-Prävention und -Sterblichkeit kann die aktuelle Untersuchung nicht liefern, da die deutschen Datenschutzbestimmungen keine Verknüpfung mit Krebsregistern und Mortalitätsraten gestatten.
„Unsere Ergebnisse geben starke Hinweise darauf, dass das derzeit empfohlene Zehnjahresintervall für die Vorsorgekoloskopie bei symptomfreien Patienten mit negativer Ausgangsuntersuchung sicher ist. Außerdem legen die Ergebnisse nahe, dass das Vorsorgeintervall insbesondere bei Frauen, die bei der Erstuntersuchung jünger als 60 Jahre alt waren, verlängert werden könnte”, fasst Thomas Heisser, der Erstautor der aktuellen Publikation, die Ergebnisse zusammen.
Pressemitteilung Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ), Januar 2023
Heisser T et al.: JAMA Intern Med. 2023 Jan 17 (DOI 10.1001/jamainternmed.2022.6215).