Eine prätherapeutische Sarkopenie (PS) hat Auswirkungen auf den onkologischen Therapieverlauf. Eine Metaanalyse zur Häufigkeit und den Folgen auf die Krebstherapie zeigt, dass prätherapeutische Sarkopenie mit einem Anteil von etwa 38% bei Krebspatienten sehr weit verbreitet ist, wie französische Forscher jetzt berichten, und mit einer erheblichen Verschlechterung der Therapieergebnisse einhergeht.
Zur Erfassung der Prävalenz von prätherapeutischer Sarkopenieund ihren klinischen Auswirkungen während der Krebsbehandlung bei erwachsenenKrebspatienten ≥ 18Jahren wurden 226 Beobachtungs- und klinische Studien zur PS-Prävalenzanalysiert, die auch über das Gesamtüberleben, progressionsfreies Überleben,postoperative Komplikationen, Toxizitäten und nosokomiale Infektionen derKrebspatienten berichteten. Insgesamt wurden 65.936 Patienten(Durchschnittsalter: 45,7-85 Jahre) mit verschiedenen Krebsarten,Tumorlokalisationen und Behandlungsarten in die Metaanalyse eingeschlossen.
Die gepoolte Prävalenz von prätherapeutischer Sarkopenie, wennsie hauptsächlich nur durch einen CT-basierten Verlust von Muskelmassedefiniert wurde, betrug 38,0%. Dabei zeigte sich eine Erhöhung der gepooltenrelativen Risiken für das Gesamtüberleben (1,97), das progressionsfreie Überleben(1,76), für postoperative Komplikationen (2,70), für verstärkte Therapietoxizitäten(1,47) und für nosokomiale Infektionen (1,76), bei mäßiger bis hoherHeterogenität der analysierten Studien (I2: 58-85%). Wurden demgegenüberkonsensbasierte Algorithmusdefinitionen von Sarkopenie verwendet, die auchParameter wie geringe Muskelmasse, geringe Muskelkraft und/oder körperlicheLeistungsfähigkeit integrieren, betrug die PS-Prävalenz 22%, bei bessererHeterogenität (I2 < 50%). Dies erhöhte auch die prädiktiven Werteder relativen Risiken im Bereich von 2,31 (Gesamtüberleben) bis 3,52(postoperative Komplikationen).
Prätherapeutische Sarkopenie (meist sekundär durch dievorliegende Krebserkrankung bedingt) ist bei Krebspatienten weit verbreitet,fassen die Autoren zusammen, und geht mit deutlich verschlechterten Ergebnisseneiner Krebsbehandlung einher. Besonders klar wird das, wenn eine Definition vonSarkopenie verwendet wird, die neben alleinigen Bildgebungsbefunden auchAlgorithmen unter Einschluss z. B. funktioneller Parameter berücksichtigt. DieForscher plädieren dafür, bereits frühzeitig die Sarkopenie bei Krebspatientenzu diagnostizieren und rechtzeitig mit Krafttraining und Proteinsupplementationvorzubeugen, um so die Therapieziele besser erreichen zu können.
Couderc AL et al.: Pre-Therapeutic Sarcopenia amongCancer Patients: An Up-to-Date Meta-Analysis of Prevalence and Predictive Valueduring Cancer Treatment. Nutrients. 2023 Feb 27;15(5):1193 (DOI10.3390/nu15051193).