Bei den Teilnehmern der Studie handelte es sich teilweise um Personen, die sich z. B. wegen Depressionen in stationär-klinischer Behandlung befanden, oder aber um Interessenten, die präventiv etwas gegen Stress und Burn-out wollten. Die Angebote zum naturgestützten Achtsamkeits- und Entspannungstraining wurden vom bayerischen Teil des Biosphärenreservates Rhön und der Biosphärenregion Berchtesgadener Land entwickelt und angeboten und von den Wissenschaftlern auf ihre Wirksamkeit hin untersucht.

Die drei- bis vierstündigen Sitzungen, die mit jeder Gruppe über einen Zeitraum von 3 bis 4 Wochen abgehalten wurden, dienten dazu, die Natur mit allen Sinnen achtsam wahrzunehmen. Dazu bedarf es einer professionellen Anleitung, die durch die Mitarbeiterinnen der beiden Biosphärenreservate geleistet wurde.

Die Forscher haben über 3 Jahre hinweg 227 Fragebögen in den klinischen und 133 in den präventiven Experimental- und Kontrollgruppen erhoben. Hinzu kamen Interviews mit Experten, die etwa die Entwicklung der Interventionsteilnehmer schilderten. Die Ergebnisse der wissenschaftlichen Begleitforschung zeigten unter anderem, dass wohltuend empfundene Gefühle durch die Übungen in der Natur verstärkt wurden, während belastend empfundene Gefühle durch die Angebote abgeschwächt werden konnten. Dadurch können sowohl Patienten mit Depressionen aus Rehakliniken als auch gesunde Menschen aus der Allgemeinbevölkerung im präventiven Bereich von achtsamkeits- und entspannungsbasierten Angeboten in der Natur profitieren.

‍

Leichte Übertragung in de Alltag

Speziell für den klinischen Bereich nahmen die befragten Experten unter anderem wahr, dass sich bei ihren Patienten etwa die körperliche Aktivität steigert, die körperliche Anspannung nachlässt, sich die Atmung vertieft und die Schlafqualität zunimmt. Insgesamt sehen sie eine sehr hohe Wirksamkeit der Angebote.

„Diese Effekte blieben stabil, wie eine Folgeuntersuchung nach drei Monaten zeigte. Gerade Patientinnen und Patienten mit einem hohen Grad an Belastung, wie es sich in den hohen Ausprägungen der Depressionsskala zeigt, stellen oft eine Herausforderung in der Therapie und Behandlung dar. Die Studie liefert hier vielversprechende Ergebnisse, dass gerade diese Gruppe auch langfristig durch das Programm profitieren kann“, erklärt der Psychosomatikexperte PD Dr. rer. nat. Markus Müller (Nürnberg) . Ein Grund für die leichte Übertragung in den Alltag liege darin, dass Natur- und Kulturlandschaften auch unterschiedlicher Ausprägung für die Durchführung der Übungen geeignet seien. So konnten sowohl in abgeschiedenen Waldgebieten als auch in städtischen kleineren Waldstücken und auf Wiesen dieselben positiven Ergebnisse nachgewiesen werden. Im klinischen Bereich ist aufgefallen, dass insbesondere Patienten mit einem höheren Grad an Depression bei der Aufnahme von den Gruppenangeboten profitiert haben.

Der 160-seitige Abschlussbericht „Green Care - Natur und psychische Gesundheit“ steht online zum Download zur Verfügung (https://brbgl.de/storage/2023/06/Abschlussbericht_KU_wissenschaftliche_Begleitung_GreenCare_2023.pdf).