In einer jetzt vorgelegten Studie hat ein multiinstitutionelles Forscherteam die Rate neuer Diagnosen bei in der UK Biobank aufgenommenen Personen analysiert, die am NHS-Gesundheitscheck teilgenommen hatten und diese mit Menschen verglichen, die das nicht getan hatten. Die Langzeit-Nachverfolgung der knapp 50.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Programms zeigte, dass bei Anwendung des Präventionsprogramms signifikant seltener Menschen mit 14 häufigen Krankheiten diagnostiziert wurden und die Gesamtsterblichkeit um mehr als ein Fünftel reduziert war.
Der NHS-Gesundheitscheck ist ein Präventionsprogramm im Vereinigten Königreich, das die Erfassung kardiovaskulärer Risiken anzielt und die primäre Prävention von Krankheiten unterstützen soll (www.healthcheck.nhs.uk). Trotz seiner weiten Verbreitung ist die Wirksamkeit des NHS-Gesundheitschecks für die längerfristige Krankheitsprävention noch unklar. Für die prospektive UK Biobank-Studie wurden insgesamt 48.602 NHS-Gesundheitscheck-Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit Hilfe von verknüpften Aufzeichnungen aus der medizinischen Primärversorgung identifiziert. Diese Personen wurden dann mit 48.602 Menschen, die nicht am Gesundheitscheck teilgenommen hatten, hinsichtlich einer Vielzahl von soziodemografischen, lebensstilbezogenen und medizinischen Faktoren verglichen. Die Follow-up-Diagnosen wurden über einen Zeitraum von durchschnittlich 9 Jahren (SD 2 Jahre) aus den Krankenakten ermittelt, darunter Bluthochdruck, Diabetes, Hypercholesterinämie, Schlaganfall, Demenz, Herzinfarkt, Vorhofflimmern, Herzinsuffizienz, Fettlebererkrankung, alkoholische Lebererkrankung, Leberzirrhose, Leberversagen, akute Nierenschädigung, chronische Nierenerkrankung (Stadium 3+), kardiovaskuläre Mortalität und Gesamtmortalität. Um die bereinigten Ergebnisraten zwischen den Gruppen zu vergleichen, wurde eine Modellierung des zeitvariablen Überlebens verwendet.
Wirksamkeit vorbeugender Maßnahmen
In den ersten zwei Jahren nach dem NHS-Gesundheitscheck wurden bei Teilnehmerinnen und Teilnehmern des NHS-Gesundheitschecks naturgemäß höhere Diagnoseraten für Bluthochdruck, hohe Cholesterinwerte und chronische Nierenerkrankungen festgestellt als in der Vergleichsgruppe. Längerfristig ging jedoch die Teilnahme am NHS-Gesundheitscheck mit einem deutlich geringeren Risiko für alle Multiorganerkrankungen (minus 20-40 % jeweils) und einer niedrigeren Rate bei der kardiovaskulären und der Gesamtmortalität einher (minus 23 %).
Die Forschergruppe erklärt diese Korrelation der Durchführung des NHS-Gesundheitschecks mit einer geringeren Inzidenz von Krankheiten in verschiedenen Organsystemen mit einer Risikomodifikation durch die frühere Erkennung und Behandlung von gesundheitlichen Hauptrisikofaktoren wie z. B. Bluthochdruck oder hoher Cholesterinspiegel. Sie bewertet diese Ergebnisse als einen wichtigen Beitrag zu der wachsenden Zahl von Forschungsergebnissen, die die Wirksamkeit präventiver Maßnahmen zur Verringerung der längerfristigen Multimorbidität belegen.
McCracken C et al.: NHS Health Check attendance is associated with reduced multiorgan disease risk: a matched cohort study in the UK Biobank. BMC Med. 2024 Jan 23;22(1):1 (DOI 10.1186/s12916-023-03187-w).